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Wächter der Venus

Wächter der Venus

Titel: Wächter der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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rückwärts ab.
    Aber das registrierte ich nur am Rande.
    Zwei weitere Erschütterungen ließen mich begreifen, daß auf der Venus Dinge vorgingen, die niemals im Interesse der Menschheit sein konnten.
    Ich wußte, daß ich mich einige tausend Meter tief unter der Oberfläche des zweiten Planeten befand; zwischen ihr und meinem Isolierungsraum lagen außer dem Sandmeer natürlich gewachsene Felsschichten und gigantische Labyrinthe aus festem Metallplastik. Wenn die Erschütterungen ihren Ausgangspunkt an der Oberfläche hatten, dann mußte es sich um die Explosion schwerster Nuklearwaffen handeln, andernfalls hätte ich hier unten überhaupt nichts spüren dürfen.
    Agkoras Plan schien sich zu erfüllen.
    Die irdische Raumflotte schlug zu. Es konnte nur noch eine Frage von Stunden oder bestenfalls Tagen sein, bis man sich dazu entschloß, Truppen zu landen, um die überlebenden Venusier zu liquidieren.
    Und von allen Menschen wußte nur ich allein, daß man damit nach dem Plan des letzten Venusiers handelte, daß man der Menschheit um so mehr schadete, je mehr Truppen man auf dem zweiten Planeten landete.
    Plötzlich leuchtete eine der Wände meines Gefängnisses auf. Das Elektronenbild wurde von meinen Radarorganen erfaßt und vermittelte meinem menschlichen Geist die gleiche Art Wahrnehmung, die er noch aus seiner anderen Existenz von den großen Rundsichtschirmen der SKANDERBEG her kannte.
    Ich konnte die Oberfläche der Venus sehen. Am Horizont stiegen blauviolette Glutbälle gleich riesigen Seifenblasen auf und zerplatzten. Staubwolken fegten über das Sandmeer. In einigen nahen Kratern brodelte flüssige Schmelze. Aber die Sandstürme deckten sie bereits merkbar zu. In wenigen Stunden würden die Spuren der Atomangriffe vom Antlitz der Venus getilgt sein.
    »Du siehst, mein Plan beginnt sich zu erfüllen«, vernahm ich mit einemmal die Stimme des Venusiers.
    Ich schwieg verbissen.
    »Auch das gehört zu den Nachteilen, die die Aufgabe der Verformbarkeit mit sich brachte«, erläuterte Agkora. »Unsere Erdkolonisten denken nur in den Superlativen von Gewalt und Vernichtung; sie wissen nichts mehr von der großartigen Gabe, die Gestalt und den Inhalt des Universums mit geringem Energieaufwand verändern zu können. Aber bald werden sie sie wieder besitzen.«
    »Sie sind ein Narr!« gab ich zurück. »Sobald die Menschheit zu Venusiern geworden ist, vermag sie das Universum überhaupt nicht mehr zu ändern. Sie wird zur Gefangenen der Venus, denn sobald sie den zweiten Planeten verlassen möchte, riskiert sie den erneuten Verlust der Umformerfähigkeit.«
    Diesmal schwieg Agkora.
    Ich hoffte, er würde sich meinem Argument nicht verschließen können. Er mußte doch einsehen, daß sein Plan das Rad der Entwicklung um Millionen Erdjahre zurückdrehen würde.
    Aber seine folgenden Worte ließen mich erkennen, daß der Venuswächter aus dem verhängnisvollen Kreis seines Denkens nicht mehr herauskonnte.
    »Die ersten Landungsboote werden ausgeschleust, Berry. Es kann nicht mehr lange dauern, bis Hunderttausende oder gar Millionen von Erdmenschen den Boden der Urheimat betreten und wieder zu echten Venusiern werden.«
    »Das ist ein Verbrechen, Agkora!« beschwor ich ihn. »Geben Sie ihnen wenigstens die Chance, selbst über ihre Zukunft entscheiden zu dürfen. Wer Venusier werden will, soll einer werden, aber wem die menschliche Gestalt besser behagt, darf nicht gezwungen werden, sie abzulegen.«
    »Niemand wird dazu gezwungen«, kam die Antwort. »Jeder Venusier kann seine Gestalt nach Belieben wechseln. Wenn er es für besser hält, mag er menschliche Gestalt annehmen. Wann wirst du einsehen, daß ich den Erdmenschen nichts nehme, sondern ihnen etwas gebe, was ihre frühen Vorfahren schon besaßen!«
    »Sie zwingen es ihnen auf, Agkora!« sendete ich.
    »Schluß!« sagte der Venuswächter. »Sie treten in die Atmosphäre ein. Ich melde mich später wieder. Inzwischen kannst du beobachten.«
    »Beobachten!« stieß ich verächtlich hervor.
    Welcher Mensch gibt sich schon mit der passiven Rolle eines bloßen Beobachters zufrieden, wenn er weiß, daß unter seinen Augen das größte Verbrechen geschieht, das jemals begangen wurde!
    Ich versuchte, das Elektronenbild zu ignorieren und konzentrierte mich wieder auf die bewußte Anwendung der Verformbarkeit.
    Es erschien mir wie eine Ironie des Schicksals, daß ich mich verzweifelt um etwas bemühte, nur um zu verhindern, daß meine Mitmenschen es

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