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Wächter der Venus

Wächter der Venus

Titel: Wächter der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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vorspiegelten, auf dem zweiten Planeten gäbe es kostbare Metalle oder andere Dinge zu gewinnen – Argumente, die noch immer in der Lage gewesen waren, Menschen ihrer kühlen Überlegung zu berauben.
    Mich interessierte allerdings mehr, wie es weitergehen sollte, wenn es keine Freiwilligen für die Venus-Kolonie mehr geben sollte, wenn alle, die das Abenteuer oder der Profit oder beides gereizt hatten, bereits auf dem zweiten Planeten sein würden.
    Agkora hatte keinen Zweifel daran gelassen, daß er die ganze irdische Menschheit zur Urheimat zurückführen wollte. Vielleicht besaß er die Mittel, alle Menschen zum Verlassen der Erde zu zwingen, sobald ihm genügend Hilfskräfte in der Form Umgewandelter zur Verfügung standen.
    Aber soweit durfte es niemals kommen.
    Die Menschheit würde ihre Zukunft auf der Venus verdämmern und allmählich vergessen, daß draußen ein ganzes Universum darauf wartete, erforscht und besiedelt zu werden.
    Als ich fühlte, daß meine Kräfte zurückgekehrt waren, begann ich mit einem neuen Versuch, meinen biosynthetischen Venusierkörper in die Form eines Menschen zu zwingen – in die Form des richtigen Berry Grand, dessen Körper noch immer in der SKANDERBEG lag.
    Bald wußte ich, worin die eigentliche Schwierigkeit für mich bestand.
    Mein biosynthetischer Gastkörper war schuld daran, daß ich ihn nicht zu Berry Grand umformen konnte. Sein für die Molekularverformung verantwortlicher Hirnsektor enthielt keine Speicherdaten von Berry Grand – weil er nicht aus Berry Grand entstanden war!
    Natürlich glaubte ich zu wissen, wie mein richtiger Körper aussah. Doch als ich versuchte, dieses Wissen zu verstofflichen, merkte ich, wie wenig ich mich bisher selbst gekannt hatte.
    Leider kannten die Venusier keine Spiegel. Als Radarseher hätten sie mit einem immateriellen Abbild, wie es in einem Spiegel entstand, nichts anfangen können, weil es für sie nicht existierte. Deshalb besaß ich nicht einmal die Möglichkeit, mir einzureden, mit Hilfe eines Spiegels Vergleiche anstellen zu können.
    Schließlich gab ich mich damit zufrieden, wie ein beliebiger Mensch auszusehen. Auch das konnte ich zwar nicht direkt überprüfen, aber mit Hilfe des Tastsinns überzeugte ich mich davon, daß meine Körperformen denen eines Menschen weitgehend glichen. Augen, Ohren und Nase saßen ebenso an den richtigen Stellen wie die anderen Körperteile.
    Damit mußte ich mich vorläufig abfinden.
    Nun galt es nur noch, aus diesem Gefängnis an die Oberfläche zu gelangen.
    Nur noch …!
    Ich lachte beklommen.
    Hier unten herrschten Existenzbedingungen, die auch einem menschlichen Organismus zuträglich waren. Aber sobald ich die untervenusische Anlage verließ, würde die Umwelt mich töten.
    Aber ich mußte an die Oberfläche gelangen, wenn ich die Menschheit warnen wollte. Zwar verfügte ich immer noch über die Verbindung zu meinem richtigen Körper, sobald ich die Abschirmung dieses Gefängnisses verließ, aber ich würde mich hüten müssen, den geringsten Impuls durchkommen zu lassen.
    Wußte ich doch nicht, ob die Besatzung der SKANDERBEG noch aus Menschen oder bereits aus Verformten bestand.
    Solange ich nicht auf einen unveränderten Menschen traf, mußte ich die Rolle des Verformten spielen, der vorübergehend wieder seine menschliche Gestalt angenommen hatte.
    Ich sah mich nach einem Werkzeug um, mit dem ich der Wand zu Leibe gehen konnte.
    Da machte ich die überraschende Entdeckung, daß ich überhaupt nicht zu suchen brauchte, nicht mehr, nachdem ich menschliche Organe benutzte, um meine Umwelt zu beobachten.
    Der dünne Farbstrich wäre für die Radarorgane eines Venusiers unsichtbar geblieben, denn er lag unter der Oberfläche aus transparentem Material und hätte demnach nicht als materielles Gebilde ertastet werden können. Aber mit den Augen eines Menschen war er nicht zu übersehen, und sein Verlauf deutete das Rechteck einer Tür an, wie sie auf der Erde gebräuchlich war.
    Ich legte die Hand auf die Türfläche. Die pulsierende Wärme meines irdischen Körpers löste die Thermalschaltung des Schlosses aus. Das Material schien sich zu verändern. Dort, wo eben nur ein dünner Strich unter der durchscheinenden Oberfläche gewesen war, entstand ein schmaler Spalt.
    In Wirklichkeit mußte der Spalt natürlich schon immer dort gewesen sein. Daß ich ihn mit meinen Radarorganen nicht hatte erfassen können, bewies nur, daß die beiden Hälften der Tür mit der Kraft vieler technischer

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