Wächter der Venus
das Gesetz und die Gerichtsbarkeit für alle Personen verkörpere, die sich auf der SKANDERBEG befinden!«
»Sie weigern sich also, meiner Anweisung zu folgen…?« fragte Dubois verblüfft.
»Ich weigere mich niemals, einer berechtigten Anweisung zu folgen, Mr. Dubois. Aber Sie sind nicht berechtigt, mir eine Anweisung zu erteilen, die nicht in Ihren Kompetenzbereich fällt. Stellen Sie einen förmlichen, sachlich begründeten Antrag, Mr. Dubois; ich werde ihn unvoreingenommen prüfen und dann meine Entscheidung fällen.«
Denis Dubois schluckte. Dieser Bogunow schien nicht zu begreifen, daß er sich soeben um seinen Posten gebracht hatte – und wahrscheinlich um einiges mehr.
»Die Einschätzung der Situation überlassen Sie bitte mir!« sagte er kalt. »Und nun begleiten Sie mich bitte zur Funkzentrale. Ich brauche dringend eine Verbindung zum Einsatzkommando Panther.«
Alexander Bogunow wölbte die Brauen.
»Einsatzkommando Panther …?«
Dubois lächelte höhnisch.
»Ich gebe Ihnen die Koordination in der Funkzentrale, Oberst. Aber eines kann ich Ihnen schon jetzt versichern: Selbst Ihr ›Freund‹ Hardenstein wird nicht verhindern können, daß die Satansbrut auf der Venus innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden ausgerottet werden wird!«
Wortlos wandte sich der Kommandant um und marschierte dem Beauftragten voraus, in die Funkzentrale des Flaggschiffes. Er ließ sich nichts von den Gefühlen anmerken, die in seinem Innern tobten.
»Schicken Sie alle Leute außer dem Cheffunker hinaus!« befahl Dubois, als sie die Tür der Funkzentrale hinter sich geschlossen hatten.
Bogunow hätte das Recht gehabt, einen solchen Befehl zu verweigern. Doch er wollte eine Auseinandersetzung vor seinen Leuten vermeiden.
Mit ruhiger Stimme erteilte er die entsprechenden Anweisungen. Kurz darauf befand sich außer Dubois und ihm nur noch der Cheffunker in dem Raum.
»Als Beauftragter des Sicherheitskomitees der Erde«, begann Denis Dubois, »verpflichte ich Sie hiermit, über alles, was ich Ihnen nun sagen werde und was Sie in diesem Raum sonst noch hören werden, absolutes Stillschweigen gegenüber dritten Personen zu bewahren!«
Dann zog er einen flachen Kodespeicher aus der Brusttasche seiner Kombination.
Er stellte eine Weile an den Rändelschrauben, drückte einige Tasten und reichte das flache, leichte Kästchen dann dem Cheffunker der SKANDERBEG.
»In diesen Koordinaten wartet die Einsatzgruppe Panther. Es handelt sich um eine Invasionsflotte, die vom Sicherheitskomitee für den äußersten Notfall in der Nähe des zweiten Planeten stationiert wurde. Dieser Notfall ist eingetreten, da sich unser Agent nicht mehr meldet und die Absichten der Venusier eindeutig auf die Eroberung der Erde und die Versklavung der Menschheit abzielen. Aus diesen Gründen wird in wenigen Stunden die Invasionsflotte hier erscheinen, um nach kurzem Atomschlag diesen Planeten zu besetzen und die Nester der Satansbrut auszuräuchern.«
Er grinste böse.
»Ich brauchte Ihnen das nicht zu sagen, meine Herren. Aber ich möchte, daß Sie wissen, worum es geht und daß Sie Ihr eigenes Handeln danach einrichten. – Und nun stellen Sie die Verbindung über Richtfunk her, Funker!«
*
Die Automatik hatte mir alle Informationen erteilt, die zur Anwendung der Verformerfähigkeit notwendig waren.
Ich begann unverzüglich mit dem Training. In einigen Tagen, so hoffte ich, würde ich in der Lage sein, menschliche Gestalt anzunehmen.
Inwiefern mir das einen Vorteil gegenüber Agkora einbringen würde, wußte ich noch nicht. Aber ich sagte mir, daß alles, was der Venuswächter nicht wußte, für mich ein Pluspunkt sei.
Fasziniert beobachtete ich meine rechte Krallenhand. Der breitflächige, tellergroße Tatzenboden hatte sich zu einer gallertartigen Masse verformt. Die Umrisse der Krallen verschwammen; es sah aus, als würden sie von der Gallertmasse aufgesogen. Allmählich wandelte sich die amorphe Masse; die Konturen einer menschlichen Hand traten hervor.
Ich hatte keine Zeit, über diesen ersten großen Erfolg zu triumphieren. Alle meine Energien konzentrierten sich auf die bewußte Beherrschung der Molekularverformung.
Aus diesem Grund war ich völlig unvorbereitet, als der Boden jählings erbebte. Ich stürzte aus der schalenförmigen Liege und rutschte haltlos über den glatten Boden bis zur gegenüberliegenden Wand.
Es war vorbei mit der Konzentration. Der Verformungsvorgang lief mit unkontrollierbarer Schnelligkeit
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