Waffenschmuggel
weitgefaßte Bezeichnung, die von Trockenmilch bis zur Baggerausrüstung reicht.«
Greg nickte unentschlossen. »Das kann ich mir denken. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, werde ich mich nach meiner Frau umsehen.«
Eine halbe Stunde später verließen sie zu viert das Schiff und gingen den Kai entlang zum Parkplatz. Als sie näher kamen, setzte sich ein rosa Cadillac in Bewegung und hielt neben ihnen. Ein Filipino-Chauffeur sprang heraus, um ihnen die Tür aufzuhalten, und sie stiegen ein.
Mr. Tan führte sie zum Lunch in sein Haus. Die im spanischen Stil erbaute Villa lag auf einem Hügelabhang, von dem aus man die Bucht überblicken konnte. Mrs. Tan, jung, sehr anziehend und zweifellos seine zweite Frau, hatte an der University of Southern California studiert. Sie trug Torerohosen und briet im Innenhof der Villa auf einem Holzfeuer Steaks für die Gäste. Arlene war hingerissen. Mr. Tan sprach über die philippinische Politik, über Perlenfischerei und über die komischen Mißgeschicke einer amerikanischen Filmgesellschaft, die oben in den Bergen ihre Außenaufnahmen machte. Aufs Geschäft kam er nicht ein einziges Mal zu sprechen.
Nach dem Lunch brachte ihn der Wagen zum Büro zurück, das sich in einem hochmodernen Geschäftshaus befand, und dann machte der Filipino-Fahrer mit ihnen eine Besichtigungsfahrt durch die Stadt. Als sie zum Büro zurückkamen, sagte ihnen die Sekretärin, Mr. Tan habe leider fortgehen müssen, hoffe aber, Mr. und Mrs. Nilsen und Miss Drecker würden heute mit ihm zu Abend essen. Der Wagen würde sie um sieben Uhr abholen. Mr. Tan würde einen weißen Smoking anziehen.
Dorothy sah Arlene triumphierend an. »Man gibt sich wirklich Mühe mit uns«, sagte sie. »Er muß diese Gußformen schon sehr dringend brauchen, was, Liebling?«
Sogar Arlene warf ihm einen anerkennenden Blick zu. Greg murmelte irgend etwas Undeutliches. Er fühlte sich gründlich durcheinander gebracht. Er redete sich ein, daß es ganz natürlich gewesen sei, Dorothy von seiner Unterhaltung mit Jimmy Khoo in Hongkong nichts zu erzählen. Die kommerziellen und technischen Einzelheiten über Empfänger, Schiffsmanifeste und Waren unter Zollverschluß würden sie nur gelangweilt haben, und im übrigen waren sie sich von Anfang an darüber einig gewesen, daß das Thema ›Geschäft‹ für die Dauer der Reise tabu sein sollte. Am allerwenigsten war er darauf vorbereitet, sich einen Grund dafür auszudenken, warum Mr. Tan sich in der Rolle des charmanten Gastgebers gefiel. Als er von der Einladung zum Lunch erzählt hatte, war Arlene dabeigewesen, und er hatte deswegen keine langen Erklärungen abgeben können. »Er ist im Import-Export-Geschäft«, war alles gewesen, was er gesagt hatte; aber Dorothy hatte sofort daraus geschlossen, daß der Mann Gußformen kaufen wollte.
Das war ihm aber erst später aufgegangen; sonst hätte er ihr ja rechtzeitig etwas davon sagen können. Wie die Dinge nun einmal lagen, hatte er zum erstenmal während der nachmittäglichen Besichtigungsfahrt davon erfahren. Er hatte dem Fahrer zugehört, der ihm von seiner Heimatstadt erzählte, als ein Bruchstück der Unterhaltung, die hinter ihm auf den Rücksitzen im Gange war, seine Aufmerksamkeit erregte.
»Sehen Sie«, sagte Dorothy, »in Gregs Fabrik werden ausschließlich derartige Präzisionsarbeiten ausgeführt. Den größten Teil seiner Verkaufsaufträge schließt er mit der Regierung ab, oder mit Flugzeugfabrikanten, oder mit den Leuten, die Raketen bauen. Für Exportgeschäfte hat er bisher keine Zeit gehabt.«
»Nun, Sie sollten ihn dazu ermutigen.«
»Warum?«
»Würden Sie dann nicht einen Teil Ihrer Reiseunkosten von der Steuer absetzen können?«
Dorothy lachte. »An diese Möglichkeit habe ich noch nicht gedacht.«
»Ich möchte wetten, daß Greg es getan hat.«
Greg gab vor, nichts gehört zu haben. Eine Erklärung zu diesem Zeitpunkt würde seine Frau blamiert haben und Arlenes Freude an Uneinigkeit Auftrieb geben.
Jetzt tat es ihm beinahe leid, daß er das Risiko nicht auf sich genommen hatte. Dorothy gegenüber hatte er sich in eine falsche Position manövriert, und es sah ganz danach aus, als sei er von Mr. Tan in eine nicht weniger unglückliche manövriert worden. Es würde jetzt peinlich sein, Mr. Tan nein zu sagen oder ihm auch nur ein paar direkte Fragen zu stellen, wo derartige Fragen doch nur Zweifel an Mr. Tans Glaubwürdigkeit verraten konnten. Daß Mr. Tans Gastfreundschaft ganz eindeutig
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