Wachsam
Wales, soviel wußte er; aber war das nicht ein Andreas-Kreuz? Und bedeutete Sankt Andreas nicht Schottland, daher die Schraffierung für ›rot‹?
Er legte den Gang ein und startete die Einfahrt entlang. Geduld. Zu gegebener Zeit würde er die Sache genauer untersuchen, es würde eine Beschäftigung für die Wintermonate abgeben. Er hatte sich schon immer gern als eine Art Lokalhistoriker gesehen, der die Gemeindebüchereien abgraste, Ausgrabungen anregte und an gebildete Dorfvikare Postkarten schrieb.
»Vielleicht«, sagte Sandra, als sie sich zum Schlafengehen anschickten, »kann ich das nächste Mal mitkommen?«
»Aber natürlich«, sagte Cassidy. »Wir machen eine Extrafahrt.«
»Eine gewöhnliche Fahrt reicht aus«, sagte Sandra und löschte das Licht.
Für kurze Zeit schloß sich das Unterholz um ihn. Über einen Teppich aus Glockenblumen hinweg sah er zwischen den Bäumen Wasser aufblitzen. Der Fahrweg führte ihn wieder ins Sonnenlicht, an einem unbewohnten Holzhaus vorbei, einen rostigen Eisenzaun entlang. Dann teilte ein zerbrochener Wegweiser mit Schlagseite die Anfahrt. Händler links, Besucher rechts. Ich bin beides, dachte Cassidy vergnügt und schlug die rechte Piste ein. Tulpen säumten den Wegrand, reckten die Köpfe zwischen den Nesseln. Gute Bestände hier, wenn er dem Unkraut rechtzeitig beikommen könnte. Der Teich war überwachsen. Libellen flitzten über die geschlossene Fläche der Seerosen, das Bootshaus verschwand fast unter dem Schilf. Wie flink die Natur das Ihre zurückforderte, überlegte Cassidy mit wachsendem Glücksgefühl, wie unerbittlich, wie mütterlich war ihr Wille!
Auf seinem Rasenplateau, zwischen einer zerfallenen Kapelle und dem kahlen Gerippe eines Treibhauses ragte plötzlich Haverdown vor ihm auf.
Als historisches und unter Denkmalschutz stehendes BURGARTIGES HERRENHAUS MIT BERGFRIED dreißig Meilen von Bath (von Paddington eine Stunde vierzig Minuten) entfernt , ist Haverdown ein HERRSCHAFTLICHER WOHNSITZ SOFORT VOLL BEZUGSFERTIG MIT FÜNF JAGDHÜTTEN UND VIERZIG MORGEN GUTEN WEIDELANDS. Teils im Tudorstil , teils noch früher errichtet , die Umbauten stammen zumeist aus der Georgianischen Zeit , in welcher auch der ursprüngliche Bergfried nach den Angaben LORD Alfred de Waldeberes vollständig restauriert wurde . Zu den zahlreichen vorteilhaften Neuerungen gehören ein schön geschwungenes Treppenhaus im . Adam-Stil und eine Anzahl schöner und sehr wertvoller ITALIENISCHER BÜSTEN, die im Verkaufspreis inbegriffen sind . Haverdown war von alters her Stammsitz und Festung der de-Waldebere-Familie .
DER GEORGIANISCHE TRAKT. Einmalig schön auf einer natürlichen Erhebung gelegen , beherrscht die elegante Südfassade aufs glücklichste eine der reizvollsten Landschaften Somsersets . Die Mauern bestehen aus alten Ziegeln , denen Zeit und Witterung eine elegante rostbraune Tönung verliehen haben . Den Mittelbau krönt ein Flachgiebel aus Putzstein , acht Sandsteinstufen , vom Fuß der Zeit abgetreten , führen zu einem imposanten halbrunden , von sechs aparten Säulen getragenen Portikus . Im Westen , zwischen der Kapelle und dem Treibhaus , sorgt eine herrliche , leicht reparaturbedürftige Familiengruft für die Wahrung der Symmetrie . Das unverändert erhalten gebliebene Taubenhaus bietet reichlich Platz für eine Heizungsanlage , ein Gästehaus oder eine EREMITAGE . Der gußeiserne Cupido (in traditioneller Pose) im rückwärtigen GARTEN ist getrennt veranschlagt (s . Anlage) .
DIE ÄLTEREN GEBÄUDE bestehen aus dem reich gezinnten TURM mit Stufen und Glockenstube aus der Zeit , nebst einer Reihe von Armenhäuschen im Tudorstil . In ihrer Mitte erhebt sich , unterkellert und von ALTEM WASSERGRABEN UMZOGEN, die türmchen- und zinnenbewehrte Great Hall mit dem Refektorium . Hauptanziehungspunkt der Great Hall , sicherlich einer der schönsten in West-England , ist eine aus der Regierungszeit Edwards I . stammende Spielmanns-Empore . Dort entrichteten , wie die Heimatforschung zu vermelden weiß , fahrende Sänger ihren Tribut an SIR Hugo de Waldebere , den ersten uns bekannten Besitzer von Haverdown , der im Jahre 1261 wegen Bruchs der Lehenstreue des Landes verwiesen wurde . Das Haus ging an seinen jüngeren Sohn über , nach welchem uns kein Besitzer vermeldet wird , bis im Jahre 1760 Lord ALFRED aus der Fremde heimkehrte , um das Haus seiner Väter wieder aufzubauen , die vermutlich durch die Katholikenverfolgungen für lange Zeit in alle Winde
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