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Wäre ich du, würde ich mich lieben (German Edition)

Wäre ich du, würde ich mich lieben (German Edition)

Titel: Wäre ich du, würde ich mich lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Evers
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diese dumpfe Schwimmbadbetäubung ein. Mit Hitzewallung. Als würden einem auf den ganzen Körper frisch gebratene Spiegeleier gelegt. Nur von der Wirkung her ist es eben bei weitem nicht so erotisch.
    Ich schwitze. Die Kinder schreien. Nicht aus Panik oder Freude. Mehr aus einer Art Tradition heraus. Wenn man im Schwimmbad ist, schreit man eben. Kinder haben ein feines Gespür für solche Traditionen. Ich schwitze. Will mich sofort umziehen, aber Akin hat sich am Ellenbogen gestoßen, muss erst getröstet werden. Sergejs Schließfach klemmt. Jule ist heiß. Mathilda kriegt ihre Doppelschleife nicht auf. Ich schwitze. Akin hat sich am Knie gestoßen. Selin hat Durst. Leo, Naomi und Karoline sind fertig, wollen endlich ins Schwimmbad. Sergejs Schließfach ist jetzt verbogen, Akin hat sich am Fuß gestoßen. Ich schwitze. Leo, Naomi und Karoline behaupten, sie seien schon seit bestimmt zwei Stunden fertig. Mitja will seine Badehose nicht anziehen, Mathilda weint wegen der Doppelschleife, möchte wieder nach Hause. Sergej prügelt auf sein Schließfach ein. Akin hat sich am Kopf gestoßen. Ich schwitze. Andere Eltern brüllen, wir sollten endlich den Umkleidebereich verlassen. Mathilda ist jetzt wieder komplett angezogen, will sofort raus. Sergej schreit mit hochrotem Kopf das Schließfach an. Akin hat sich den Rücken gestoßen. Mitja will in Unterhose ins Wasser. Selin sagt, ich sähe eklig aus, weil ich so dermaßen schwitze …
    Mir wird schwarz vor Augen.
    Als ich wieder zu mir komme, sind wir plötzlich doch alle im Schwimmbad. Hätte ich das gewusst, wäre ich früher ohnmächtig geworden.
    Aber es ist wahr. Wir sind wirklich im Schwimmbad. Merke es am Lärm. Jetzt ist es noch mal viel, viel lauter.
    Denke: Würde man rund um den neuen Flughafen Schönefeld ausschließlich Schwimmbäder bauen, würden sich die Passagiere der abfliegenden Flugzeuge wahrscheinlich über den Lärm der Schwimmbäder beschweren.
    Mitja weint, weil ein anderes Kind gesagt hat, seine Badehose sei schwul. Sage Mitja, das sei Quatsch, Badehosen könnten nicht schwul sein. Und selbst wenn, eine schwule Badehose sei ja wohl nichts Schlimmes. Er solle den anderen einfach ignorieren.
    Juri sagt, ihm sei langweilig, er wolle lieber bei mir sitzen. Sage: «Is’ okay!» Akin hat sich eine Rippe gestoßen. Sergej will an sein Schließfach. Juri sagt, ich sei viel toller als sein Vater. Winke verlegen ab. Ein dreieckiger Mann kommt mit Mitja, fragt, ob ich Mitja gesagt hätte, er solle seinen Sohn verprügeln. Erkläre: Natürlich nicht, «ignorieren» hätte ich gesagt. Mitja meint, er habe gedacht, ignorieren und verprügeln, das sei das Gleiche. Der dreieckige Mann fragt, ob er mich auch mal ignorieren solle? Erkläre, sein Sohn habe gesagt, Mitjas Badehose sei schwul. Er meint: «Na und, das ist ja wohl kein Grund. Deshalb muss man sich doch nicht aufregen!»
    Sage: «Na, wenn das so ist: Ihre Badehose ist übrigens auch schwul.»
    Alle Kinder lachen. Auch das vom dreieckigen Mann. Er schaut sehr böse, regt sich dann aber tatsächlich nicht auf.
    Juri sagt, er gehe nicht mehr zu seinen Eltern, er bleibe ab jetzt für immer bei mir. Bin ein bisschen beunruhigt. Akin hat sich am Brustbein gestoßen. Schicke ihn los, um alle zusammenzuholen, wir müssen aufbrechen. Als die anderen eintrudeln, fragen sie, wer eigentlich dieser Juri sei.
    Rufe bewährt schlagfertig: «Häh?»
    Meine neun Kinder gehen schulterzuckend zum Umkleidebereich.
    Juri klammert sich an mein Bein, verkündet, er bleibe für immer bei mir.
    Bitte Juri, er solle zu seinen Eltern zurückgehen. Juri weigert sich. Frage Juri, ob er mein Bein loslassen würde, wenn ich ihm ein Eis oder Pommes spendiere. Juri überlegt, sagt dann traurig: «Beides.»
    Als ich Pommes und Eis kaufe, lacht der Kioskbesitzer: «Na, Juri, haste wieder einen Doofen gefunden?» Juri schaut sehr zufrieden.
    Beim Ausgang hat sich Akin das Handgelenk gestoßen. Frage Akin, ob es überhaupt einen Körperteil gebe, den er sich heute noch nicht gestoßen habe. Akin lacht. Dann stößt er sich das Ohr.
    Als die dankbaren Eltern ihre Kinder vor dem Schwimmbad in Empfang nehmen, fragen sie, wie es war. Sage den einzigen Satz, den dankbare Eltern hören wollen: «War super, hat Spaß gemacht. Sind tolle Kinder!»
    Weil ich ganz genau weiß, nur wenn ich das so und nicht anders behaupte, besteht die Möglichkeit, dass sich nächstes Jahr jemand anders bereit erklärt, mit den Kindern ins Schwimmbad zu

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