Wächter

Titel: Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baxter Clarke

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Bastard«, sagte Juri. »Du Bastard!« Er bückte sich ungelenk, hob eine Handvoll Marsgestein auf und warf sie gegen das Auge. Die Steine trafen mit einem Prasseln auf, das in der dünnen, kalten Luft kaum zu hören war.
    Der Boden wurde von weiteren Beben erschüttert, und der kleine, massive Planet hallte wie eine Glocke.
    Und dann driftete ein weißer Fleck an Myras Gesichtsplatte vorbei. Sie folgte ihm den ganzen Weg bis zum Boden, wo er wegsublimierte. Es war eine Schneeflocke.

{59}
TEMPEL
    Abdikadir Omar traf sie am Marduk-Tempel. Eine lockere Menschenmenge hatte sich auf dem Vorplatz des Tempels versammelt. Einige hatten sogar hier übernachtet, unter einem Windschutz oder in Zelten. Fliegende Händler wanderten umher und boten Essen, Wasser und eine Art Schmuck - heilige Symbole - feil. Sie waren Pilger, sagte Abdi, die aus so fernen Gefilden wie Alexandria und Judäa hierher gekommen waren.
    »Und sind sie auch wegen des Auges von Marduk hier?«
    Abdi grinste. »Einige sind wegen des Auges gekommen. Andere wegen Marduk selbst, sofern sie sich überhaupt noch an ihn erinnern. Wieder andere wegen Bisesa. Und einige sogar wegen des Menschenaffen, der bei ihr ist.«
    »Bemerkenswert«, sagte Grove. »Pilger aus Judäa kommen hierher, um eine Frau aus dem 21. Jahrhundert zu sehen!«
    »Manchmal frage ich mich«, sagte Eumenes, »ob hier nicht eine ganz neue Religion entstanden ist. Eine Anbetung der Erstgeborenen, und Bisesa Dutt ist ihr Prophet.«
    »Ich bezweifle, dass das gesund wäre«, sagte Grove.
    »Die Menschen haben früher schon Götter der Zerstörung angebetet. Kommt. Lasst uns mit Bisesa Dutt sprechen.«
    Abdi eskortierte sie durch die Menschenmenge ins Labyrinth des Tempels bis zur Kammer des Auges .

    Der kleine Raum mit den versengten Ziegelsteinwänden wurde vollständig vom Auge beherrscht, das in der Luft schwebte. Im Licht der Öllampen sah Grove sein grotesk verzerrtes Spiegelbild,
als ob es ihn ins Spiegelkabinett eines Jahrmarkts verschlagen hätte. Das Auge selbst war monströs und unheimlich; er schien seine Schwerkraft förmlich zu spüren.
    Bisesa hatte sich in einer Ecke der Kammer eine Art Nest gebaut - aus Decken, Papier, Kleidung und mit etwas zu essen. Als Grove und die anderen eintraten, lächelte sie und erhob sich.
    Und da war auch der Menschenaffe. Ein schlankes, kräftiges, ausgewachsenes Weibchen, das in seinem Käfig hockte und genauso still wachsam war wie das Auge selbst. Sie hatte klare blaue Augen. Grove musste sich geradezu von ihrem Anblick losreißen.
    »Oh!«, sagte Batson und hielt sich die Nase zu. »Ilicius Bloom hatte nicht gelogen, als er sagte, der Gestank käme vom Menschenaffen!«
    »Man gewöhnt sich daran«, sagte Bisesa. Sie begrüßte Batson mit einem warmen Händedruck und Grove mit einer Umarmung, die ihn sichtlich in Verlegenheit brachte. »Auf jeden Fall leistet Greifer mir Gesellschaft.«
    »Greifer?«
    »Erinnern Sie sich denn nicht mehr an sie, Grove? Ihre Tommies hatten am Tag der Diskontinuität doch ein Menschenaffenweibchen und sein Baby gefangen. Die Tommies nannten sie ›Greifer‹ , weil sie so geschickte Hände hatte und nur so zum Spaß Knoten in Strohhalme machte. In der letzten Nacht, bevor wir versuchten, mich durchs Auge zur Erde zurückzuschicken, bat ich darum, sie freizulassen. Ich glaube, das ist das mittlerweile ausgewachsene Baby. Wenn diese Australopithecinen so langlebig sind wie Schimpansen, ist das durchaus möglich. Ich schwöre, dass sie geschickter ist als ich.«
    »Wie in aller Welt kommt sie überhaupt hierher?«, fragte Grove.
    »Sie hat von selbst hierher gefunden«, sagte Eumenes. »Sie war eine von denen, die die westlichen Schienenstränge unsicher gemacht haben. Dieses Tier ist den Geleisen bis nach
Babylon gefolgt und hat die Bauernhöfe außerhalb der Stadt heimgesucht. Hat immer wieder versucht, zur Stadt zu gelangen. Ließ sich nicht vertreiben. Schließlich hat man sie mit einem Netz eingefangen und als eine Kuriosität in die Stadt gebracht. Wir hielten die Kreatur erst in Blooms Käfig, aber sie ist dort durchgedreht. Es war klar, dass sie irgendwohin wollte.«
    »Es war meine Idee«, sagte Abdi. »Wir haben sie angeleint und uns dann von ihr führen lassen, wohin sie wollte.«
    »Und sie ist hierher gekommen«, sagte Bisesa. »Genauso gezeichnet wie ich es war. Hier macht sie einen ganz friedlichen Eindruck, als ob sie gefunden hätte, wonach sie gesucht hatte.«
    »Ich erinnere mich wirklich«, sagte