Wächter

Titel: Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baxter Clarke

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Ellie, Grendel und Hanse, den Chinesen und sogar mit Bella Fingal. Aber in den Mars-Anzügen gerieten die Umarmungen zur Karikatur, bar jeden zwischenmenschlichen Kontakts.
    Bella trat als Letzte an den Fuß der kurzen Rampe, die ins Innere des Doppelkegels führte. Sie ließ den Blick schweifen. »Das ist das Ende des Mars«, sagte sie. »Ein scheußliches Verbrechen ist hier verübt worden, und wir Menschen haben uns der Komplizenschaft schuldig gemacht. Das ist eine schreckliche Bürde für uns und unsere Kinder. Aber ich glaube nicht, dass wir mit dem Gefühl der Scham abreisen sollten. Im letzten Jahrhundert hat sich mehr auf dem Mars ereignet als in den Jahrmilliarden davor, und alles, was gut daran war, ist den Handlungen der Menschheit entsprungen. Wir müssen uns
daran erinnern. Und wir müssen des verlorenen Mars mit Liebe gedenken, nicht mit Scham.« Sie schaute auf den roten Staub zu ihren Füßen. »Ich glaube, das ist alles.«
    Sie ging entschlossen die Rampe hinauf, die sich hob, bis sie im Bauch des Shuttles verschwand.

    Myra, Paula und Juri mussten zum Rover zurückeilen, der sie einen Kilometer weit vom Startplatz entfernte. In dieser Entfernung waren sie in Sicherheit. Als der Rover anhielt, zwängten sie sich wieder in ihre Überanzüge und stiegen aus.
    Sie standen in einer Reihe, Myra zwischen Juri und Paula, und fassten sich an den Händen. Und sie waren von einer kleinen Schar von Robot-Kameras umzingelt, die ihnen hinterher gerollt, geflogen oder gehüpft waren.
    Als der Moment des Starts kam, hob das Shuttle ohne Probleme ab. Die Marsschwerkraft war schwach; es war immer schon leicht gewesen, sich von seiner Gravitationsquelle zu lösen. Der Staub, der durch diesen letzten Start aufgewirbelt wurde, senkte sich in der dünnen Luft schnell wieder zu Boden, und das Shuttle schrumpfte am orangebraunen Himmel zu einem fahlen Juwel mit einem fast unsichtbaren Kondensstreifen.
    »Das war es also«, sagte Paula. »Wie lang noch bis zur Lightshow?«
    Juri wollte schon auf die Uhr schauen, überlegte es sich dann aber anders. »Nicht mehr lang. Wollt ihr in den Rover zurück, um aus diesen Anzügen rauszukommen?«
    Keiner von ihnen wollte das. Irgendwie schien es richtig, hier draußen zu sein auf der Oberfläche des Mars und unter seinem unheimlichen unblauen Himmel.
    Myra schaute sich um. Die Landschaft war nur eine ebene Wüste mit kleinen Bergen in der Ferne. Aber in einem tiefen, nicht weit entfernten Graben gab es eine moosartige grüne Vegetation. Leben, das dem Mars vom Sonnensturm zurückgegeben und von Menschenhand gehegt und gepflegt worden
war. Sie hielt sich dicht bei ihren Gefährten. »Das ist der Traum von einer Million Jahren, hier zu stehen und das zu sehen«, sagte sie.
    Juri sagte: »Ja …«
    Und das Licht erlosch schlagartig, und der Himmel verdüsterte sich, als ob jemand einen Abblendschalter betätigt hätte. Die Sonne stob davon und saugte das ganze Licht auf. Der Himmel wurde tiefbraun, dann kohlrabenschwarz und schließlich so schwarz wie die Hölle.

    Myra stand in der Dunkelheit und klammerte sich an Juri und Paula. Sie hörte die Kameras verwirrt klicken.
    Es hatte nur Sekunden gedauert.
    »Ich hoffe, dass die Kameras das aufgenommen haben«, murmelte Juri.
    »Es mutet wie eine totale Sonnenfinsternis an«, sagte Paula. »Ich habe mal eine gesehen, als ich auf der Erde war. Das war aufregend und irgendwie …«
    Myra war auch aufgeregt und wurde durch dieses urzeitliche, außergewöhnliche Ereignis auf eine Art und Weise berührt, die sie so nicht erwartet hätte. Seltsame Lichter im Himmel. Doch als sie dort in der Dunkelheit stand, verspürte sie einen Anflug von Angst bei der Vorstellung, dass die Sonne niemals mehr über dem Mars scheinen würde.
    »Dann sind wir also allein in diesem Universum«, sagte Juri. »Wir und der Mars.«
    Der Boden erzitterte leicht.
    »Marsbeben«, sagte Paula wie aus der Pistole geschossen. »Das war zu erwarten. Wir haben die Gezeiten der Sonne verloren. Es wird vorübergehen.«
    Der Rover schaltete das Licht ein. Es flackerte und wurde dann zu einem Glühen. Die Scheinwerfer zeichneten einen Lichtfleck auf den Marsboden, und Myra warf einen langen Schatten.
    Und da hing ein Kreis vor ihr in der Luft. Wie ein Spiegel mit komplexen Lichtreflexen von den Lampen des Rovers.
Myra machte einen Schritt nach vorn und sah ihr Spiegelbild auf sich zukommen.
    Das Ding in der Luft durchmaß ungefähr einen Meter. Es war ein Auge .
    »Du