Wäre ich du, würde ich mich lieben (German Edition)
Möhre», also da ist das Verhältnis zwischen der Gemüsefrau und mir gekippt. Aber hallo, ist das gekippt! Es wurde erschütternd laut, und letzten Endes habe ich die zweite Möhre nicht bekommen. Die Gemüsefrau hat mir nichts mehr verkauft. Selbst als ich bereit war, die Tomaten in Zweierportionen zu erwerben.
Jetzt überlege ich natürlich, ob ich mir nicht noch mal so eine Flasche «Obsession» kaufen sollte, mich damit begieße und es dann bei einer anderen Berliner Gemüsefrau von neuem versuche. Es wäre doch durchaus vorstellbar, dass mein Geruch in Madrid eine erhebliche Rolle gespielt hat. Das kann ja gut sein.
Allerdings: Wenn das dann wirklich funktionieren würde und sich rumspräche, also wenn es tatsächlich einen Duft für Männer gäbe, der Frauen verlässlich zum Lachen bringt – ich glaube, das könnte die Welt verändern.
Der Supermarkt der Zukunft
Als ich vor einigen Wochen nach relativ langer Zeit endlich mal wieder nach Frankreich kam, habe ich mich sehr gefreut. Allein schon, weil Französisch eine der wenigen Fremdsprachen ist, die ich beherrsche. Also quasi, immerhin habe ich es sieben Jahre lang in der Schule gelernt. Da freut man sich schon, wenn man dieses schlummernde Wissen endlich mal wieder in der Praxis anwenden kann.
Umso enttäuschter war ich, als ich feststellen musste, dass praktisch kein Franzose mein Französisch verstand. Zuerst konnte ich mir das gar nicht erklären, bis mir klar wurde: Wahrscheinlich spreche ich mittlerweile ein altes, traditionelles Hochfranzösisch, das dort kaum noch einer beherrscht.
Als ich meiner Freundin von der Vermutung erzählte, meine Verständigungsprobleme hingen wohl damit zusammen, dass ich eben so ein überkorrektes Schulfranzösisch, wenn nicht gar ein Französisch der Universitäten spräche, erwiderte sie: «Ja, Französisch der Universitäten kann schon sein, allerdings wohl eines der nicht französischsprachigen Universitäten.»
Trotzdem bin ich ganz gut klargekommen. Auch weil die meisten Franzosen, wenn ich sie auf Französisch angesprochen habe, direkt auf Deutsch geantwortet haben. Wir waren im Elsass, unter anderem weil wir einen Blick in die Zukunft werfen wollten. Kurz hinter Mulhouse gibt es einen dieser typisch französischen, riesigen Monstersupermärkte, der in seiner Werbung behauptet, bei ihm könne man das Einkaufen der Zukunft erleben. Er ist leidlich futuristisch designt und hat einige hübsche Gimmicks. Vor der Frischetheke beispielsweise finden sich mehrere kleine Computerterminals, wo man seine Bestellungen einfach eintippt. Dann kann man in Ruhe andere Einkäufe erledigen, und am Ende holt man die schön verpackte Wurst-, Fleisch-, Fisch- und Käsebestellung an der Ausgabe ab. So steht es unter den Zeichnungen, die dieses Prinzip erläutern sollen. Dadurch wird das Einkaufen viel entspannter und genussvoller, es geht viel schneller, man hat mehr Zeit und mehr Freude! Das zumindest ist ungefähr der Wortlaut. Leider ist ja alles in modernem Französisch geschrieben, was für mich, dessen Französisch aus der Vergangenheit stammt, praktisch auch Zukunftsfranzösisch ist.
Aber es stimmt: Es gibt wirklich keine ewig langen Warteschlangen an der Frischetheke. Trotzdem kommt man nicht so richtig gut durch, weil der Auflauf vor der Beschwerdestelle bis weit in die Frischethekenregion hineinreicht. Die Beschwerdestelle, wo unzählige Kunden über ihre Frischethekenpakete debattieren, weil sie beispielsweise, warum auch immer, ihren gewünschten zarten Ziegenkäse nicht erhalten haben und sich mit dem Alternativangebot, einer kräftigen Elsässer Schweinskopfsülze, nicht abfinden wollen.
Es lässt sich feststellen: Das Einkaufen der Zukunft ist wunderbar entspannt und unkompliziert, ein Genuss und eine Freude! Dafür kann sich allerdings das Reklamieren und Umtauschen ein bisschen hinziehen. Manche Lebensmittel sind, bis das mal abgeschlossen ist, häufig schon gar nicht mehr gut. Wenn man sich jedoch bei den gekauften Dingen nicht so anstellt und einfach mal zufrieden ist mit dem, was man bekommt, funktioniert es tadellos. Stress haben nur die ewig Unzufriedenen, Querulanten, die auf ihre eigentlichen Bestellungen bestehen, statt flexibel auf den Markt zu reagieren.
Ein zweiter Einblick in das Einkaufen der Zukunft wird mir im Café des Giganto-Supermarktes gewährt. Dort lädt man «alle unsere Kunden zu einem Gratis-Überraschungsfrühstück» ein. Die erste Überraschung ist der Preis. Das Gratisfrühstück
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