Wächter der Macht 05 - Opfer
dem Keuchen von Luft, und Luke sprang mit erhobenem Lichtschwert in den Korridor hinaus. Eine der Türen wurde von irgendetwas offen gehalten, versuchte wiederholt, sich zu schließen, und gab jedes Mal ein leises, mechanisches Ächzen von sich, wenn die beiden Türhälften auf das Hindernis trafen und wieder ein paar Zentimeter zurückprallten. Von Lumiya war nichts zu sehen.
Doch Sekunden zuvor war sie noch da gewesen. Luke konnte sie beinahe in der Luft schmecken. Es war, als hätte sie ihr Parfüm zu großzügig aufgetragen, und es hatte eine Wolke zurückgelassen, die hinter ihr herwehte, abgesehen davon, dass es sich hierbei um den Geruch der Dunkelheit handelte, nicht um seltene Öle. Frustriert und aufgebracht eilte er mit großen Schritten den Korridor hinunter, um zu sehen, was die Türen auseinander hielt.
Es war ein Paar schwarzer Stiefel, Armeestiefel mit untergliederten Durastahlplatten rings um die Knöchel, von der Art, wie Ben sie trug. Er teilte die Türhälften mit einem Machtstoß und kauerte sich nieder, um die Stiefel an sich zu nehmen.
Es waren Bens. Luke erkannte sie nicht bloß, sondern spürte Ben auch darin, als er sie aufhob. Luke neigte selten zu übereiligen Schlüssen. Doch er war sich sicher, wer sie zurückgelassen hatte und welche Botschaft damit einherging: Wenn ich persönliche Gegenstände deines Sohnes kriegen kann, kann ich ihn ebenfalls erwischen.
Der Gedanke traf Luke wie ein Schlag ins Gesicht. Vielleicht hat sie Ben entführt. Er suchte in der Macht nach seinem Sohn und fühlte keine Gefahr. Tatsächlich hinterließ Ben in der Macht die Aura von jemandem, der ruhig und friedlich schlief. Wie lange das so bleiben würde, darauf wollte Luke allerdings nicht wetten.
Er ging zurück ins Apartment, um seine Jacke zu holen, und aktivierte dabei sein Kommlink, um Jacen anzurufen. Es kümmerte ihn nicht, wie spät es war.
Jacen antwortete augenblicklich. Es schien, als würde auch er in letzter Zeit nicht viel Schlaf bekommen.
»Wo ist Ben?«, wollte Luke wissen.
»Er schläft, Luke.« Jacen hatte diesen ruhigen, pseudo-beschwich-tigenden Tonfall, der allerdings alles andere tat, als ihn zu beschwichtigen. »Gibt es ein Problem?«
»Gab es heute Nacht irgendwelche Eindringlinge im GGA-Hauptquartier?«
Jacen stieß ein leises, kleines Lachen aus. »Wir sind diejenigen, die sich mit Gewalt Zutritt verschaffen, Luke.«
»Irgendjemand hat Bens Stiefel als Warnung hier zurückgelassen.«
»Ich verstehe nicht recht. Hat Ben sie dagelassen?«
»Er bewahrt bei uns Zuhause keine seiner Uniformen auf. Irgendwer hat sie aus eurem Hauptquartier mitgenommen, und so sehr das auch nach einem jugendlichen Streich aussehen mag ...« Luke zögerte fast, Lumiya zu erwähnen, weil er noch keine Ahnung hatte, wie weit ihre Verbindungen in die GGA reichten oder ob Jacen sich dessen auch nur angemessen bewusst war. Doch er war wütend und hatte Angst um seinen Jungen. und das beeinträchtigte sein Urteilsvermögen. »Es ist Lumiya. Sie verhöhnt mich. Zeigt mir, dass sie jederzeit an Ben herankommen kann, wenn sie will.«
Jacen schwieg. Luke wartete.
»Ich kann dir keine Erklärung dafür liefern, ich kann es wirklich nicht«, sagte Jacen schließlich.
»Nun, Lumiya macht sich über mich lustig, wie sie es vermutlich auch auf Gilatter getan hat.« Dämlich, dämlich, dämlich. Wie konnte ich mich nur jemals so zum Narren machen lassen? »Und sie hat jemanden innerhalb deiner Organisation, also schlage ich vor, du gehst der Sache schleunigst auf den Grund.«
»Wir haben bereits eine Untersuchung durchgeführt und nichts entdeckt. Wenn es dich glücklich macht, werden wir noch eine in Angriff nehmen.« Jacen klang gleichermaßen beleidigt wie gereizt, doch nicht einmal das konnte Luke länger für bare Münze nehmen. »Aber ich kann dir versichern, dass Ben in Sicherheit ist - tatsächlich hat er sogar einen ziemlich guten Schutz direkt neben sich: Leutnant Lekauf.«
»Gut zu sehen, dass der Kerl befördert wurde. Er macht auf mich den Eindruck, als wäre er dir sehr loyal ergeben.«
»Wie sein Großvater Vader gegenüber, Luke. Eine solche Loyalität kann man sich nicht erkaufen. Ben ist in guten Händen. Lass uns am Morgen noch mal miteinander sprechen.«
Luke unterbrach die Verbindung. Nein, bis zum Morgen würde er nicht warten, und es gab keinen Anlass, mit Jacen zu reden, der eindeutig Scheuklappen vor den Augen hatte, was Lumiyas Einfluss bei der GGA betrat. Sie befand sich direkt
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