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Wächter der Venus

Wächter der Venus

Titel: Wächter der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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dann muß der Einsatz selbstverständlich in der Form weiterlaufen, die Sie bestimmen. Schließlich bin ich kein Fachmann.«
    Nein, das bist du ganz und gar nicht! dachte Hardenstein amüsiert. Aber wenn »der Große Cato« dir nicht deine Grenzen gezeigt hätte, dann würdest du dich jetzt aufspielen, als wärest du schlauer als alle Fachleute zusammen.
    Ahmed Bucharin grinste ganz offen, so daß sein gelbes Gebiß deutlich zu sehen war.
    Sergius Cato jedoch schien die Auseinandersetzung längst vergessen zu haben. Er blickte den Psychologen an.
    »Wie hoch ist Ihrer Meinung nach die Wahrscheinlichkeit, daß Berry Grand beim zweiten Kontakt ähnlich reagiert wie beim ersten?«
    »Höchstens zehn Prozent, Sir. Er dürfte einen heilsamen Schock erlitten haben, als er bemerkte, daß er sich irrational verhielt. Auf die nächste Begegnung ist er vorbereitet, und das besagt bei seiner psychischen Stabilität, daß er nunmehr nach Plan handeln wird.«
    »Gut, Mr. Hardenstein«, sagte Cato und erhob sich. »Da Sie ohnehin die nächste Wache haben, werde ich mich jetzt zurückziehen.«
    Zusammen mit Bucharin und Dubois verließ er den Tankraum.
    Der Psychologe war wieder allein mit einem künstlich am Leben erhaltenen Körper, dessen Geist im Gehirn eines Ungeheuers auf der Venus weilte.
     
    *
     
    Nachdem ich die Leiche des Venusiers in der Abfallbeseitigungsanlage verbrannt hatte, legte ich mir einen Plan für mein weiteres Vorgehen zurecht.
    Ich empfand Gewissensbisse wegen meiner Handlung, obwohl ich mir immer wieder sagte, daß der von mir getötete Venusier höchstwahrscheinlich einige Leute der ersten und zweiten Stationsbesatzung umgebracht hatte. Aber genau das wußte ich eben nicht mit Sicherheit, und ich würde es wohl auch niemals erfahren.
    Und bald mußte ich den zweiten Venusier töten.
    Zwar würde ich ihn zuvor fangen und verhören, aber das machte es nicht leichter, denn die zweite Tötung würde mit Vorbedacht erfolgen und nicht aus einer verständlichen Panikstimmung heraus.
    Wie hatte es doch dieser zynische Sicherheitsbeauftragte formuliert?
    »Die Venusier haben uns praktisch den Krieg erklärt, als sie ihren Sabotagetrupp auf der Erde einschleusten. Angesichts der ungeheuren Gefahr, die der gesamten Menschheit droht, kann die Tötung eines Venusiers nichts anderes sein als Notwehr.«
    Es fragte sich nur, ob die Moralbegriffe der Menschheit mit denen der Venusier soweit übereinstimmten, daß die venusischen Intelligenzen überhaupt ahnten, was sie mit der Entsendung ihres Sabotagetrupps ausgelöst hatten.
    Aber solche theoretischen Erörterungen brachten mich nicht weiter. Ich hatte mich freiwillig zu diesem Einsatz gemeldet, und nun mußte ich die Konsequenzen tragen.
    Am besten würde es wahrscheinlich sein, wenn ich die Station so schnell wie möglich verließe. Dann brachten mich andere Venusier nicht sofort in einen unliebsamen Zusammenhang mit dem Tod ihres Rassegenossen.
    Ich beseitigte alle Spuren der Tat und kehrte zur Bodenschleuse zurück, wobei ich sorgfältig darauf achtete, jeden Krümel Sand zu beseitigen, den ich bei meinem Eindringen hinterlassen hatte.
    Als das Außenschott sich hinter mir schloß, verspürte ich den unbändigen Wunsch, wieder in die Station zurückzukehren. Ich bezwang mich jedoch und strebte rasch an die Oberfläche.
    Der gelbliche Lichtfleck der Sonne hing immer noch im ersten Drittel der Tagesbahn. Er würde sich auch in den nächsten Stunden nicht viel weiter bewegen, eine Folge der geringen Umdrehungsgeschwindigkeit der Venus.
    Nachdem ich zu der Ansicht gekommen war, daß es völlig gleich sei, in welche Richtung ich mich wandte, kroch ich einfach geradeaus. Irgendwo und irgendwann, so hoffte ich, würde ich schon auf einen richtigen Venusier stoßen.
    Am Horizont ballten sich schon wieder unabsehbare Sand- und Staubwolken zusammen. Der zweite Planet unserer Sonne war wirklich ein ungemütlicher Ort. Ich wünschte, jeder, der mit den Verhältnissen auf der guten alten Erde unzufrieden war, hätte die Gelegenheit, einige Tage hier zu verbringen. Danach würde er sich kaum noch über solche Kleinigkeiten wie die Verkehrsdichte, die Enge in den Städten und die Wetterregelung aufregen.
    Mir erschien es durchaus verständlich, daß die intelligenten Bewohner dieser Sandwüste die Erde als Paradies ansahen. Allerdings verurteilte ich die Art und Weise, wie sie zu diesem Paradies gelangen wollten. Mit brutaler Gewalt hatten sich noch nie irgendwelche Probleme

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