Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman
kommen lassen, und diese Hingabe hatte ihn in den Olymp der Seelenwächter katapultiert. Seine Wiedererweckung durch Rachels Berührung veränderte gar nichts daran … nur den Schmerz. »Es macht doch neugierig«, entgegnete er, »dass Ihre Majestät der Tod sich so sehr darum bemüht, ein einziges Menschenkind am Leben zu erhalten.«
»Neugier ist keine Tugend, die einem Wächter gut zu Gesicht steht.«
Die Muskeln in Lachlans Schwertarm zuckten bei dem verächtlichen Ton in ihrer Stimme. »Wenn ich wüsste, was sie derart wertvoll macht, könnte ich sie besser schützen.«
»Lächerlich. Es geht ausschließlich darum, Dämonen zu vernichten – eine Aufgabe, die du bereits mit großem Talent erfüllst.«
»Der Kampf gegen die Dämonen ist keine leichte Aufgabe mehr, selbst für einen erfahrenen Krieger. Die Risse gestatten es Satans Schergen, immer häufiger auf die mittlere Ebene durchzubrechen. Die dürftigen Werkzeuge, die ihr uns an die Hand gebt, setzen uns Wächter ins Hintertreffen. Wir verlieren an Boden.«
»In der Tat.« Die Herrin des Todes nestelte an der Rubinkette um ihren Hals. »Es ist eine Schande. Ich habe den Verlust einiger begabter Lakaien zu beklagen.«
Das Wort
Lakai
missfiel Lachlan über die Maßen, ebenso wie der Umstand, wie gleichgültig sie das Gemetzel an seinen Waffenbrüdern hinnahm. Doch er hielt sich im Zaum. »Dann schlagt zurück.«
»Warum? Die Risse sind nicht von Dauer. Sie werden sich wieder schließen.«
»Das sagt Ihr immer und immer wieder. Aber Ihr wollt uns nicht sagen, was sie verursacht, und trotz Eurer Beteuerungen verschlimmert sich unsere Lage weiter – das Sterben der Wächter nimmt kein Ende.«
Die Herrin des Todes musterte ihn einen Moment lang, dann zuckte sie die Achseln.
Lachlan ließ sich dazu hinreißen zu knurren: »Um Himmels willen, Weib, schreitet ein! Rüstet die Krieger besser für den Kampf gegen die Dämonen oder wendet Euch an den Herrn und pocht darauf, dass Satan in seine Schranken verwiesen wird.«
Der Ausbruch verfehlte seine Wirkung. »Selbst wenn uns Gott ein Ohr leiht, ist nichts damit gewonnen. Das Chaos auf der mittleren Ebene arbeitet für uns alle.«
»Nicht für die Seelenwächter.«
Sie schob den hauchdünnen schwarzen Schal zurecht, der über ihre mageren Schultern drapiert war, und lächelte. »Nein, vermutlich nicht. Aber ich habe weder Zeit noch Interesse daran, sie besser zu wappnen.«
»Dann wendet Euch an den Roma-Rat. Bedient Euch der Magier.«
»Ich denke nicht daran. Die Roma sind heimtückische Unruhestifter. Jeder Wächter, der sich mit ihnen zusammentut, ist am Ende nicht mehr zu beherrschen.«
Es war eine Stichelei, die er am besten ignorierte. »Ihre Magie ist es, die verhindert, dass meine Mission scheitert.«
»Unsinn!«
»Die Magier sind von höchstem Wert«, fuhr Lachlan fort. »Diejenigen von uns, die mit dem Rat Bekanntschaft gemacht haben, schätzen sich glücklich. Aber die meisten Wächter wissen gar nichts von seiner Existenz, da sie allein arbeiten und nicht über offizielle Kanäle kommunizieren können. Ihr könntet dies leicht ändern. Verschafft mir Zugang zur Wächterdatenbank und erlaubt mir, meine Kameraden zu trainieren.«
»Auf keinen Fall. Ich kann nicht zulassen, dass du von deiner Mission abgelenkt wirst.« Die Herrin des Todes wedelte mit der Hand über die Wand aus Eis vor ihr. Nebelfinger krochen aus dem Boden daran hinauf und verwandelten sich wabernd in ein Kaleidoskop aus funkelnden Farben. Eine riesige Weltkarte, übersät von Häufchen aus winzigen schwarzen Punkten, nahm in dem Nebel Gestalt an. »Training ist Zeitverschwendung, wenn sich Wächter so leicht ersetzen lassen. Heutzutage führen die meisten Menschen ein selbstsüchtiges Leben. Sie begeben sich bereitwillig auf den schmalen Grat zwischen Gut und Böse, um zu bekommen, was sie wollen. Es brennen derart viele von ihnen im Fegefeuer, dass man jede Menge Auswahl hat.« Sie warf ihm einen spöttischen Blick zu. »Und darunter sind immer wieder einige, die geradezu um eine Chance betteln, mir dienen zu können.«
Lachlan erstarrte.
»Jetzt fort mit dir, Lachlan MacGregor. Ich habe zu arbeiten. Und bedenke: Jeden Augenblick, in dem du keine Seele holst, hast du über das Mädchen zu wachen.«
Vermutlich war es zu einfach, dem Busunfall die Schuld zu geben. Rachel saß auf Emilys zerwühltem Bett und kaute am Nagel des Zeigefingers, während ihre Tochter gerade zum Fenster hereinkletterte. Trotzdem: Seit
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