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Wächter der Venus

Wächter der Venus

Titel: Wächter der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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erhielten.
     
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    Zu Tausenden schwebten sie in ihren Spezialfahrzeugen über das aufgewühlte Sandmeer der Oberfläche, tauchten in den Sand und Staub ein und suchten nach den Verstecken eines Gegners, dem sie ihrer Meinung nach nur den Gnadenstoß zu versetzen brauchten.
    Minutenlang rannte ich gegen die Wände meines Gefängnisses an. Doch der einzige Erfolg bestand darin, daß ich für die nächsten Stunden nicht mehr in der Lage war, meine eigenen Experimente fortzuführen.
    Apathisch hockte ich in meiner Schalenliege und starrte auf das Elektronenbild.
    Soeben senkte sich ein weiteres Landungsboot auf seinen Düsenfeuern in den Sand. Verglichen mit dem kleinen Fahrzeug, das mich zur Venus herabgebracht hatte, war es allerdings eher ein Landungskreuzer. Sein Durchmesser betrug mindestens zweihundert Meter, und mochten die an den Rändern liegenden Triebwerke auch zwei Drittel des Volumens beanspruchen, so blieb dennoch genügend Raum übrig, um etwa fünfhundert Soldaten mitsamt ihrer Kampfausrüstung aus dem Mutterschiff bis zur Oberfläche zu bringen.
    Die Form des Schiffes war ideal für eine Venuslandung. Sie erinnerte an einen umgekippten tiefen Teller und glich verblüffend der Grundform eines echten Venusiers.
    Ich fragte mich, seit wann das irdische Sicherheitskomitee mit dieser Venus-Operation gerechnet haben mochte, denn allein in meinem relativ kleinen Beobachtungssektor waren bisher fast hundert dieser Fahrzeuge niedergegangen. Die Raumfahrtindustrie konnte eine solche Menge spezieller Venuslander keinesfalls innerhalb weniger Monate produzieren, ganz abgesehen von der Zeit der Planung, der elektronischen Berechnungen und der Tests, die dem eigentlichen Produktionsbeginn vorausgingen.
    Nun, vielleicht waren die ersten Venusier schon vor Jahren auf der Erde gelandet und erkannt worden, und man hatte das der Öffentlichkeit bisher nur verschwiegen gehabt.
    Die Luken öffneten sich. Hunderte linsenförmiger Einmannfahrzeuge schossen aus ihnen hervor und verstreuten sich über die wogende Oberfläche des Sandmeeres. Ich wußte, daß sie jetzt versuchten, Funkverbindung mit den zuvor gelandeten Raumsoldaten aufzunehmen. Diese Verbindung würde so reibungslos funktionieren, daß niemand Verdacht schöpfte. Nur konnten die Neuankömmlinge nicht ahnen, daß ihre Gesprächspartner keine Erdmenschen mehr waren.
    Ich selbst war Zeuge geworden, wie sich ungefähr zehn Raumsoldaten in Venusier verwandelt hatten. Wahrscheinlich hatte Agkora dafür gesorgt, daß sich die Endphase dieses Prozesses an der Oberfläche, also im Aufnahmebereich der Radarkameras, vollzog. Er wollte mir offenbar die letzten Zweifel daran nehmen, daß den beiden Besatzungen der Station MOBY DICK das gleiche geschehen war.
    Es wäre nicht notwendig gewesen.
    Unterdessen zweifelte ich nicht mehr daran, daß der Venusier mir von Anfang an die Wahrheit gesagt hatte. Die unmittelbare Beobachtung des Umformungsprozesses hatte mir lediglich verraten, wie der geplatzte Handschuh in den Venussand geraten war. Kein Erdmensch durfte seinen Raumanzug verlassen, bevor der Wandlungsprozeß nicht bis zu einem gewissen Grade gediehen war. Dann allerdings war es meist zu spät dazu, denn der deformierte Körper vermochte sich nicht mehr auf dem normalen Wege aus dem festen Kleidungsstück zu befreien. Folglich blieb sein Besitzer solange darin, bis er von selbst zerriß. Einem biologischen Ansturm konnte selbst das festeste Material nicht lange standhalten.
    Die Umgeformten waren anschließend in ihre Einmannpanzer zurückgestiegen. Sie hatten die Reste der Raumanzüge mitgenommen, damit die folgenden Soldaten sie nicht fanden. Anschließend begaben sich die Fahrzeuge an Positionen, von denen aus die nächsten Landetruppen solange hingehalten werden konnten, bis auch dort die Umwandlung begann.
    Ich konnte mir gut vorstellen, daß von der Venusoberfläche laufend Erfolgsmeldungen in den Raum geschickt wurden und daß die Umgeformten Gründe dafür fanden, weshalb immer neue Verstärkungen gelandet werden mußten.
    Aber das würde kaum ewig so weitergehen. Einmal mußte das Flottenkommando Verdacht schöpfen, daß hier unten irgend etwas nicht stimmte.
    Doch dann würde es zu spät sein.
    In menschlicher Gestalt würden die Neuvenusier an Bord der Mutterschiffe zurückkehren, dort die Befehlsgewalt an sich reißen und weitere Landungstruppen von der Erde anfordern. Vielleicht forderten sie auch Kolonisten an, indem sie den irdischen Behörden

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