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Wächter

Wächter

Titel: Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baxter Clarke
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dem Sturm, und vor allem seit der Rückkehr von Athene hatten die großen Fresnel-Augen sich jedoch abgewandt und spähten nun in die dunklen Räume zwischen den Sternen.
    »Und so weit der Blick der Astronomen reicht, sehen sie Flüchtlinge«, sagte Bella.
    Die Cyclops-Fernrohre hatten Infrarot-Spuren von Generationen-Sternenschiffen registriert; langsame, große Archen wie die chinesischen Schiffe, die ganze Zivilisationen transportierten. Und es gab riesige ätherische Schiffe mit Segeln Hunderte Kilometer breit, die vor dem Licht explodierender Sterne davonstoben. Man hatte sogar gebündelte Lasersignale entdeckt, die man als Spuren von Teleportations-Versuchen deutete: verzweifelte Versuche, die Essenz eines Lebewesens in einem Funksignal zu verschlüsseln.
    Myra wurde von diesen phantastischen Möglichkeiten förmlich erschlagen. Da steckte eine Geschichte, ein ganzer Roman in jeder dieser Zusammenfassungen. »Das ist das Werk der Erstgeborenen. Sie sind überall. Und überall tun sie das, was sie schon mit uns anstellen wollten, mit den Marsianern und mit Prokyon - Auslöschung . Warum?«
    »Wenn wir das wüssten«, sagte Bella, »wenn wir die Erstgeborenen verstünden, könnten wir vielleicht der Bedrohung begegnen, die sie darstellen. So wird unsere Zukunft aussehen - wie weit wir auch reisen, so weit wir zu schauen vermögen. Und so sind wir also in diese Situation geraten, an diesen verlassenen Strand gespült worden.« Bella übergab die Probenlade an einen Assistenten und trat einen Schritt zurück.
»Würden diejenigen von Ihnen, die nun abreisen, bitte hinter mir Aufstellung nehmen?«
    Der größte Teil der Gruppe trat vor, einschließlich Ellie von Devender, Grendel Speth, Hanse Critchfield. Zu denen, die blieben, zählten Myra, Juri und Paula Umfraville. Die Chinesen traten auch zurück. Einer ihrer Delegierten näherte sich Bella und sagte ihr, dass sie noch bleiben wollten, um die Denkmäler zu pflegen, die sie für die am Sonnensturm-Tag gestorbenen Gefährten errichtet hatten.
    »Soweit ich weiß«, wandte Bella sich an alle, »verfügen Sie über genügend Vorräte - Lebensmittel, Energie -, um über die Runden zu kommen, bis …«
    »Ja, Frau Vorsitzende«, sagte Juri. »Es ist für alles gesorgt.«
    »Ich weiß aber nicht, wie Sie miteinander in Verbindung bleiben wollen - Lowell mit der Polstation, zum Beispiel. Werden Sie denn nicht die Kommunikationssatelliten verlieren, wenn die Abspaltung eintritt?«
    »Wir haben Landleitungen gelegt«, sagte Paula fröhlich. »Es ist alles bestens.«
    »Bestens?« In Bellas Gesicht arbeitete es. »Davon kann nun wirklich nicht die Rede sein. Bitte - kommen Sie mit uns«, sagte sie impulsiv. »Sie alle. Sie können Ihre Meinung immer noch ändern. Wir haben genug Platz im Shuttle. Und meine Tochter wartet in der Umlaufbahn in der Liberator , um Sie nach Hause zu geleiten.«
    »Danke«, sagte Juri gleichmütig. »Aber wir haben uns entschieden. Jemand sollte hier bleiben. Es sollte Augenzeugen geben. Außerdem ist das meine Heimat, Frau Vorsitzende.«
    »Meine Mutter liegt hier begraben«, sagte Paula Umfraville. »Ich könnte das nicht aufgeben.« Ihr Lächeln war so professionell wie immer.
    »Und ich habe hier auch meine Mutter verloren«, sagte Myra. »Ich kann diesen Ort nicht verlassen, ohne ihrem Verschwinden auf den Grund gegangen zu sein.«

    Bella sah Myra in die Augen. »Sie wissen, dass wir alles in unseren Kräften Stehende tun werden, um den Kontakt zu erweitern, der mit Mir hergestellt wurde. Ich habe Ihnen mein Wort darauf gegeben, und ich werde dafür sorgen, dass dieses Versprechen auch eingelöst wird.«
    »Vielen Dank«, sagte Myra.
    »Aber Sie gehen doch zu einem noch fremdartigeren Ort, nicht wahr? Gibt es irgendjemanden, dem ich etwas von Ihnen ausrichten soll?«
    »Nein danke, Frau Vorsitzende.« In den Monaten seit dem Einschlag der Q-Bombe hatte Myra immer wieder versucht, sich mit Charlie und Eugene in Verbindung zu setzen. Sie hatte keine Antwort erhalten. Aber sie hatten sich auch schon vor langer Zeit von ihrem eigenen persönlichen Universum abgespalten. Sie hatte ihre Dinge geregelt. Es gab nichts anderes mehr für sie außer dem Mars.
    »In aller Höflichkeit, Frau Vorsitzende, Sie müssen nun aufbrechen«, sagte Juri mit einem Blick auf sein Anzugs-Chronometer.
    Es kam noch einmal Hektik ums Shuttle auf, als Leitern eingezogen und Luken geschlossen wurden. Myra beteiligte sich an einer letzten Runde von Umarmungen mit

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