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Wächter des Mythos (German Edition)

Wächter des Mythos (German Edition)

Titel: Wächter des Mythos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Saurer
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Mann, der ein doppeltes Spiel spielt.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Sandino misstrauisch.
    »Auf welcher Seite stehen Sie? Auf der falschen oder der richtigen Seite? Ich habe den Eindruck, Sie treffen da gerade eine Entscheidung, die von der römisch-katholischen Kirche als Bedrohung aufgefasst werden könnte …«
    »Und was für eine Entscheidung soll das sein?«
    »Der Tochter eines Ketzers zu helfen!«
    »Da hätte ich Ihnen vor etwa 250 Jahren bestimmt zugestimmt und mir vielleicht auch noch die Zeit genommen, mir darüber Gedanken zu machen«, erwiderte Sandino trocken. »Doch heutzutage habe ich dafür einfach kein Verständnis mehr.«
    Der Gesichtsausdruck des Priesters veränderte sich plötzlich, er starrte Sandino mit zusammengekniffenen Augen an, als könne er eine gewisse Kontrolle über die Situation gewinnen.
    »Auf welcher Seite stehen Sie?«, fragte er erneut in scharfem Ton.«
    »Das wissen Sie doch schon längst, oder?«, gab ihm Sandino höhnisch zur Antwort.
    »Ich wusste es, Sie sind eine Bedrohung für die Kirche, genau wie dieser Bernard. Und ich fürchte, einen alten Priester in seiner Kirche zu töten wird diese Bedrohung nur noch verstärken.«
    »Was haben Sie getan? Sich etwa wegen Bernards Entdeckung an den Auftragskiller der glorreichen Institution Kirche gewandt?«
    »Nein«, sagte der alte Mann kopfschüttelnd, »da muss ich Sie leider enttäuschen, Monsignore. Unter dem Wort Kirche sind solche Männer in keinem Telefonbuch zu finden.«
    »Natürlich nicht, sie bekommen für ihre Aufgaben einen anderen Namen. Es sind Diener Gottes, die töten und tief mit unserer Kirche verbunden sind, doch das wissen Sie ja schon.«
    »Nein, da irren Sie sich gewaltig. Ich habe mich an die Kongregation für Glaubenslehre gewandt, weil ich mich einer gewissen Tradition verpflichtet fühle.«
    »Das sind nur Worte.«
    »Ja, aber sie erklären einiges.«
    »So?«, entgegnete Sandino bitter. »Dann erklären Sie mir doch bitte, was dieser Mord zu bedeuten hat? Wieso lässt ihre glorreiche Kirche mörderische Psychopathen herumspazieren? Fasziniert es Sie, Don Ferrari, dass diese Männer ohne Skrupel sind und in vollkommener Hingabe handeln, besessen von ihrem vermeintlichen göttlichen Auftrag? Fasziniert es Sie, dass diese Priester so kaltblütig töten, während Sie keiner Fliege etwas zuleide tun können?«
    »Bernard war ein Ketzer ! Er ist selbst vor dem Allerheiligsten dieser Kirche nicht zurückgeschreckt. Ich war ihm zu Anfang noch behilflich, bis ich seinen Verrat an der heiligen Kirche Gottes erkannte! Ich habe nur ein Foto von seinem Kelch nach Rom geschickt, das er bei mir liegen gelassen hatte.«
    »Sie sind also der Judas in dieser Geschichte, Don Ferrari.«
    »Ich musste die Heilige Kirche gegen Bernard verteidigen, weil er mit seiner überaus zähen Neugier nicht nur die Grundfesten dieser Kirche mit ihren heiligen Reliquien zu erschüttern drohte, sondern auch diejenigen der ganzen Christenheit! Doch ich habe rein nichts von seinem enthüllten Gift an den Vatikan weitergeleitet, ich habe in meinem Brief nur auf ihn aufmerksam gemacht.«
    »Verstehe, Sie haben Ihren Weg zur Gerechtigkeit beschritten!«, antwortete Sandino zynisch, »und deshalb plädieren Sie vor Gott für Freispruch !«
    »Nur weil Sie in Burgos noch einmal Glück gehabt haben, fuchteln Sie jetzt einem alten Mann mit einer Waffe vor der Nase herum? Aber beim nächsten Mal wird er Sie kriegen !«, zischte der Alte.
    »Da irren Sie sich, aber gewaltig.«
    »Glauben Sie, dass Gott Ihnen das Recht gibt, vom rechten Weg des Glaubens abzukommen, nur um dieses Spiel zu gewinnen?«
    »Und wenn dieser Glaube nur aus Halbwahrheiten besteht oder gar auf der Lüge aufbaut?«, rief Sandino genervt.
    »Wir Priester sollten nicht nach Wahrheit streben, sondern uns rein am Glauben orientieren. Denn Glaube ist Wahrheit .«
    »Und was ist mit all den anderen? Alina steht dieser Wahrheit wohl auch im Wege, so wie Bernard! Sollen sie deshalb im Namen des Glaubens getötet oder besser: geopfert werden?«
    »Was denken Sie, wie lange er brauchen wird, bis er hier ist?«, fragte der Priester höhnisch. Die beiden Männer starrten sich einen Moment lang schweigend an, bevor Sandino reagierte.
    »Wen meinen Sie, Don Ferrari, Sie erwarten doch nicht den Satan !«
    Das Entsetzen in den Augen des alten Priesters verriet mehr, als Worte es vermochten. Dann wich sein starrer Blick einem nackten Schrei nach Hilfe. In vollkommener Erschöpfung

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