Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman
steigen. Sein Schwert hatte den sorgsam geführten Probeschwung noch nicht beendet, da leuchtete plötzlich die Luft um ihn in unerträglichem Gleißen auf. In seiner Nase brannte der scharfe Gestank von Schwefel, und seine Ohren gingen mit einem leisen Ploppen auf.
Lachlan blinzelte … und sah sich fünf kräftigen jungen Männern in Jeans, Poloshirts und Sneakers gegenüber. Der Bursche, der ihm am nächsten stand – ein adretter, sympathischer Blonder – grinste und zeigte auf Lachlans schwarzen Anzug und den verräterischen weißen Kragen. »Nette Verkleidung. Die meisten Leute würden jedenfalls keine Fragen stellen, wenn du dich in diesem Aufzug in der Nähe einer Leiche herumtreibst.«
Lachlan erwiderte das Lächeln nicht. »Die Gesetzeshüter der Menschen sind bereits unterwegs.«
»Dann sollten wir uns wohl beeilen, oder?«
»Verschwindet!«
»Tut mir leid, Kumpel, keine Chance.«
»Diese Seele ist nicht für euch bestimmt.«
Ein Lastwagen hupte auf der Brücke über ihren Köpfen und signalisierte den Beginn der morgendlichen Rushhour. Lachlans ohnehin bereits schneller Herzschlag beschleunigte sich. Jetzt musste nur noch ein Mensch in die Kuppel spazieren, und es würde schwer werden, die Situation zu erklären. Entdeckt zu werden war für die Dämonen nicht weiter schlimm, sie konnten innerhalb eines Wimpernschlags entkommen – aber Lachlan würde in der Falle sitzen.
»Vielleicht«, gab der blonde Dämon zurück. »Aber wir sind hier und die anderen nicht, also gib schon auf.«
»Tut mir leid,
Kumpel,
keine Chance.«
Die Augen des Dämons verengten sich zu schmalen Schlitzen, als er Lachlan seine eigenen Worte nachplappern hörte. Während seine Höllengefährten ausschwärmten, um ihre Beute wie feige Aasfresser einzukreisen, zuckte er die Achseln. »Dann wird das hier eben deine Beerdigung.«
Lachlan rollte die Schultern und lockerte die Muskeln. Seine Seelenkollekten diese Woche waren ein Albtraum gewesen, darunter zwei bluttriefende Morde und eine schreckliche Massenkarambolage auf dem Freeway. Der Tod dieser unschuldigen Frau brachte die primitiven Instinkte in seinem Blut endgültig zum Brodeln. Da passte ihm ein Kampf ganz gut – solange er kurz war.
»Fünf gegen einen?«, bemerkte er. Er ging tief in sich, fand die kühle weiße Kraft, die im innersten Kern seiner selbst pulsierte, und fachte sie an. Eine eisige Flamme loderte auf und fraß sich von seiner Brust in die Arme und hinab in die tödliche Klinge. Das Schwert antwortete mit einem tiefen, ungeduldigen Summen. Obwohl sie dem Mittelalter zu entspringen schien, war die Waffe von einem neuzeitlichen Meister geschmiedet worden – einem Meister, der auch Magier war. »Sehr unsportlich, könnte man meinen.«
Blondie lächelte. »Was soll ich sagen? Überfälle aus dem Hinterhalt gehören zum kleinen Dämonen-Einmaleins und –«
Der Kopf des Dämons purzelte in einer blutigen Fontäne von seinen Schultern und landete mit einem dumpfen Geräusch auf dem Schotter. Lachlans Schwert leuchtete gespenstisch fluoreszierend auf, während Dämonenblut daran herabrann. Mit grimmigem Lächeln zeigte der Seelenwächter die immer grüner werdende Klinge den vier Gefährten des Gefallenen.
Sie stierten nur ungläubig darauf.
Rasch änderte Lachlan seine Position, so dass er nun die Betonbrücke im Rücken hatte, und beschwor einen Schildzauber herauf. Als die Dämonen ihre Fassung wiederfanden, wütend die Zähne fletschten und ihn mit rot glühenden Feuerbällen bombardierten, war er darauf vorbereitet. Der Zauber hielt die meisten Brandbomben davon ab, seine Haut zu versengen – die meisten, aber eben nicht alle. Einige Feuerbälle durchbrachen den Schild und zwangen Lachlan dazu, ihnen mit erschöpfender Regelmäßigkeit auszuweichen und sie zu parieren. Normalerweise wäre das angesichts seiner geschärften Sinne und Kampferprobtheit kein Problem gewesen. Aber einer der Dämonen, der sich ein wenig abseits von den anderen hielt, versuchte immer wieder, gezielt den Schild zu attackieren. Diesen Mistkerl auszuschalten hatte oberste Priorität.
Dreißig Sekunden später bekam Lachlan eine Chance. Der Dämon hob beide Arme, um eine neuerliche Energiesalve abzufeuern, und Lachlan ging mit einem geschickten, entschlossenen Hieb dazwischen. Ein ersticktes Gurgeln, ein spritzender blutroter Strahl, und der Dämon fiel auf die Knie. Aber der Schaden an Lachlans Schild war bereits angerichtet. Ein weiterer Feuerstoß fraß sich
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