Wächterin der Dunkelheit: Roman (German Edition)
schärft die Zähne sehr gut.« Er nahm Danger den Schreibblock aus der Hand und reichte ihn Xirena. »Hier. Schreib alles auf, was du haben willst, und …«
Er hielt inne, als die Stimme einer Anruferin ertönte.
»Hallo!«, sagte eine kecke Singsang-Stimme.
»Hi, Miss Simi«, begrüßte der Moderator die Anruferin. »Wie schön, Sie wieder mal zu hören.«
»Oh, vielen Dank«, gab Simi zurück. »Ich liebe diese Glitzersachen. Und ich brauche ganz viele davon. Wie viele hast du diesmal? Sag den Leuten, sie sollen was anderes kaufen, weil Simi all die Diamoniques für sich allein haben will. Und Simi hat auch eine nagelneue Plastikkarte.«
Xirena hob den Kopf und lauschte verzückt. »Mein Simi? Ist das mein Simi?«
Alexion sah aus, als stünde er kurz vor dem Kollaps. » Akri «, stieß er hervor. »Ich hoffe nur, du bist da und knöpfst ihr sofort dieses Telefon ab.«
Aber offenbar war er nicht da.
»Simi will sieben Dutzend von den Ringen da«, erklärte Simi. »Oh, und die Halsketten auch. Die, die du kürzlich hattest. Ich brauche ganz viele Glitzersachen für mein Zimmer. Sie sind so schön, wenn die Drachen zum Spielen vorbeikommen. Nur der eine, der kleine, frisst ständig meine Diamoniques auf. Obwohl ich ihm sage, dass er das nicht darf. Weil sie für mich sind. Nur ich darf sie essen. Aber hört er auf mich? Nein. Das ist immer das Problem mit diesen kleinen Drachen, die …«
»Tja, Miss Simi«, unterbrach der Moderator, »danke für Ihren Anruf. Wir geben Sie jetzt weiter in die Bestellzentrale, wo Sie Ihre Wünsche durchgeben können.«
Xirena hatte sich mittlerweile vor den Fernseher gekauert und presste die Wange gegen den Bildschirm, als wolle sie hineinsehen. »Wo ist mein Simi?«, fragte sie mit so bekümmerter, schmerzerfüllter Stimme, dass Danger das Herz blutete.
»Sie ist in Katoteros«, antwortete Alexion.
»Aber die Götter dort sind alle tot«, wandte Xirena erstickt ein. »Sie ist ganz allein.«
»Nicht alle sind tot.«
»Simi!«
Danger wand sich, als die laute, schrille Stimme durchs Zimmer hallte, und konnte nur staunen, dass weder ihr Trommelfell noch die Fensterscheiben zerbarsten. Xirena schluchzte und rief nach Simi. Die Sehnsucht nach ihrer Schwester war so groß, dass Danger die Tränen in die Augen schossen.
»Schh«, sagte Alexion und wiegte Xirena beschwichtigend in den Armen. »Ist schon gut, Xirena. Simi geht es gut, sie ist glücklich und kauft ein wie der Teufel. Sie musste noch nie Schmerzen leiden. Nie.«
Xirena löste sich von ihr. »Niemals?«
»Fast nie, und ich schwöre, diejenigen, die ihr wehgetan haben, haben bitter dafür bezahlt.«
»Woher weiß ich, dass du mich nicht belügst?«
Alexion nahm ihre Hand.
Mit gerunzelter Stirn sah Danger zu, wie er die Augen schloss und den Dämon wieder in die Arme nahm. Minutenlang kauerten sie auf dem Boden, ehe der Dämon die Augen aufschlug und Alexion ansah. Grenzenlose Bewunderung und Liebe standen in ihren gelben Augen.
»Ihr seid gute Menschen«, verkündete sie. »Ich werde nicht mehr an euch zweifeln.«
Alexion nickte und erhob sich.
Der Dämon schniefte und wischte sich die Tränen ab.
Danger legte den Kopf schief, als er auf sie zutrat. »Was hast du getan?«
»Ich habe ihr einige meiner Erinnerungen an Simi gezeigt, damit sie sieht, wie ihre Schwester bei uns behandelt wird.«
»Könntest du auch mit mir Erinnerungen teilen?«
Statt einer Antwort wandte er sich um und ging auf die Tür zur Garage zu. »Wir müssen Kyros finden.«
»Antworte mir, Alexion.«
Er blieb stehen. »Ja«, sagte er, ohne sich umzudrehen.
Ein Schauder überlief sie. »Du bist echt unheimlich.«
Als er sich umwandte, sah sie das beinahe vorwurfsvolle Lächeln, das seine Mundwinkel umspielte. »Du hast keine Ahnung, wie sehr.«
Das mochte sein, aber sie hatte das dumpfe Gefühl, dass Kyros, noch bevor all das hier zu Ende war, eine Kostprobe seiner Kräfte bekäme. Und sie konnte nur hoffen, dass es ihr nicht ebenso erging.
15
Danger stieg aus dem Wagen und blieb stehen. Sie standen vor Kyros’ Haus, und sie waren nicht allein. Neben einem Motorrad stand ein auffälliger roter Ferrari auf der Straße geparkt, den sie nur zu gut kannte.
»Was hat Rafael hier zu suchen?«, fragte sie.
Alexion schlug die Beifahrertür zu. »Wahrscheinlich versucht Kyros, ihn auf seine Seite zu ziehen, so wie er es auch mit dir versucht hat.«
Aber ihr Freund konnte doch nicht so dumm sein. Sie mochte Rafael gern und wollte
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