Wächterin der Dunkelheit: Roman (German Edition)
Orleans war sie schrecklich wütend auf uns.«
Das stimmte allerdings. Stryker hatte seine Spathi-Daimons losgeschickt, die die Stadt über Wochen in Angst und Schrecken versetzt hatten, nur um am Ende mit ansehen zu müssen, wie Acheron diese erbärmlichen Menschen gerettet hatte. Verdammt. Stryker hatte in dieser Nacht einige seiner wertvollsten Daimons verloren, darunter auch Desiderius. Aber es war nicht die Zerstörung, die Apollymi so wütend gemacht hatte, sondern vielmehr Desiderius’ Angriff auf Acheron.
Doch von alldem ahnte Trates nichts. Stryker war der Einzige, der den wahren Grund von Apollymis Zorn wusste.
»Das stimmt, aber nach einer Weile hat sie sich wieder beruhigt und ist jetzt recht zufrieden und entspannt.«
Trates sah alles andere als überzeugt aus, als er wieder vor die sfora auf ihrem vergoldeten Ständer trat. »Wie lauten deine Befehle?«
»Für den Augenblick zeigen wir uns den Dark Huntern gegenüber weiterhin von unserer freundlichen Seite.«
»Haben wir denn so etwas überhaupt?«
Stryker lachte. »Nein, aber wie du vorhin selbst gesagt hast, sind die Dark Hunter viel zu dumm, um es zu merken. Vorerst werden sie uns unsere Lügen abkaufen und damit unseren neueren Mitgliedern erlauben, ihr Können zu verfeinern.«
Trates nickte, ehe er sich zum Gehen wandte.
»Allerdings haben wir eine neue Priorität.«
Trates blieb stehen und sah ihn an. »Und zwar?«
»Alexion töten.«
Trates schien verblüfft über den Befehl zu sein, riss sich jedoch eilig zusammen. »Wie denn?«
Ein Lächeln breitete sich langsam auf Strykers Zügen aus. »Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder wir bringen ihn dazu, sich selbst zu töten, oder wir überlassen es den Charontes.«
Keine der beiden Methoden würde einfach werden. Und Trates’ Miene verriet Stryker, dass sein Stellvertreter beide Vorgehensweisen mit großer Sorge betrachtete.
»Und wie sollen wir die Charontes dazu kriegen, ihn zu töten?«, fragte Trates.
»Das ist der heikle Teil der Sache.«
Stryker wog seine Möglichkeiten ab. Es war ausgeschlossen, sie Alexion auf den Hals zu hetzen, es sei denn, er brachte Apollymi dazu, mit ihm zusammenzuarbeiten, indem sie erlaubte, dass ein, zwei ihrer Haustiere das atlantäische Reich verließen. Was nahezu ausgeschlossen war. Die Zerstörerin gestattete ihren Charontes so gut wie nie, Kalosis den Rücken zu kehren.
Andererseits gab es einige Charontes, die nicht gerade große Sympathien für die Göttin hegten, die sie kontrollierte. Vielleicht ließ sich der eine oder andere verführen, Strykers Befehl zu befolgen – wenn sie dadurch die Chance bekämen, endlich frei zu sein.
Trates schien diese Möglichkeit nicht einmal in Betracht zu ziehen. »Wie willst du jemanden dazu bringen, sich selbst zu töten?«
Stryker lachte auf. »Normalerweise muss man lediglich ihren Lebenswillen zerstören. Oder ihnen einen verdammt guten Grund zum Sterben liefern.«
Trates sah noch verwirrter drein. »Was könnte denn Alexion dazu bewegen, sterben zu wollen?«
» Kyriay ypochrosi «, antwortete Stryker, das atlantäische Wort für »Ehrgefühl«.
»Der Mann ist ebenso seelenlos wie die Dark Hunter, die er beschützt. Wenn man einem Dark Hunter eine starke Seele gibt, wird sie die Oberhand über ihn gewinnen, doch wenn man einem Dark Hunter eine schwache Seele gibt …«
»Wird er sie ununterbrochen um Gnade winseln hören.«
Stryker nickte. Dies war der schwierigste Teil dabei, ein Daimon zu werden, und einer der Gründe, weshalb sie schwache Seelen mieden. Das ständige Gejammer um Gnade und Mitleid konnte auch den hartgesottensten von ihnen in den Wahnsinn treiben.
Doch seine Leute hatten einen kleinen Vorteil: Sie besaßen noch immer ihre Seelen, mit deren Hilfe sie das Jammern ausblenden konnten. Alexion und die Dark Hunter dagegen nicht. In ihrem Innern war nichts, womit sich die eindringende Seele bekämpfen und vertreiben ließ.
Die erbärmlichen Schreie würden Alexion vollständig lahmlegen und ihm keine andere Wahl lassen, als sich entweder selbst zu töten, um die Seele zu befreien, oder sie sterben zu lassen.
Schlechtestenfalls wäre es ein interessantes Experiment.
Würde Alexion daneben stehen und die Seele einfach sterben lassen, oder würde er seinem Leben freiwillig ein Ende setzen, um damit das eines Unschuldigen zu retten?
7
Danger stand in der Eingangshalle ihres Hauses und sah Alexion zu, der in der Küche stand. Sie hatte sich entschuldigt, um zur Toilette zu
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