Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc
bei. »Also ... gehen Sie, guter Junge. Lassen Sie sich nicht aufhalten; es steht Ihnen frei zu gehen. Ich gebe mich nie mit Drohungen ab, die ich nicht untermauern kann.«
»Wenn doch nur jeder so kultiviert wäre!«, entgegnete ich würdevoll.
Ich wandte mich zum Gehen, als der Mittelsmann sich auf einmal vorlehnte. »Es gibt da jemanden, mit dem Sie reden könnten. Sie weiß viele Sachen, von denen sie die meisten eigentlich nicht wissen sollte. Und sie hat mehr Grund als die meisten, Ihre Familie zu hassen: Die wilde Hexe Molly Metcalf.«
»Ah«, sagte ich, »Molly. Ja.«
»Spüre ich da ein Problem? Sie klingen nicht allzu begeistert.«
»Molly und ich haben eine Vorgeschichte«, antwortete ich.
Der Mittelsmann lachte und breitete die Arme aus, als ob er das Universum umarmen wolle. »Wer hat das nicht, guter Junge? Das ist das Salz der Erde!«
*
Ich rüstete ab, während ich aus dem Thailokal ging, und die lebende Rüstung floss wieder in meinen Torques zurück. Trage niemals das Gold in der Öffentlichkeit! Ich lächelte leise. Ich mochte von meiner Familie verstoßen worden sein und mich auf der Flucht befinden, aber noch immer befolgte ich ihre Regeln. Hinter mir beeilte sich das Thaipersonal, die Tür zuzusperren und die Rollos herunterzulassen. Ich konnte es ihnen nicht verübeln. Ich stand eine Weile draußen und dachte nach, dann blickte ich plötzlich auf, weil ich zum ersten Mal merkte, wie ruhig die Straße war. Ich schaute um mich, und straßauf, straßab, nirgends war jemand zu sehen. Kein Verkehr, keine Fußgänger. Die Geräusche der geschäftigen Stadt drangen von fern zu mir, aber mein kleiner Teil der City war wie ausgestorben. Was zu dieser Zeit des Abends einfach nicht vorkam, sofern nicht die ganze Gegend still und effizient abgeriegelt worden war. Und die einzigen Menschen, die genug Einfluss hatten, um das mitten im Herzen Londons durchzusetzen, waren die Mitglieder meiner Familie. Niemand sagt nein zu den Droods. Sie hatten mich also gefunden. Ich blickte mich jäh um, als ein Mann lässig aus einer Seitenstraße geschlendert kam. Ein sehr eleganter, sehr glatter Mann mit einem bekannten Gesicht, der übermäßig zufrieden mit sich selbst aussah: Matthew Drood.
Sein Auftreten war selbstbewusst, sogar großspurig, aber ich bemerkte, dass er trotzdem in respektvoller Entfernung von mir stehen blieb. Er lächelte und nickte, und ich erwiderte sein Nicken. Soweit ich es beurteilen konnte, war er allein gekommen, was mir Sorgen machte. Das war nicht Familienpolitik, wenn es darum ging, sich mit einem Vogelfreien zu befassen. Er schien von mir zu erwarten, dass ich etwas sagte, dass ich mich verteidigte oder rechtfertigte, also stand ich einfach da und sah ihn an. Matthew runzelte leicht die Stirn und strich über die glänzend weißen Manschetten seiner teuren Cityklamotten.
»Ich wusste, dass du hierher zuerst kommen würdest, Eddie«, sagte er selbstgefällig. »Simple Deduktion, alter Knabe. Alles, was ich machen musste, war das Haus überwachen zu lassen und zu warten.«
»Genau genommen war dies mein dritter Halt«, klärte ich ihn auf. »Zu spät wie immer, Matthew. Warum haben sie dich hierfür ausgesucht? Hast dich freiwillig gemeldet, richtig, um die Matriarchin zu beeindrucken? Oder vielleicht Alex? Du bist doch nicht etwa noch sauer auf mich wegen ihr, oder? Das ist schon lange her; wir waren nur Teenager.«
»Selbstverständlich habe ich mich freiwillig gemeldet«, entgegnete Matthew wütend. »Du bist eine Schande für die Familie, Eddie. Ich habe ja immer gesagt, dass du nichts taugst, und jetzt hat sich mein Urteil bestätigt.«
»Was haben sie dir angeboten?«, fragte ich. »Ehrlich, ich bin neugierig. Ich meine, du wärst nicht meine erste Wahl gewesen, wenn es darum geht, es mit einem erfahrenen und gefährlichen Vogelfreien aufzunehmen. Was die körperliche Seite dessen betrifft, was wir tun, warst du noch nie zu gebrauchen. Die alte extreme Gewalttätigkeit ... Eingebildete Fatzken in der City unter Druck zu setzen ist eher dein Niveau; Börsenmaklern Angst einjagen, die beim Griff in die Kasse ertappt wurden.«
Matthew funkelte mich an, und auf seinen Wangen brannten leuchtend rote Flecke. »Wenn ich mich erst einmal bewiesen habe, indem ich dich herbeischaffe, dann werden sie mir dein ganzes Gebiet und deinen ganzen Aufgabenbereich geben, alter Knabe, zu meinem eigenen noch dazu. Ich werde der größte und beste Agent in einer der bedeutendsten Städte
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