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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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warten?»
    «Ich bin überrascht, dass du dich davon losreißen konntest», erwiderte Gaille lächelnd.
    «Hey», meinte er grinsend. «Wer weiß, welche Schätze bei Petitier auf uns warten?»

II
    Die Beleuchtung im Pavillon war so schwach, dass Knox erst bei den helleren Dias die Gesichter in den ersten Reihen erkennen konnte und sah, wie gespannt das Publikum ihm zuhörte. Er machte einen Scherz, der wesentlich mehr Gelächter erntete, als er verdiente, und schließlich spürte er das erhebende Selbstvertrauen eines Redners, dessen Vortrag gut ankommt. Auch den Teleprompter benötigte er viel seltener, als er gedacht hatte: Es war beinahe so, als wäre er lediglich ein Medium, durch das sein Freund zu den Menschen sprach.
    Deshalb war es ein ziemlicher Schock, als er plötzlich zum Ende kam. Da er sich über eine Schlussformulierung wenig Gedanken gemacht hatte, hielt er aus dem Stegreif einfach noch eine kurze Lobrede auf Augustin und dankte dann seinen Zuhörern für ihre Zeit und Aufmerksamkeit. Für einen Moment war alles still, so als wäre auch das Publikum vom Ende des Vortrags überrascht worden. Die Stille dauerte lange genug, um ihn zu verunsichern. Vielleicht hatte er die Reaktion ja völlig falsch gedeutet. Doch dann setzte Applaus ein und begann in einem Maße anzuschwellen, wie es Knox noch nie erlebt hatte, jedenfalls nicht bei einer derart förmlichen Konferenz. Eine Frau erhob sich, dann ein Mann und weitere Leute, bis plötzlich das gesamte Auditorium aufsprang und jubelte und klatschte und mit den Füßen stampfte, nicht um ihn zu feiern, wie Knox wusste, nicht einmal um den Vortrag zu würdigen, sondern um Augustin und all den Projekten, an denen er über die Jahre unbeachtet in Alexandria gearbeitet hatte, die Ehre zu erweisen und in aller Öffentlichkeit zu zeigen, dass man den Anschuldigungen der Polizei gegen ihn nicht einen Moment lang glaubte.
    Nico kam zu ihm aufs Podium. «Ich konnte Ihnen ja kaum noch folgen», brummte er gespielt mürrisch.
    Knox lachte und deutete auf den Kameramann. «Sie nehmen doch alles auf, oder?»
    «Natürlich. Hätten Sie gerne eine Aufnahme?»
    «Ich nicht. Aber ich glaube, Claire sollte erfahren, wie gut Augustins Vortrag angekommen ist.»
    Nico nickte energisch. «Gute Idee. Ich werde mich selbst darum kümmern.»
    «Danke.» Der Applaus toste noch immer und erinnerte an einen Parteitag. Knox nutzte den Moment, um Nico von seinem Einfall zu erzählen, dass man die Konferenzteilnehmer, die am Vortag nicht da gewesen waren, hinsichtlich ihres Wissens über das Goldene Vlies überprüfen sollte.
    «Das ist mir auch schon in den Sinn gekommen», sagte Nico. «Aber es waren alle hier. Nur Augustin nicht. Und natürlich Antonius.»
    «Antonius?»
    «Ein früherer Kollege von der Universität. Ein Fachmann für alte Schriften, deswegen dachte ich, er könnte vielleicht eine Hilfe sein. Aber er ist nicht gekommen. Er ist leider zu einem Einsiedler geworden und verlässt kaum noch sein Haus.»
    «Nicht einmal für eine solche Konferenz?»
    «Nein.» Nico schaute ihn nachdenklich an. «Meinen Sie, ich sollte ihn anrufen?»
    «Das wäre eine gute Idee.»
    «Ich werde das gleich machen.» Er deutete auf das Publikum, dessen Applaus schließlich etwas nachließ. «Sie beantworten doch noch ein paar Fragen, oder?»
    «Ein paar», stimmte Knox zu. «Aber dann muss ich wirklich zurück nach Athen.»

NEUNZEHN

I
    Iain und Gaille fuhren zurück ins Hochland und kamen durch malerische Bergdörfer und Städte, ehe sie Richtung Plakias abbogen. Über ihnen türmten sich die Felshänge der Kourtaliotiko-Schlucht auf, bei deren Anblick Gaille leicht schwindlig wurde. Eine weißgetünchte Mauer, die kurz zu sehen war, bezeugte einmal mehr, dass die Griechen es nicht fertiggebracht hatten, einen Berg zu überqueren, ohne eine Kirche auf dem Gipfel zu errichten. Zu ihrer Erleichterung ließen sie die Schlucht bald hinter sich, doch schon nach wenigen Kilometern erreichten sie die nächste, und die schmale, kurvenreiche Straße war mit herabgestürzten Felsen und Steinen übersät. «Mein Gott!», murmelte sie, als Iain lässig im Slalom um sie herumfuhr und der Wagen dem Abhang ungemütlich nahe kam. «Wie viele von diesen verdammten Schluchten gibt es denn hier?»
    «Eine Menge», erwiderte Iain grinsend. Er zeigte auf den Boden des Wagens. «Genau unter uns treffen die afrikanische und die europäische Erdplatte aufeinander. Die gesamte Insel ist das Resultat dieser

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