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Wächter

Wächter

Titel: Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baxter Clarke
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Grove nachdenklich, »dass wir diesen Menschenaffen und ihre Mutter in einem Zelt untergebracht haben, das wir unter einem schwebenden Auge aufgeschlagen hatten - erinnern Sie sich noch, Bisesa? Ziemlich respektlos gegenüber dem Auge , hatte ich mir gesagt. Vielleicht hat diese elende Kreatur dann eine Art von Band mit den Augen geknüpft. Aber woher zum Teufel hätte sie wissen sollen, dass es hier ein Auge gibt?«
    »Es gibt vieles, was wir nicht verstehen«, sagte Bisesa. »Gelinde gesagt.«
    Grove inspizierte mit geheucheltem Interesse Bisesas Unterkunft. »Na, Sie scheinen sich hier ja ganz wohl zu fühlen.«
    »Alles paletti«, sagte sie zu Groves Verwirrung. »Und ich habe mein Telefon. Es ist eine Schande, dass Anzug Fünf schlappgemacht hat; sonst hätte er mir auch noch Gesellschaft leisten können. Und hier ist meine chemische Toilette, die ich aus der Little Bird gerettet hatte. Abdi versorgt mich mit Nahrung und allem anderen, was ich so brauche. Du bist meine Verbindung zur Außenwelt, nicht wahr, Abdi?«
    »Ja«, sagte Grove, »aber warum sind Sie hier?«
    »Ihr solltet wissen«, sagte Eumenes gemessen, »dass Alexander glaubt , sie würde nach einem Weg suchen, das Auge zu seinem Vorteil zu benutzen. Wenn der König nicht der Ansicht
wäre, dass Bisesa seinen Zwecken dienlich sei, dann wäre sie überhaupt nicht hier. Ihr müsst das bedenken, wenn Ihr ihm begegnet, Kapitän.«
    »Verstanden. Aber was ist nun die Wahrheit, Bisesa?«
    »Ich will nach Hause«, sagte sie einfach. »Wie ich es schon einmal getan habe. Ich will zu meiner Tochter und Enkelin zurückkehren. Und das ist der einzig mögliche Weg. Bei allem Respekt, es gibt nichts auf Mir, das mir so viel bedeuten würde.«
    Grove blickte diese Frau an, diese verlassene Mutter, die ganz allein mit dieser fremdartigen Welt war. »Ich hatte auch eine Tochter, müssen Sie wissen«, sagte er schroff - zu seinem Leidwesen. »In der Heimat. Sie wissen, wovon ich spreche. Sie wäre jetzt ungefähr in Ihrem Alter, schätze ich. Ich weiß sehr wohl, weshalb Sie hier sind, Bisesa.«
    Sie lächelte und umarmte ihn wieder.
    Damit war eigentlich alles gesagt.
    »Also«, sagte Grove. »Ich werde Sie wieder besuchen. Wir werden wohl noch ein paar Tage hier in Babylon bleiben. Ich habe das Gefühl, dass ich versuchen sollte, diesem Pechvogel Bloom aus der Patsche zu helfen. Wir Modernen müssen schließlich zusammenhalten, finde ich.«
    »Sie sind ein guter Mensch, Kapitän. Aber begeben Sie sich nicht auch noch in Gefahr.«
    »Keine Sorge, ich bin ein schlauer alter Fuchs …«
    Sie gingen bald darauf.
    Grove schaute sich noch einmal nach Bisesa um. Allein, au ßer dem wachsamen Menschenaffen, ging sie um die schwebende Kugel herum und drückte mit der bloßen Hand gegen die Oberfläche des Auges. Die Hand schien seitwärts abzurutschen, bewegt von einer unsichtbaren Kraft. Grove traute seinen Augen kaum, mit welcher Vertrautheit sie mit diesem monströsen fremdartigen Ding umging.
    Er wandte sich ab. Er war froh, dass die Dunkelheit der Tempelgänge die aufsteigenden Tränen in den Augen eines alten Narren verbarg.

{60}
HAUS
    30. März 2072
     
    Paula rief über die Glasfaserleitung an. Seit dem Abfall der Sonne hatten die großen KIs in New Lowell ihre Prognosen optimiert, wann der Riss schließlich den Mars treffen würde.
    »Vielleicht 12«, sagte Paula. »Gegen vierzehnhundert.«
    Sechs Wochen. »Dann wissen wir also Bescheid«, sagte
    Myra.
    »Wie man mir gesagt hat, soll die Prognose zum Schluss bis auf die Attosekunde genau sein.«
    »Das wird sicherlich was nützen«, sagte Juri trocken.
    »Außerdem haben wir Prognosen zum Status deines Kernkraftwerks erstellt«, sagte Paula. »Du weißt schon, dass der Brennstoff zur Neige geht.«
    »Natürlich«, sagte Juri steif. »Der Nachschub gestaltet sich etwas schwierig.«
    »Laut unseren Prognosen wirst du es bis zum Riss schaffen. In den letzten paar Tagen könnte es allerdings ungemütlich werden.«
    »Wir werden den Brennstoff rationieren. Schließlich sind wir nur zu zweit.«
    »Gut. Aber es ist immer ein Zimmer für euch frei in Lowell.«
    Juri warf einen Blick auf Myra, und sie erwiderte das Grinsen. »Und mein Zuhause verlassen? Nein danke, Paula. Bringen wir es hier zu Ende.«

    »Ich dachte mir schon, dass ihr das sagen würdet. In Ordnung. Falls ihr eure Meinung doch noch ändert, werden die Rover euch abholen. Dazu sind sie noch in der Lage.«
    »Ich weiß. Vielen Dank«, sagte Juri gewichtig.

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