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Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Titel: Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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wiederzubeleben.
    Lachlan lag halb am Ufer, halb im See und hustete einige Schlucke brackigen Wassers aus. Es hätte ein Segen sein müssen, wieder Luft holen zu können. Stattdessen durchlebte Lachlan erneut die Pein des Erstickungstodes, während die Luft langsam die Flüssigkeit in jeder elenden Bronchiole seiner Lunge ersetzte.
    Emily. Er musste Emily sehen.
    Mit rauher Kehle, noch immer einzelne Tropfen aus der Lunge würgend, stemmte er seinen schweren Leib aus dem Wasser und hinüber zu dem regungslosen Körper des Mädchens. »Ist sie …?«, fragte er den barmherzigen Samariter, der gerade sein Hemd über Emily breitete.
    »Sie ist wieder unter den Lebenden. Sie atmet.« Der Mann nickte und legte den Baumwollstoff um ihre Schultern. »Aber es war knapp.«
    Lachlan drehte sich im Gras auf den Rücken. Er konnte nicht aufstehen, also bedeckte er das Gesicht mit einem Arm und wartete darauf, dass das Stakkato seines Herzschlags sich beruhigte. Das Wie und Warum dieses Irrsinns bedurfte einer Klärung, aber nicht jetzt. Jetzt wollte er sich nur ausruhen und vergessen. Aber es sollte nicht sein. Retter schwammen auf der Suche nach Opfern im Wasser, und das Heulen der Sirenen erfüllte die Luft, während Streifen- und Krankenwagen ans Ufer hinabrumpelten. Stimmen riefen, manche besonnen, andere panisch. Und über diesem lärmenden Geräuschteppich wurden entschlossene Schritte lauter und lauter.
    »Verzeihen Sie, Pater«, sagte eine Frauenstimme zögernd zu seiner Linken. »Haben Sie … War noch jemand …«
    Lachlan rief sich das letzte Bild des Busses ins Gedächtnis, bevor er nach oben geschwommen war: die Algen, den zähen Schlamm, den spitzenbesetzten Saum eines pinkfarbenen Pullovers. Der Seelenwächter seufzte voll tiefsten Bedauerns. »Die Fahrerin. Es tut mir so leid. Ich habe sie nicht retten können.«
     
    Eine leichte Brise wehte über den Almaden Lake, kräuselte die Wasseroberfläche und zerzauste Drusus’ Haar. Angesichts des Blitzlichtgewitters am gegenüberliegenden Ufer musste er lächeln. Seine Vermutung in Bezug auf das Mädchen hatte sich als richtig erwiesen. MacGregor beschützte sie tatsächlich, was Drusus’ Lehnsherrn über die Maßen erfreuen würde. Ein Soldat der Herrin des Todes, der abgestellt war, ein Menschenleben zu bewachen. Das konnte nur bedeuten, dass –
    »Detective Roberts?«
    Drusus fuhr zu dem Ermittler herum, einem beflissenen jungen Welpen, der keine Ahnung hatte, dass er gerade mit einem hochdekorierten Dämon sprach und nicht mit jenem schmerbäuchigen Cop mittleren Alters. Jenem schmerbäuchigen, verzweifelten Cop, der sich erst vierzig Minuten zuvor den Lauf seiner Dienstwaffe in den Mund gesteckt und abgedrückt hatte. Mit ein wenig Unterstützung natürlich. »Ja?«
    »Der Gerichtsmediziner ist so weit. Die Leiche kann ins Leichenschauhaus überführt werden. Wollen Sie mit ihm reden, bevor er fährt?«
    »Hat er den Todeszeitpunkt bereits festgestellt?«
    »Ungefähr sechs Uhr am Morgen.«
    Drusus nickte. Nicht schlecht geschätzt. Er hatte der Joggerin um sechs Uhr sieben das Leben aus den hübschen grünen Augen gedrosselt. Es war ihm ein ganz besonderes Fest gewesen – ebenso wie MacGregors Gesichtsausdruck, als dieser ihre Leiche entdeckte. Die wochenlange Suche nach dem richtigen Rot der Haare hatte sich definitiv ausgezahlt. »Dann halten Sie ihn nicht auf. Ich habe erst einmal genug, um weiterarbeiten zu können.«
    Der Ermittler warf einen Blick auf die Büsche, die am Uferrand wucherten. »Haben Sie etwas Brauchbares gefunden?«
    »Einige Schuhabdrücke. Mehr aber auch nicht. Und Sie?«
    »Nein, ich fürchte nicht.«
    »Vielleicht entdecken Sie ja an der Leiche etwas«, sagte Drusus und verkniff sich ein Lächeln. Es würde keine Rolle spielen. Er hatte zur Tatzeit die Gestalt eines Obdachlosen angenommen. Etwaige Beweise würden die Polizei zu einem verwahrlosten Mann führen, der vergeblich seine Unschuld beteuern würde.
    »Die Hoffnung stirbt zuletzt, nicht wahr?«
    Der junge Ermittler ging, und Drusus erlaubte sich einen Blick auf das Schwert und den Mantel, die unter den gebogenen Ästen eines kleinen Baums lagen. Sie waren kaum mehr als fünf Meter weit vom Tatort entfernt und dennoch unbemerkt geblieben. Sosehr er sich auch wünschte, MacGregor Kummer zu bereiten, die Fundstücke würden der Polizei keine verwendbaren Fingerabdrücke oder DNA -Reste liefern. Daher hatte es keinen Sinn, für ihre Entdeckung zu sorgen. Außerdem wäre es

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