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Wächter der Venus

Wächter der Venus

Titel: Wächter der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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auf der Oberfläche der Venus getragen werden mußte!
    Folglich mußte der Besitzer des Stiefels noch in der Station sein.
    Ich eilte weiter, in die nächste Kabine.
    Hier sah es ähnlich aus. Dieselbe Unordnung – und ein leerer Raumanzug auf dem Bett!
    Die Bordkombination des ehemaligen Kabineninhabers lag zusammengerollt im Waschbecken.
    Fassungslos starrte ich auf das Kleidungsstück.
    War der Mann vielleicht nackt umhergelaufen, als die Venusier in die Station eindrangen?
    Und wo war seine Leiche geblieben?
    Hatten die Ungeheuer sie mitgeschleppt?
    Nur zögernd setzte ich meine Untersuchungen fort. Aber ich fand weder einen Toten noch Kampfspuren. Das war mehr als rätselhaft. Die Besatzung von MOBY DICK hatte aus Männern und Frauen bestanden, die sich bei Expeditionen auf dem Mars bewährt hatten und außerdem während einer Spezial Schulung auf den Kampf gegen angriffslustige Tiere und fleischfressende Pflanzen vorbereitet worden waren. Das traf nicht nur auf die verschwundene erste Besatzung zu, sondern auch auf die Ablösung, die die Station ordnungsgemäß übernommen hatte, bevor sie sich nicht mehr meldete.
    In Gedanken versunken kehrte ich in die Hauptzentrale zurück.
    Die Sendung war so schwach, daß ich sie beinahe nicht erfaßte. Als ich dann erkannte, worum es sich handelte, reagierte ich mit der Kompromißlosigkeit einer Maschine.
    Ich fuhr herum, sah den Venusier neben dem Funkgerät stehen – und löste die Laserstrahlwaffe in meinem Schädel aus.
    Abrupt brach die Gedankensendung ab.
    Das Monstrum verschmorte, ohne daß es zum Angriff auf mich gekommen wäre.
    Minutenlang verharrte ich auf der Stelle.
    Ich vermochte noch immer nicht zu fassen, daß ich völlig unversehrt aus dem Kampf hervorgegangen war.
    Doch dann kam mir die Erleuchtung – und ich wußte, daß ich einen unverzeihlichen Fehler begangen hatte.
    Der fremde Venusier hatte gar nicht vorgehabt, mich zu töten, denn er mußte mich für ein Mitglied seiner Rasse gehalten haben!

 
2
     
    »Ich habe gleich gesagt, daß er für dieses Unternehmen nicht geeignet ist!« sagte Professor Bucharin mit vor Empörung zitternder Stimme. Seine schwarzen Augen blickten beinahe haßerfüllt auf den durchsichtigen Erhaltungstank, in dem der Körper Berry Grands unbeweglich schwamm.
    Professor Andreas Hardenstein drehte sich langsam zu dem Sprecher um. Er massierte die Augen und blinzelte dann. Seine Haftschalen machten ihm wieder zu schaffen, aber ohne sie hätte er kaum sehen können.
    »Die Reaktion Grands hat auch ihre positiven Seiten, mein Lieber«, sagte er sanft. »Sie zeigt uns beispielsweise, daß er trotz seines Venusierkörpers und des venusischen Gehirns, das er beherrscht, ein Mensch geblieben ist.«
    »Ein sehr unbeherrscht handelnder Mensch!« brauste Ahmed Bucharin auf.
    Sergius Cato legte seinem Stellvertreter beruhigend die Hand auf die Schulter.
    »Wir wollen nicht beurteilen, was wir nicht beurteilen können, Ahmed. Niemand von uns weiß wirklich, was ein Mensch fühlt, wenn er in einem fremden Körper auf einer fremden Welt weilt und sich mit Tatsachen konfrontiert sieht, die ihm unerklärlich erscheinen müssen.«
    Bucharin brummte unwillig, war jedoch schon halbwegs besänftigt.
    Professor Hardenstein blickte den Chefwissenschaftler bewundernd an.
    Catos asketisches Gesicht verriet keinerlei Gemütsregungen. Das verführte Außenstehende immer wieder zu der Meinung, der »Große Cato« wäre absolut gefühllos: eine Denkmaschine, die mit der eiskalten Logik eines Elektronengehirns Berechnungen anstellte, Experimente verfolgte und Schlüsse zog.
    Als Psychologe wußte Hardenstein allerdings besser als die meisten Mitarbeiter Catos, daß dieser Eindruck täuschte. In Wirklichkeit fühlte der Chefwissenschaftler der Erde ebenso intensiv wie jeder andere normale Mensch, er verstand es nur, durch eiserne Willenskraft seine Gesichtszüge, seine Augen und seine Bewegungen zu kontrollieren.
    „Hoffentlich hat der Venusier nicht noch im letzten Augenblick seine Rassegenossen verständigt“, kam die kalte Stimme von Denis Dubois aus dem Hintergrund.
    Der Beauftragte des Sicherheitskomitees der Weltregierung schlenderte herbei, zog seine Pfeife hervor und stopfte sie gemächlich. Als der Tabak brannte, verbarg Dubois sein Gesicht hinter dichten Rauchschwaden.
    »Professor Cato, wie denken Sie darüber, das Gehirn im Körper von Grand zu aktivieren und dem … ähem … Geist im Körper des Ungeheuers eine neue Instruktionsstunde

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