Waffenschmuggel
Anweisungen unter Zollverschluß gehalten werden sollten. Das zweite Papier war eine Exportlizenz, auf der. Gregs Name, seine Adresse in den Vereinigten Staaten sowie eine Liste der Waren, die exportiert werden sollten, aufgeführt waren. Dieses Dokument mußte von ihm gegengezeichnet und mit seiner Paßnummer versehen werden, um Gültigkeit zu erlangen.
Als Greg unterschrieben hatte, gab ihm Mr. Tan Kopien von den Dokumenten. »Bei Ihrer Ankunft in Singapur, Mr. Nilsen«, sagte er, »wird mein Bruder, Tan Yam Heng, sich mit Ihnen in Verbindung setzen. Ich habe seinen Namen hier aufgeschrieben. Er wird Durchschriften der Dokumente bei sich haben und Ihnen bei der Abfassung der ordnungsgemäßen Zolldeklaration behilflich sein. Dann wird er Sie bitten, ein Dokument zu unterschreiben, wodurch das Eigentumsrecht auf die Waren unter Zollverschluß an eine Gesellschaft oder eine Person übergeht, die zu einem späteren Zeitpunkt benannt wird. Wenn Sie dieses Papier unterschrieben haben, wird er Ihnen einen Scheck über eintausendfünfzig US-Dollars überreichen.«
»Und mit den Zollbehörden werde ich keinerlei Ärger bekommen?«
»Nein. Die Waren werden unter Zollverschluß gehalten. Es ist eine bloße Formalität.« Mr. Tan erhob sich. »Es war mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen und mit Ihnen zusammenzuarbeiten, Mr. Nilsen.«
Dorothy war mit Arlene an Land gegangen, um die allerletzten Besorgungen zu machen und ein paar Zeilen des Dankes zusammen mit Blumen an Mrs. Tan zu schicken. Erst eine halbe Stunde vor der Abfahrt kehrte sie zurück. Mr. Tan hatte das Schiff bereits verlassen.
»Wie schade«, meinte sie, als Greg ihr das mitteilte. »Ich fand ihn sympathisch. Ich hoffe, du hast beschlossen, daß er seine Gußformen nun doch bekommen soll.«
Greg zögerte und wich ihrer Frage aus. »Er wollte mich übrigens wegen einer ganz anderen Sache sprechen; er möchte, daß ich in Singapur etwas für ihn erledige.«
»Willst du es tun?«
»Ich glaube schon.«
Dorothy nickte zustimmend. »Schließlich haben sie sich unsertwegen große Mühe gegeben.«
2
Am gleichen Nachmittag ging ein Telegramm von Manila nach Kuala Pangkalan:
»UNTERZEICHNETE DOKUMENTE HEUTE PER LUFTPOST ABGE-SCHICKT. TACK CHEE.«
Am gleichen Abend war Girija im Plantagenbüro, als das Telephon klingelte. Er nahm ab und hörte, daß Kuala Pangkalan vom Telephonfräulein aufgefordert wurde, sich zu melden.
»Mr. Krishnan?« sagte eine Stimme.
»Ja.«
»Ich spreche im Auftrag von Mr. Lee.«
»Ja?« Er kannte die Stimme nicht; sie gehörte Mr. Tan Siow Mongs ältestem Sohn.
»Mr. Lee möchte, daß die bewußten Waren heute in drei Tagen angeliefert werden.«
»Ja, gut.«
»Mr. Lee wird am Donnerstagabend um acht Uhr im Gasthaus sein, um Sie dort zu treffen.«
»In Ordnung.«
Der Anrufer hängte ein.
Girija setzte sich wieder an seinen Arbeitstisch. Sein Herz schlug wild. Ob aus Erregung über die Aussicht, einen langgehegten Wunschtraum verwirklicht zu sehen, oder aus Angst vor dem, was er jetzt unternehmen mußte, war ihm nicht klar. Er blieb eine Weile sitzen, bis er sich ruhiger zu fühlen begann. Dann warf er einen Blick auf seine Uhr.
Es war halb sieben. Er hatte drei Nächte Zeit, um die Waffen und die Munition an die vereinbarte Stelle in der Nähe der Straße zu schaffen. Wenn alles glatt ginge, dann würde die Zeit gerade ausreichen. Sein erster Impuls war, das Büro abzuschließen und sofort nach Awang hinauszuradeln, aber er widerstand der Regung. Er mußte darauf achten, daß sein Benehmen in keiner Weise ungewöhnlich erschien.
Um sieben Uhr verließ er das Büro und ging zu seinem Haus hinüber. Es waren noch Reste der Mahlzeit vorhanden, die er am Mittag bereitet hatte, und er zwang sich zum Essen. Um acht nahm er sein Fahrrad und verließ die Plantage.
Zunächst vergewisserte er sich, daß er nicht verfolgt wurde. Die Möglichkeit war nicht von der Hand zu weisen, daß Mr. Lee versuchen würde, das Versteck ausfindig zu machen, um sich ohne Bezahlung die Waffen anzueignen. Es schien jedoch alles in Ordnung zu sein, und Girija erreichte das Zinnbergwerk, ohne auf dem Weg dorthin jemandem begegnet zu sein.
Nur ein einziges Mal hatte er den Lagerplatz nachts aufgesucht. Das war vor Monaten gewesen, als er sich überlegt hatte, wie der Abtransport zu bewerkstelligen wäre. Aber er erinnerte sich immer noch der Panik, die ihn erfaßt hatte, als er bei den Zinnbergwerken die offene Landschaft verlassen hatte und in die
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