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Wächter der Venus

Wächter der Venus

Titel: Wächter der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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lösen lassen.
    Während ich diese und ähnliche Gedanken wälzte, war der Sandsturm näher gekommen. Mit furchtbarer Gewalt brach er über mich herein, fegte ganze Dünen davon, legte den felsigen Untergrund an manchen Stellen bloß und zwang mich dazu, Kopf und Gliedmaßen in den schützenden Panzer zurückzuziehen und mich den tobenden Elementen auf Gedeih und Verderb zu überlassen.
    Ich verlor jegliches Zeitgefühl, und da ich keine Uhr bei mir trug, mußte ich nach dem Sonnenstand abschätzen, wie lange der Sturm angehalten hatte. Es mochten etwa vier Erdstunden verstrichen sein.
    Über mir ragten ein paar zerklüftete Felsnadeln in den gelbbraun gefärbten Himmel. Ich selbst lag in einer winzigen Sandmulde. Ringsum war der felsige Untergrund des Sandmeeres freigelegt worden. Diese Felsebene ging an einer Seite allmählich in leicht gewellte Dünen über, an der anderen Seite türmten sich gigantische Sandwogen abrupt auf, so, als wollten sie im nächsten Augenblick über dem Tal zusammenstürzen.
    Die Landschaft besaß nicht mehr die geringste Ähnlichkeit mit der, die ich nach meiner Landung vorgefunden hatte.
    Ich versuchte, mit dem Detektor festzustellen, in welcher Richtung die Station MOBY DICK sich befand.
    Aber nach welcher Seite ich mich auch drehte, das imaginäre Klicken blieb sich stets gleich.
    Die Erkenntnis, daß ich die Orientierung vollständig verloren hatte, trieb mich an den Rand der Panik. Für einen Menschen des 22. Jahrhunderts war es normalerweise undenkbar, sich zu verirren. Auf der Erde brauchte er nur den Mund aufzutun und einen der Mitmenschen zu fragen, die zu Tausenden und aber Tausenden um ihn herum waren. Nur die Tatsache, daß ich lange Zeit auf dem Mars gewesen war, wo man außerhalb der Stationskuppel ebenfalls mutterseelenallein ist, ließ mich die Angst relativ schnell überwinden.
    Ich kroch geradewegs auf die überhängende Sandwoge zu. Dabei mußte ich den nadelspitzen Klippen ausweichen. Es war ein mühseliges Vorwärtskommen. Als Venusier war man zur normalen Fortbewegung auf den Flugsand angewiesen; der Felsboden machte die Ruderfüße nutzlos.
    Aus diesem Grunde bemerkte ich das Gewitter nicht eher, als bis es sich über meinem Haupte entlud. Die Blitze schlugen in unaufhörlicher Folge ein, und wieder einmal war ich froh, daß mein venusischer Gastkörper kein Gehör und menschliche Sinne besaß. Der Lärm hätte mich bestimmt taub gemacht.
    Zu allem Unglück befand ich mich bei Ausbruch des Gewitters direkt am Fuß der Felsnadeln. Sie zogen naturgemäß wegen ihrer einsamen Höhe die Blitze auf sich, und unaufhörlich wurde ich mit einem Regen von Steinsplittern überschüttet.
    Einmal schlug ein kopfgroßer Felsbrocken so hart gegen meinen Rückenpanzer, daß ich glaubte, er wäre zerschmettert worden. Halb betäubt zog ich mich mit den stumpfen Krallen näher an den Fels heran. Ich hatte beim Aufleuchten einer besonders starken Entladung so etwas wie eine Nische gesehen und wollte mich in ihren Schutz zurückziehen, bevor ich erschlagen wurde.
    Ich schaffte es gerade noch. Eine neuerliche Serie von Einschlägen brachte vermutlich eine der Felsnadeln zum Einsturz. Sehen konnte ich es nicht, aber der Trümmerregen, der herniederging, war so stark wie nie zuvor. Ein scharfkantiger Splitter bohrte sich in meinen linken Hinterfuß. Ich bemerkte die Verletzung jedoch erst, als ich mich bereits in Sicherheit befand. Sie blutete kaum, brannte jedoch höllisch, und es gab keine Möglichkeit, mit einem anderen Bein oder dem Kopf an sie heranzukommen und den Splitter zu entfernen.
    Zum erstenmal wünschte ich mir einen Gefährten bei diesem Höllenkommando.
    Dann besann ich mich darauf, daß Venusier Molekularverformer sind. Ich versuchte, mich auf etwas zu konzentrieren, von dem ich nicht mehr als das Endprodukt kannte. Alle Versuche auf der Erde und während der Fahrt mit der SKANDER-BEG, Veränderungen im Molekularverband meines Gastkörpers mittels geistiger Konzentration hervorzurufen, waren ergebnislos verlaufen. Professor Cato hatte mir auch gesagt, warum. Ein solcher Prozeß wurde von einem instinktgeleiteten Hirnsektor gesteuert – es mußte einfach so sein, so hätte sich niemals irgendeine Art von Molekularverformern bilden können –, und jeder Venusier mußte während seiner Kindheit erst einmal lernen, die willensmäßige Kontrolle darüber zu erlangen. In diesem Sinne gesehen, war ich eben noch ein Kind, und vielleicht bedurfte es eines starken äußeren

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