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Wächter des Mythos (German Edition)

Wächter des Mythos (German Edition)

Titel: Wächter des Mythos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Saurer
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nähern wir uns dem Monte de Gozo, dem letzten Hindernis für Pilger, die zu Fuß unterwegs sind. Von dort oben kann man schon die Türme der Kathedrale mit der heiligen Reliquie erblicken, die wir anschließend besichtigen werden.«
    Die Stadt, die der imposante Ausblick auf das im Tal liegende Santiago de Compostela freigab, mutete modern an. Einzig die alles überragenden Türme der Kathedrale zeugten von der jahrhundertealten Tradition und Bedeutung dieses Ortes für die Christenheit. Stolz lag das Pilgerziel im strahlenden Sonnenschein und löste in Alina widersprüchliche Gefühle aus. Es war wohl die Erwartung, bald am Ziel ihrer Reise angekommen zu sein und nicht die hochmoderne Pilgerherberge am Hang, die den ersten Blick auf die Stadt Santiago de Compostela, nur halb so beeindruckend wirken ließ. Der Reiseleiter drängte zum Aufbruch. Er befürchtete, wegen des unberechenbaren Verkehrs in der Stadt die Messe zu verpassen.

 Kapitel 12
     
    Inspektor Rey war in den frühen Morgenstunden bereits ein wenig pilgern. Er hatte bald genug davon, da in der Nähe des Ziels immer viel zu viele Pilger anzutreffen waren. Dennoch hatte er eine Gruppe von Pilgergefährten sehr genossen, die fröhlich ein altes Pilgerlied vor sich hersangen. Munter war er später mit Maria in ihrem Auto dem Bus gefolgt, während er dieses Lied beschwingt vor sich herbrummte: »… jour après jour la route nous appelle, c’est la voix de compostelle. « Auf dem Monte de Gozo hatten sie dann den Bus losfahren sehen und waren ihm einen Teil seines Weges gefolgt, bevor Rey, der am Steuer saß, die Straße an einem schmalen Feldweg verließ.
    »Von hier aus habe ich schon einige meiner schönsten Fotos gemacht«, sagte er zu Maria, beseelt von romantischen Gedanken. »Abenddämmerung über Santiago de Compostela.«
    »Und wohin fahren wir jetzt ?«, fragte ihn Maria gereizt, die es nicht gewöhnt war, nicht selbst am Steuer ihres Wagens zu sitzen und Mühe hatte, sich damit abzufinden, wie Rey rücksichtslos durch die Schlaglöcher bretterte.
    »Eine Abkürzung«, sagte er lächelnd, »die wohl nur Insider wie ich kennen. Wir wollen doch vor dem Bus am Ziel sein, oder?«
    »Ach wirklich ? Da vorn scheint deine Abkürzung allerdings schon zu Ende zu sein …«
    Der Inspektor hielt vor einem verschlossenen Gatter, das ihnen den Weg versperrte. Kaum hatte er den Wagen verlassen, um sich am Gatter zu schaffen zu machen, fing er auch schon laut an zu fluchen. Jemand hatte es mit einem Schloss versperrt.
    Maria sagte nichts, sie war ruhig sitzen geblieben und sah zu, wie Rey frustriert zum Auto zurückkam, entnervt den Gang einlegte und rückwärts mit dem Wagen den Weg wieder zurückfuhr. Ungeduldig folgte er dem schmalen Feldweg über Stock und Stein, bis er plötzlich seitlich vom Weg abkam, aber das Auto noch gerade rechtzeitig an der steilen Böschung zum Halten brachte, sodass allerdings beide Räder auf der einen Seite des Wagens mehr oder weniger in der Luft hingen.
    »Das nenne ich Präzision«, sagte Maria scherzend. »Und was machen wir jetzt ?«
    »Aussteigen und hoffen, dass der Wagen dabei nicht die steile Böschung hinunterrutscht.«
    Gesagt, getan, auch wenn Rey auf Marias Sitz klettern musste, um auszusteigen. Nachdem er die Situation in Augenschein genommen hatte, fand er die Lage des Autos aber doch nicht so schlimm. Die mit Gras bewachsene steile Böschung war vier bis fünf Meter tief und mündete in einer hohen Wiese. Mit etwas Glück würde er den Wagen wieder auf den Feldweg bringen. Maria weigerte sich jedoch, wieder in den Wagen zu steigen, so versuchte Rey sein Glück ohne sie. Dabei kam das Auto ganz vom Weg ab, drehte sich durch das Gewicht des Motors nach vorn und rutschte die steile Böschung hinunter.
    Als der Inspektor verblüfft im hohen Grass zum Stehen kam, rief Maria von oben herunter: »Du kannst von Glück reden, dass du dich bei diesem Manöver nicht überschlagen hast, Rey. Was machen wir jetzt ?«
    »Was machen wir jetzt , was machen wir jetzt ! Es ist besser, du hörst mit deiner Fragerei auf. Ich fahre jetzt durch dieses Gras und suche einen Weg zur Straße! Dann werde ich dich abholen kommen.«
    Maria sah ihm mit saurer Mine nach, als sie ihn mit ihrem Wagen durch das hohe Gras davonholpern sah.
     
    * * *
    Nachdem Kardinal Walter dem Major der Tiraboleiros seine Anweisungen gegeben hatte, begleiteten ihn zwei seiner Wächter in dunklen Anzügen durch schier endlose Flure und Kammern zu dem

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