Wäre ich du, würde ich mich lieben (German Edition)
Ist aber auch irgendwie schwierig, weil den Satz darf ich ja trotzdem nicht sagen. Außerdem wird es wahrscheinlich nicht leicht sein, den Schauspielern und dem Regisseur zu erklären, was wir da eigentlich proben. Also zumindest, wenn man nicht hinterher als recht verschroben gelten möchte.
Ich habe noch keine Ahnung, wie ich dieses Problem lösen soll. Womöglich geht’s mir am Ende so wie Pancho Villa, dem mexikanischen Freiheitskämpfer. Der soll als letzten Satz zu einem Journalisten gesagt haben: «Oje, das geht zu schnell, bitte schreiben Sie, dass ich etwas gesagt hätte.»
Wobei man meiner Meinung nach darüber streiten kann, ob ihm der Journalist mit dieser Überlieferung jetzt seinen letzten Wunsch erfüllt hat oder eher nicht.
Aschenputtel de luxe
Schuhmacher, die heute noch richtig edle, elegante, perfekt sitzende, angenehme Schuhe aus feinsten Materialien anfertigen, stellen meist Herrenschuhe her. Ich finde das seltsam. Immerhin investieren Frauen nachweislich ungeheuer viel Energie, Geld, Herzblut und vor allem Lebenszeit (sowohl eigene als auch die von anderen) in die ewige Suche nach dem perfekten Schuh. Dennoch kommt kaum eine von ihnen auf die Idee, einfach mal zum Schuster zu gehen und sich ihren Traumschuh maßanfertigen zu lassen. Warum?
Auch gibt es unter den klassischen Schuhmachern nur ganz, ganz wenige Frauen. Wenn Frauen ins lederverarbeitende Gewerbe gehen, stellen sie Schmuck, Taschen oder Accessoires her. Schuhe so gut wie nie.
Als ich meiner guten Freundin Julia diese Beobachtung vor kurzem schilderte, zuckte sie nur mit den Schultern. Sie fände das logisch. Sie würde sich selbst auch auf gar keinen Fall als Kundin haben wollen. Nicht wenn es um die Maßanfertigung von Schuhen gehe. Denn Frauen, so erklärte Julia mir, hätten zwar eine ganz genaue Vorstellung von ihrem Traumschuh, könnten diesen aber nicht beschreiben, zeichnen oder auch nur skizzieren.
Das stelle ich mir kompliziert vor. Die Frauen haben also eine gewaltige, machtvolle, tief innewohnende Sehnsucht. Was genau diese Sehnsucht allerdings ist, wird vor ihnen geheimgehalten. Trotzdem sind sie dazu verdammt, nach der Erfüllung, dem Traumschuh zu suchen. Wahrlich kein weiches Brot.
Immer wieder gebe es Momente der Hoffnung, meinte Julia weiter, aber dann zeige sich doch stets, dass auch dieser Schuh an verschiedenen Stellen drücke. Letztlich sei das vergleichbar mit der Suche nach dem richtigen Mann. Wo man ja auch immer wieder hoffe, etwas Passendes gefunden zu haben, und die richtig schlimmen Stellen, an denen es drücke, erst merke, wenn man eine längere Strecke mit ihm gelaufen sei. Also im übertragenen Sinne jetzt. Manche würden ein Leben lang suchen. Andere hoffen, dass sich durch längeres Tragen alles irgendwie einlaufe. Und wieder andere würden an den Stellen, an denen es besonders schlimm drücke, einfach eine gewisse Hornhaut entwickeln. Aber die Sehnsucht bleibe. Immer und quasi unstillbar.
In der Schuhpsychologie spreche man daher auch vom sogenannten Aschenputtelsyndrom: die ewige Suche nach dem Prinzen, der den richtigen Schuh für einen habe. Einen solchen Prinzen gebe es aber natürlich nur im Märchen. Diese traurige Wahrheit zu realisieren sei für Frauen die schwierigste emotionale Prüfung in der Zeit zwischen Pubertät und Wechseljahren.
Julia ist ohnehin der Meinung, dass es eigentlich nur zwei Sorten Frauen auf dieser Welt gibt: die mit dem richtigen Schuh und die mit dem richtigen Mann. Beides zusammen gehe nicht. Allenfalls wären Graubereiche denkbar. Oder auch Verhandlungsmasse zwischen Schuh und Mann.
Im weiteren bedeutet dies aber laut Julia auch: Eine Frau, deren Interesse an Schuhen, aus welchen Gründen auch immer, irgendwann nachlässt, wird sich als Trost oder Übersprunghandlung verstärkt auf die Suche nach einem besseren Mann machen. Mit anderen Worten: In dem Moment, wo eine Frau an mehreren Schuhgeschäften vollkommen achtlos vorbeiläuft, ja nicht einmal in die Schaufenster schaut, da wird es definitiv Herbst in der Beziehung. Da ist allerhöchste Vorsicht geboten! Deshalb, so beschloss Julia mit charmantem Lächeln ihre Ausführungen, ist der Schuhkauf bei Frauen auch immer so etwas wie ein Treuebekenntnis für den Mann an ihrer Seite.
Ich weiß nicht, wie vielen Männern Julia ihre Schuhlogik schon erklärt hat. In jedem Fall hat sie wirklich sehr viele, sehr schöne Schuhe.
Dicke Füße
Eine Freundin wurde kürzlich zu einer ehemaligen Freundin, als sie
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