Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc

Titel: Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
Vom Netzwerk:
im Geheimen, um die Stämme vor allen Bedrohungen zu schützen, von außen ... und von innen.
    Aber was war die Rüstung, dieses wunderbare, goldene, lebende Metall? Wo kam sie her? Und welchen Preis forderte das Herz dafür, jene ersten paar Droods zu so viel mehr als Menschen zu machen?
    Ein Drood stand vor dem Herzen und bot dem mächtigen Diamanten ein Zwillingssäuglingspärchen dar. Eins der Babys wurde dem Drood von einer unsichtbaren Kraft aus den Armen gerissen und hing in der Luft vor dem Herzen, strampelnd und schreiend. Und dann wurde es plötzlich in die strahlende Oberfläche des Herzens gesaugt und verschwand im Inneren. Seine Schreie brachen abrupt ab. Und um den Hals des Säuglings, den der Drood noch hielt, erschien ein glänzender goldener Halsreif. Das Bild zeigte andere Opfer, andere Anblicke, über viele Jahre hinweg, bis das Geheimnis der Familie offenbar war.
    Alle Druiden, die den Energien des Herzens ausgesetzt waren, machten vorherbestimmte genetische Veränderungen durch, und von dem Punkt an wurden alle Drood-Kinder als eineiige Zwillinge geboren. Sehr bald nach der Geburt wurde ein Kind dem Herzen gegeben, das seinen Körper und seine Seele absorbierte, auf dass der überlebende Zwilling die goldene Rüstung tragen und der Familie dienen mochte. Wenn ich das lebende Metall trug, umgab ich mich mit allem, was von meinem geopferten Zwilling noch übrig war. Dem Bruder, den ich nie gekannt hatte. Jedes Mal, wenn ich hochrüstete, trug ich meinen Bruder wie eine zweite Haut.
    Wie viele Zwillinge, wie viele Leben waren dem Herzen geopfert worden, über die langen Jahrhunderte hinweg? Wie vielen unschuldigen Kindern war die Chance aufs Leben verwehrt worden, damit die Droods mehr als Menschen sein konnten?
    Das Bild zeigte uns mehr. Es wurde schlimmer.
    Während mehr und mehr Babys dem Herzen gegeben wurden, wurde das Wesen aus einer anderen Dimension heller, stärker. Die Seelen der geopferten Kinder wurden im Herzen eingeschlossen und festgehalten, gefangen gehalten, um die Kraft zu erzeugen, die unsere Rüstung erschuf, die unsere Zaubereien und unsere Wissenschaften antrieb, die unsere Familie stark machte.
    Mir war schlecht. Ich kam mir besudelt vor. Ich war dazu erzogen worden, das Herz in seinem Sanktum zu verehren und zu schützen, ohne jemals zu wissen, was es wirklich war: ein Seelenfresser. Genau wie jene ekelhaften Wesen, die Abstoßenden Abscheulichen, aber in einem viel größeren Umfang. All diese Babys ... all diese Generationen gefangener Seelen, denen ein späteres Leben verweigert wurde, die zu einem nie endenden Dasein im Inneren des Herzen verdammt wurden, um es mächtig zu machen! Wussten sie es? Hatten sie Bewusstsein da drin? Litten sie unaufhörlich? Schrien sie die ganze Zeit, hinter den schimmernden Facetten dieses gewaltigen Diamanten?
    Das Bild erlosch, und Molly und ich wichen in unsere Körper zurück. Wir sahen einander an, vor Erschütterung sprachlos. In meinem ganzen Leben war ich noch nie so wütend gewesen. Sehr vorsichtig rollte ich die Schriftrolle zusammen, verschnürte die Bänder wieder und legte sie ins Regal zurück. Ich durfte nicht riskieren, dass sie beschädigt wurde: Sie war Beweis eines Verbrechens. Kalt brannte der Zorn in mir, und noch nie hatte ich mich so zielgerichtet, so entschlossen gefühlt. Molly streckte die Hand nach mir aus und hielt im letzten Moment inne, als ob sie sich an mir die Finger verbrennen könnte. Ich glaube nicht, dass ihr gefiel, was sie in meinem Gesicht, in meinen Augen sah.
    »Eddie ...«
    »Schon gut«, sagte ich, doch etwas in meiner Stimme ließ sie zusammenzucken. »Ich wusste schon immer, dass meine Familie mit allen Fasern ihres Herzens verkommen ist.«
 
*
 
    Ich hörte nichts, ich sah nichts, aber plötzlich wusste ich einfach, dass er da war, hinter mir stand. Und weil es sich ganz und gar nicht leicht an mich heranschleichen lässt, wusste ich, wer es war, wer es sein musste. Langsam drehte ich mich um, und da war er und hielt eine Pistole auf mich gerichtet. Molly drehte sich ebenfalls um und rückte dann instinktiv etwas näher an mich heran. Die Matriarchin hatte den größten Frontagenten von allen geschickt, um sich mit mir zu befassen.
    »Hallo, Onkel James«, sagte ich.
    Er nickte, ohne zu lächeln, groß und gut aussehend wie immer, vollendet elegant in einem Smoking, und die Waffe in seiner Hand wirkte beinah deplatziert, wie sie Molly und mich in Schach hielt. Durchaus möglich, dass er gerade

Weitere Kostenlose Bücher