Waffenschmuggel
schmerzte fast unerträglich, aber er fühlte sich nicht mehr benommen vor Müdigkeit. Als Mr. Wright auf dem Weg zum Bungalow ins Büro hereinschaute, war Girija fähig, ihm in seiner gewohnt tüchtigen Art zu melden, der Lohnstreit sei zu allseitiger Zufriedenheit beigelegt worden.
Girijas geschäftliche Abmachungen mit Mr. Lee waren recht verwickelt. Man wollte sich im Erholungsheim treffen, wo Mr. Lee ihm dann einen dreißig Tage vordatierten und von Mr. Tan garantierten Scheck über fünfundzwanzigtausend Straits -Dollar auf die Hongkong-und-Shanghai-Bank überreichen würde. Er würde ihm auch eine Quittung über den Empfang der Waffen und der Munition ausstellen, und Girija seinerseits würde ihm dafür einen Schuldschein über fünfundzwanzigtausend Dollars aushändigen, auf dem die Summe als eine innerhalb von dreißig Tagen rückzahlbare Anleihe bezeichnet wurde. Anschließend würde Girija allein zur Plantage zurückkehren, den Scheck in einen Umschlag stecken, der mit der Aufschrift: ›Im Falle meines Todes zu öffnen‹ versehen war, und ihn an einem sicheren Ort eigener Wahl deponieren.
Eine Stunde später würde er mit Mr. Lee an einem vereinbarten Treffpunkt auf der Straße nach Awang erneut zusammenkommen. Mr. Lee würde mit einem Lastwagen kommen; unter Girijas Leitung würden sie zusammen zum Versteck fahren, und es würde Mr. Lee gestattet sein, an Ort und Stelle zu besichtigen, was er kaufen wollte.
Dies würde ein kritischer Augenblick für sie beide sein; aber beide würden sie sich verhältnismäßig sicher fühlen. Sollten keine Waffen vorhanden sein und sollte Girija Mr. Lee lediglich hierher gelockt haben, um ihn zu ermorden und den Scheck zu behalten, so würde doch Mr. Tan davon wissen und in der Lage sein, Girija anzuzeigen. Sollte sich andererseits Mr. Lee mit dem Gedanken tragen, Girija umzubringen und sich mit den Waffen aus dem Staube zu machen, so gäbe es immer noch den verräterischen Scheck, der ihn belasten würde. Der Schuldschein und die Empfangsbestätigung waren Sicherheiten feinerer Art. Der Schuldschein schützte Mr. Lee davor, daß Girija mit dem Scheck davonging, ohne die Waffen geliefert zu haben. Die Quittung für den Empfang der Waren sicherte Girija dagegen, daß Mr. Lee sich weigern könnte, den Schuldschein zurückzugeben, nachdem die Waffen bereits abgeliefert worden waren. Diese beiden Dokumente würden bei Abschluß der Transaktion formell ausgetauscht werden. Während er zum Gasthaus hinausradelte, überdachte Girija diesen Vorgang noch einmal Punkt für Punkt. Daß Mr. Lee ihm trauen konnte, wußte er, aber er war sich genauso im klaren darüber, daß er Mr. Lee nicht trauen konnte. Sein überreiztes Gehirn begann immer neue Möglichkeiten zu entdecken, wie er betrogen werden könnte. Angenommen, Mr. Lee hielt Helfershelfer im Lastwagen versteckt? Was könnte ihn hindern, über ihn herzufallen und die ganze Sendung in Besitz zu nehmen? Mr. Lee könnte den Schuldschein nach wie vor benutzen, und es wäre Girija nicht möglich, sich bei der Polizei über das Vorgefallene zu beschweren. Oder angenommen, Mr. Lee hatte einen Komplicen in der Plantage, der beobachtete, wo er den Scheck ließ, um ihn dann zu stehlen, während Girija unterwegs war und die Waffen ablieferte. Die Situation ließ ungezählte Betrugsmöglichkeiten zu. Nur eine einzige dieser Möglichkeiten wollte er keineswegs in Betracht ziehen, daß der von Mr. Tan indossierte Scheck am Ende nicht gedeckt war.
Mr. Lee war bereits im Gasthaus, als Girija dort ankam. Sein Verhalten war wachsam und sachlich. Er brummte eine kurze Begrüßung und gab Girija sofort den Schuldschein zum Unterschreiben. Dann zog er den Scheck und die Quittung heraus. Als die Dokumente den Besitzer gewechselt hatten, nickte er.
»Das wäre in Ordnung. Also, wo treffen wir uns?«
»Am Meilenstein einundzwanzig bei Awang.«
»Wo ist das?«
Girija erklärte ihm, wie er dorthin käme, und stand auf, um zu gehen. Er fühlte sich am ganzen Körper wie zerschlagen, und als er sich zum Gehen anschickte, schoß ihm ein krampfartiger Schmerz das Rückgrat hinauf.
Mr. Lee betrachtete ihn nachdenklich. »Sind Sie krank?« fragte er.
» Nein, ich bin müde.«
»Wird Ihr Freund dort sein?«
»Nein. Aber ich werde Ihnen helfen, die Kisten aufzuladen.«
»Dann treffe ich Sie also in einer Stunde.«
Die gesamte Transaktion hatte nicht länger als fünf Minuten in Anspruch genommen. Girija radelte zur Plantage zurück und ging in
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