Waechter des Labyrinths
Parkplatz zum Eingang der historischen Stätte, aus dem gerade ein Mann kam. «Das ist doch dieser Knox, oder?»
«Das ist Knox», sagte Michail. Er stand auf, zögerte dann aber. Es waren so viele Menschen in der Nähe, einschließlich der Sicherheitsleute am Eingang der Stätte, dass wohl selbst ihm klargeworden sein musste, wie ungünstig dieser Ort für eine Entführung war. Außerdem würde Knox sie aufgrund der Begegnung am Abend zuvor augenblicklich wiedererkennen. Deshalb warteten sie im Café, bis er seinen Wagen erreicht hatte und losfuhr, legten dann ein paar Geldscheine auf den Tisch und liefen hinaus zu den Geländewagen.
III
Knox kam zügig aus Eleusis heraus. Trotz Nicos Zweifel an der Verkehrspolizei waren die vier Autos, die am Morgen an dem Auffahrunfall beteiligt gewesen waren, bereits abgeschleppt und die Straße wieder frei. Er ließ die Küste hinter sich, fuhr durch ein felsiges Waldgebiet und überquerte den Gipfel eines Berges.
Nico hatte mehrere Mal versucht, seinen alten Kollegen Antonius anzurufen, hatte ihn aber nicht erreicht. Er war immer unruhiger geworden, denn offenbar war Antonius nicht nur ein Einsiedler, sondern litt auch an zwanghafter Platzangst, sodass es ihm schon schwerfiel, für Einkäufe das Haus zu verlassen. Knox hatte sich von dieser Sorge anstecken lassen und angeboten, bei ihm vorbeizufahren und nachzuschauen. Nico hatte ihm versichert, dass Antonius’ Haus leicht zu finden sei, da es direkt am Olympiastadion lag. «Das Stadion können Sie nicht verfehlen», hatte er Knox gesagt. «Groß, weiß und leuchtend. Man kann es von überall sehen.»
Doch scheinbar nicht von hier. Knox öffnete das Handschuhfach, fingerte den Stadtplan von Athen heraus, faltete ihn über dem Lenkrad auf und versuchte sich zu orientieren und die Straße im Auge …
Der schwarze Mercedes kam wie aus dem Nichts und schnitt ihm den Weg ab, wobei er so scharf abbremste, dass Knox nicht nur gezwungen war, selbst auf die Bremse zu treten, sondern auch das Lenkrad herumzureißen. Quietschend rutschten die Reifen über den staubigen Asphalt. Als er gleichzeitig gegen den Randstein und die hintere Stoßstange des Mercedes krachte, schleuderte ihn der Gurt zurück in den Sitz. Eine Hupe plärrte, doch er wusste nicht, ob es seine war. Von hinten wurde ihm ein Stoß versetzt. Er schaute sich um und sah, dass ihn ein zweiter Mercedes einkeilte. Aus beiden Wagen sprangen Männer. Es waren die Typen, denen er gestern mit Gaille im Fahrstuhl begegnet war. Er versuchte, seinen Gurt zu lösen, aber die Schnalle klemmte. Er wollte schnell die Türen versperren, doch es war zu spät. Seine Tür wurde aufgerissen und der Mann, der Gaille so unverschämt angeglotzt hatte, zeigte ihm kurz die abgesägte Schrotflinte unter seinem Ledermantel. Dann griff er seelenruhig in den Wagen und zog den Schlüssel aus der Zündung. «Sie kommen mit», sagte er.
«Wer sind Sie?», fragte Knox und versuchte, sich seine Angst nicht anmerken zu lassen. «Was wollen Sie?»
Der Mann deutete mit einer Kopfbewegung zu seinem Mercedes. «Das werden Sie schon sehen», sagte er.
ZWANZIG
I
Iain und Gaille verließen Anopolis auf einer engen, kurvenreichen Straße, auf der ihnen nur eine Schafherde begegnete, die ihnen widerwillig Platz machte, als Iain wild zu hupen begann. Eine schmale Holzbrücke mit klappernden Planken führte über eine tiefe Schlucht. Die Straße war mit Olivenhainen gesäumt, an den Zweigen hingen prall gefüllte schwarze Netze und zwischen den Stämmen verliefen Bewässerungsleitungen, die wie mythische Schlangen aussahen. Sie fuhren durch Felder, Wälder und Wiesen zu einem winzigen Bergweiler namens Agios Georgios, wo die Weiterfahrt durch ein Metallgatter versperrt war. «Ich schätze, das meinte die Frau mit Ende der Straße», sagte Iain. «Machst du auf?»
«Ist das denn erlaubt?»
«Sicher», sagte er. «Es ist nur da, damit die Schafe nicht abhauen.»
Auf der anderen Seite des Gatters döste ein Dobermann, der an einem Metallhaken festgekettet war. Doch plötzlich sprang er auf und begann wild zu bellen, was von den Hunden im Dorf sofort erwidert wurde. Kaum war Iain durch, schloss Gaille das Gatter und stieg schnell wieder ein. Als sie weiterfuhren, stürzte sich der Dobermann wütend gegen ihr Fenster und hinterließ Flecken auf der Scheibe.
«Gott, ich hasse diese Bestien», brummte Iain und sah tatsächlich ziemlich blass aus. Er fuhr über einen Dorfplatz auf einen unbefestigten Weg,
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