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Wächter der Venus

Wächter der Venus

Titel: Wächter der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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zu gewähren?«
    Catos Lippen wurden kaum merklich schmaler. Ansonsten blieb der Chefwissenschaftler völlig ruhig. Er schwang mit seinem Schalensessel herum, so daß er dem Sicherheitsbeauftragten in die Augen sehen konnte.
    »Ich will nicht mit Ihnen darüber streiten, ob eine solche Maßnahme notwendig wäre oder nicht. Aber ich muß Ihre Frage verneinen, und zwar aus folgenden Gründen.«
    Er räusperte sich, und Andreas Hardenstein schien es, als blitzte ein Funke Ironie im Hintergrund der eisgrauen Augen auf.
    »Berry Grand schläft, meine Herren. Wir haben seine Gehirntätigkeit bis auf die animalischen Funktionen reduziert und seinen Geist auf das Gehirn des biosynthetischen Venusiers übertragen, mit der Absicht, ihm eine weitgehende Identifizierung mit der lebenden Kopie eines intelligenten Venusbewohners zu ermöglichen. Wenn wir den Vorgang aus der Entfernung rückgängig machten, so würde der Geist Berrys sich wieder endgültig mit seinem Gehirn verbinden. Damit wäre seine Mission gescheitert, denn die Verbindung, die zwischen seinem Geist auf der Venus und seinem wirklichen Gehirn besteht, existiert nicht mit dem fremden Venusiergehirn.«
    Er nahm das Glas, das sein Stellvertreter ihm reichte, mit leichtem Nicken entgegen und trank einen Schluck des stark gesüßten Tees.
    »Das wäre Grund eins. Ein weiterer Hinderungsgrund besteht in der Tatsache, daß Berry Grand beim ersten Zusammentreffen mit einem Venusier nur deshalb falsch handelte, weil er vergaß, daß er im Körper eines gleichartigen Wesens steckt. Selbst die harmloseste Instruktion über Funk würde sein Menschbewußtsein noch steigern und die Wahrscheinlichkeit einer zweiten Fehlreaktion erhöhen. Nein, Mr. Dubois, wir dürfen nicht eingreifen. Berry Grand muß mit seinen Problemen dort unten selbst fertig werden.«
    »Sie möchten einen Venusier aus ihm machen, wie?« gab Dubois unfreundlich zurück. »Aber wir benötigen einen Menschen auf der Venus, denn nur ein Mensch, der sich seines Menschseins voll bewußt ist, kann die Interessen der Menschheit vertreten.«
    »Leider ist die Sache nicht so einfach, wie Sie es darstellen, Mr. Dubois«, warf Professor Hardenstein ein.
    Denis Dubois legte seinen Kopf schief und blickte den Psychologen abweisend an.
    »Verzeihen Sie, wenn ich darauf hinweise, daß ich meine ganz genau umrissenen Instruktionen habe, Mr. Hardenstein.«
    Der Professor seufzte resignierend. Es war doch immer und überall das gleiche mit diesen Bürokraten. Sie klammerten sich an ihre Instruktionen wie an ein Dogma, als ob alle Entwicklungen sich bis ins kleinste vorausberechnen ließen!
    »Ihre Instruktionen in allen Ehren, Mr. Dubois. Aber, zum Teufel, warum hat das Sicherheitskomitee im Fall des Venuseinsatzes nicht besser mit uns zusammengearbeitet! Wir Wissenschaftler müssen uns an Tatsachen halten, und es ist leider eine Tatsache, daß unser Agent sich wie ein Venusier verhalten muß, wenn er seinen Auftrag erfüllen will. Wenn Ihre Vorgesetzten es besser wissen, sollen sie doch selbst dort hinabgehen!«
    Er wies mit zorniger Gebärde auf den großen Bildschirm, auf dem die turbulent kreisenden Wolkenmeere der Venus zu sehen waren.
    Dubois wollte aufbrausen, aber da hob Sergius Cato die Hand, und der Chefwissenschaftler war selbst für einen Beauftragten des allgewaltigen Sicherheitskomitees eine Respektsperson.
    »Bitte, meine Herren«, sagte Cato, ohne die Stimme im geringsten zu heben, »vermeiden wir doch alle Emotionen bei der Lösung unseres Problems. Schließlich herrscht Einmütigkeit über das Ziel, und über die Wege dorthin können wir uns absolut sachlich unterhalten. Mr. Dubois, wir haben praktisch nur zwei Möglichkeiten: Entweder lassen wir das Experiment so weiterlaufen, wie es läuft – oder wir brechen es ab und kehren zur Erde zurück, um ein neues Experiment vorzubereiten.«
    Dubois wurde bleich.
    Andreas Hardenstein lächelte verstohlen.
    Er wußte, was jetzt im Gehirn des Sicherheitsbeauftragten vorging.
    Wenn sie das Experiment abbrachen, würde man sich im Sicherheitskomitee sagen, daß man nicht den richtigen Beauftragten geschickt hatte – und daß Dubois, wenn er bei dieser Aufgabe versagt hatte, überhaupt nicht an eine führende Stelle gehörte, sondern bestenfalls in die Registratur, wo er Berichte einordnen und auf Anforderung wieder hervorsuchen konnte.
    »Ich denke«, sagte Dubois zögernd, »ich habe mich vorhin ein wenig falsch ausgedrückt, Professor Cato. Wenn Sie es meinen,

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