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Wächter der Dunkelheit

Wächter der Dunkelheit

Titel: Wächter der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Biggle jr.
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durften und daß Handelswaren von Quarm nicht mehr zu anderen Welten verschifft wurden.
    Cown vermied es, Biag-n anzusehen. Er schwieg.
    »Ich schreibe es auf«, sagte Biag-n zitternd und speiste eine Botschaft in seine Taschenmaschine.
    Er brauchte ziemlich lange dazu. Die Botschaft mußte wie ein normaler Textilauftrag aussehen und so viele Informationen wie möglich enthalten. Er konzentrierte sich scharf und murmelte Zahlen vor sich hin.
    Cown sah ihn immer noch nicht an, aber als Biag-n fertig war, reichte er ihm ohne Widerspruch sein Siegel. Biag-n unterschrieb den Auftrag mit einem Seufzer der Erleichterung.
    »Möge dein Geschäft blühen«, sagte er ernst.
    Cown gab keine Antwort.
    Biag-n wandte sich der Tür zu, die immer noch offenstand, und keuchte vor Entsetzen. Die schnelle Dämmerung von Quarm war hereingebrochen; das Kreischen des Mobs kam näher und war erschreckend deutlich. »Grilf! Grilf!«
    Er hatte zu lange gebraucht. Es hatte nur eine hauchdünne Chance bestanden, daß er eine Botschaft abschicken konnte, daß die Beamten eine Botschaft von einem verhaßten Fremden akzeptieren würden. Nun war die letzte Chance dahin. Er konnte kein jramp mehr erreichen.
    Er trat einen Schritt auf die Tür zu, den Kopf gebeugt. Er hatte beinahe Erfolg gehabt. Und nun versagte er doch noch. Plötzlich wirbelte er herum. »Cown, schick du die Botschaft ab!«
    Cown starrte ihn an.
    »Ich zahle natürlich dafür. Meine Kreditnummer ist bereits eingestanzt. Von dir nehmen sie den Streifen an. Sie senden ihn vielleicht sogar ab.« Er fügte leise hinzu: »Es ist die letzte Bitte, die ich je an dich richten werde.«
    Cowns Finger schlossen sich um den Streifen. Er starrte ihn wie betäubt an. Hinter dem getönten Lichtschutz war sein Gesicht eine ausdruckslose Masse von Schuppengewebe. Irgendwo in dem kreisförmigen Zimmer hörte man das gleichmüßige Tropfen einer Wasseruhr. Biag-n schauderte. Er brauchte keine Mahnung, daß die Zeit ihm davoneilte.
    Wortlos wandte Cown sich um und ging auf die Tür zu. Biag-n drückte sich in die Schatten, weg vom offenen Eingang und von den drohenden Augen des Mobs. Er zählte die Tropfen der Uhr und verfluchte diese primitive Welt, wo man keine Botschaft abschicken konnte und keine Reise antreten konnte, ohne zum nächsten jramp zu gehen.
    Die Dämmerung verdichtete sich rasch und wurde zur Nacht. Der brüllende Mob war jetzt nahe. Eingeborene regten sich in den Nachbarkuppeln.
    Schließlich kehrte Cown zurück. »Du hast sie abgeschickt?« fragte Biag-n. »Nahm man sie an? Wurde sie wirklich überliefert?«
    »Natürlich«, sagte Cown tonlos. »Ich wartete die Bestätigung ab. Das hat so lange gedauert. Es kostet auch zusätzlich etwas.«
    »Möge dein Geschäft blühen«, murmelte Biag-n mit tiefer Verbeugung. Er drückte seine Mustermappe an sich und jagte in die Nacht hinaus. Er konnte seine Dankbarkeit am besten zeigen, indem er sofort verschwand.
    Cowns Tür schlug zu, und er zog die Schultern hoch, als er die feindlichen Blicke aus den benachbarten Kuppeln bemerkte. Er stolperte ins Dunkel. Von allen Seiten kreischte der Mob, und die glänzenden Spitzen der Kuppeln spiegelten die Feuer wider, die am Horizont brannten. Man hatte mehrere Lagerhäuser angesteckt. Eines enthielt einen Ölvorrat und explodierte mit langen Feuerzungen.
    Doch nun war es gleichgültig. Er hatte seine Botschaft abgeschickt. Jetzt konnte er die mühselige Heimreise leichten Schrittes antreten.
    Er wußte, daß er nie heimkommen würde, aber er hatte kein anderes Ziel.
     
    *
     
    Als die Universal-Transmitter-Company einen Monat lang arbeitete, waren die Handelsluftlinien ruiniert. Eisenbahnen und Busunternehmen hielten sich länger, aber beide waren zum Untergang verurteilt. U-Bahnen ebenfalls. Ein paar Taxis strichen immer noch durch die Straßen von New York auf der Suche nach jenen seltenen Kunden, die keine Lust hatten, zu Fuß zur nächsten Transmitterstation zu gehen. Aber die meisten Menschen, ob sie nun auf die andere Seite Manhattans oder auf die andere Seite des Planeten mußten, zogen es vor, durch einen Transmitterrahmen zu steigen, ohne sich von den gefährlichen Bahnen oder Taxis befördern zu lassen.
    Jan Darzek wurde reich und unabhängig, da er sein Geld zufällig bei der Universal-Transmitter-Company angelegt hatte. Seine Reaktion auf den Überfluß war die gleiche, die man seit langem an Ärzten, Anwälten und anderen Akademikern dieser Art beobachten konnte: Er erhöhte seine

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