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Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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drehte den nahen Knauf, huschte über die Schwelle, schloß die Tür wieder, lehnte sich dagegen und versuchte, Atem zu schöpfen.
    Nach einigen Sekunden öffnete er die Augen.
    Er befand sich jetzt im früheren Audienzzimmer. Der Patrizier saß mit überschlagenen Beinen in seinem alten Sessel und musterte den Sekretär mit gelindem Interesse.
    »Ah, Wonse«, sagte er.
    Wonse wirbelte herum, riß die Tür auf, stürmte in den Gang und lief, bis er die Treppe erreichte. Wie ein einsamer Korkenzieher ragte sie aus den Trümmern im zentralen Bereich des Palastes. Höhe, die einen strategischen Vorteil bot. Verteidigung. Wonse hastete die Treppe hinauf und nahm dabei jeweils drei Stufen auf einmal.
    Er brauchte nur einige Minuten. Um sich zu beruhigen. Um sich vorbereiten. Und
dann
würde er es ihnen zeigen.
    In den oberen Stockwerken gab es noch mehr Schatten, und als Ausgleich fehlte es an struktureller Stabilität. Der Drache hatte Säulen und Wände zerstört, als er sich seine Höhle baute. Der Boden mehrerer Zimmer endete an einem tiefen Abgrund. Die Reste von Wandbehängen und Teppichen flatterten im Wind, der durch zerschmetterte Fenster wehte. Die Dielen unter Wonse zitterten wie die Bespannung eines Trampolins, als er auf die nächste Tür zuhielt…
    »Das war bemerkenswert schnell«, sagte der Patrizier.
    Wonse warf die Tür wieder zu, kreischte entsetzt und rannte durch einen anderen Korridor.
    Die Vernunft kehrte kurz zurück, und der Sekretär blieb neben einer Statue stehen. Um ihn herum blieb alles still: Es ertönten keine Schritte, und nirgends knarrten Angeln. Wonse beäugte die Statue mißtrauisch und stieß sie versuchsweise mit dem Schwert an.
    Als sie reglos blieb, zog er die nächste Tür auf, schlug sie hinter sich zu, griff nach einem Stuhl und rammte die Rückenlehne unter den Knauf. Es handelte sich um eins der oberen Prunkzimmer; es hatte einen Großteil seiner Einrichtung sowie die vierte Wand verloren – dort gähnte nun die Leere der Drachenhöhle.
    Der Patrizier trat aus der Dunkelheit.
    »Wenn du dich jetzt abreagiert hast
…«,
sagte er.
    Wonse drehte sich um und hob das Schwert.
    »Eigentlich existierst du gar nicht«, behauptete er. »Du bist ein – ein Geist oder so.«
    »Ich glaube, da irrst du dich«, erwiderte Lord Vetinari.
    »Du kannst mich nicht aufhalten! Ich habe noch immer magische Macht. Das Buch verleiht sie mir.« Wonse zog einen braunen Lederbeutel aus der Tasche. »Ich beschwöre einen anderen Drachen! Wart’s nur ab!«
    »Davon möchte ich dir dringend abraten«, sagte der Patrizier sanft.
    »Oh, du hältst dich für klug und glaubst sicher, die Situation mühelos zu kontrollieren, nur weil ich ein Schwert in der Hand halte und du nicht! Aber ich habe noch einen Trumpf, dem du nichts entgegensetzen kannst!« Wonse triumphierte. »Ja! Die Palastwache ist auf meiner Seite! Sie gehorcht mir, nicht dir! Du bist niemandem sympathisch. Niemand hat dich
jemals
gemocht.«
    Er schwang das Schwert so herum, daß die Spitze nur noch zwanzig Zentimeter von der schmalen Brust des Patriziers entfernt war.
    »Du kehrst in den Kerker zurück«, sagte er. »Und diesmal sorge ich für, daß du dort bleibst. Wachen! Wachen!«
    Draußen erklang das Geräusch hastiger Schritte. Die Tür zitterte, der Stuhl bebte. Kurze Stille folgte, und dann barsten Tür und Stuhl auseinander.
    »Bringt ihn fort!« heulte Wonse. »Holt noch mehr Skorpione! Werft ihn in…
Ihr seid ja gar nicht…«
    »Laß das Schwert fallen!« sagte Mumm, während sich Karotte hinter ihm einige Holzsplitter aus der Faust zog.
    »Ja«, zischte Nobby und spähte an dem Hauptmann vorbei. »An die Wand und ausbreiten, elender Unhold!«
    »Was soll er ausbreiten?« fragte Feldwebel Colon fasziniert.
    Nobby zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Alles. Das ist am sichersten.«
    »Ah, Mumm«, sagte der Patrizier. »Du wirst…«
    »Klappe halten«, entgegnete der Hauptmann gelassen. »Obergefreiter Karotte?«
    »Sir!«
    »Lies dem Gefangenen seine Rechte vor.«
    »Ja, Sir.« Karotte holte sein Notizbuch hervor, befeuchtete sich den Daumen und blätterte.
    »Lupin Wonse«, begann er, »auch bekannt als Lupin Schnörkel, Sekr’r, pp…«
    »Was?« fragte Wonse.
    »… derzeit wohnhaft in einem Gebäude, das man als Palast, Ankh-Morpork, kennt, es ist meine Pflicht, dir mitzuteilen, daß du verhaftet bist. Die Anklage lautet auf…« Karotte warf Mumm einen gequälten Blick zu. »… auf vielfachen Mord mit Hilfe eines

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