Waffenschmuggel
zweckbedingt war, tat nichts zur Sache. Ob es nun klug gewesen war oder nicht – man hatte die Gastfreundschaft angenommen und damit eine Verpflichtung, zumindest eine solche der Höflichkeit, akzeptiert.
Das Abendessen fand in einem Country Club in der nahen Umgebung von Manila statt und war von Mr. Tan eigens bestellt worden. Die Rumgetränke waren harmlos im Geschmack, aber stark in der Wirkung. Gegen Ende des Abends wurde Arlene gefühlvoll, und bei dem Versuch, ihre Dankbarkeit für den wunderschönen Tag auszudrücken, brach sie in Tränen aus. Ihre Wimperntusche begann zu verlaufen, und sie war gezwungen, den Waschraum aufzusuchen. Mrs. Tan und Dorothy beschlossen, ihr zu folgen. Greg und Mr. Tan waren allein.
Es entstand eine Pause.
»Dies war ein sehr erfreulicher Tag«, sagte Greg.
Mr. Tan lächelte. »Für mich ebenfalls, Mr. Nilsen. Obschon …«, er lächelte wiederum, » er noch weit erfreulicher hätte sein können, wenn Ihr Mißtrauen Sie nicht so sehr gequält hätte.«
»Mißtrauen?«
»Mein Schwiegersohn in Hongkong ist ein außerordentlich lobenswerter junger Mann. Natürlich hat er noch nicht sehr viel Erfahrung, aber er ist ehrlich und fleißig. Sonst hätte ich ihm auch nicht erlaubt, meine Tochter zu heiraten. Aber er hat eine Schwäche.«
»Wirklich?«
»Einen Hang zum Melodramatischen. Hat er Ihnen gegenüber von ›Piratentum‹ gesprochen, Mr. Nilsen?«
»Das hat er, allerdings.«
»Ich habe es befürchtet. Er versetzt sich gern in eine Vergangenheit, die noch von Drachen und Löwen bevölkert ist. Das ist eine durchaus liebenswerte Schwäche, die sich aber in Geschäftsdingen ärgerlich bemerkbar macht.«
»Das kann ich mir vorstellen.«
»Wissen Sie, Mr. Nilsen, dieser kleine Posten Waffen ist eine zufällige, aber, was mich betrifft, vollkommen legale Erwerbung. Ich will Ihnen gestehen, daß ich diesen Posten als Ballast empfinde und ihn gern loswerden möchte. Rein technische Schwierigkeiten hindern mich aber daran. Sie jedoch, Mr. Nilsen, sind in der Lage – und das wissen Sie auch –, diese Schwierigkeiten zu umgehen. Da haben Sie das ganze Problem.«
Greg schob seinen Drink zur Seite. »Mr. Tan, sind Sie aufrichtig?«
»Sir?«
»Ich will keine Unklarheiten. Es dreht sich um Waffen aus Rotchina, die ursprünglich für rote Terroristen in Malaya gedacht waren. Ist das richtig?«
»Absolut. Wie ich Ihnen schon sagte, sind sie durch Zufall in meine Hände geraten.«
»Was für ein Zufall war das?«
»Der Mann, der die Waffen vor Hainan an sich gebracht hatte, überließ sie mir als Sicherheit für eine Anleihe. Später hat er dann leider Bankrott gemacht.«
»Und jetzt wollen Sie die Waffen an die Antikommunisten in Indonesien verkaufen. Ist das richtig?«
»Vollkommen, Mr. Nilsen.«
Greg überlegte einen Augenblick und nickte dann. »Okay.«
Mr. Tan rieb sich nachdenklich das Kinn. »Ausgezeichnet«, sagte er. »Ich schicke Ihnen die Papiere morgen früh zum Unterzeichnen.« Er zögerte und fuhr dann fort. »Ich will ganz offen sein, Mr. Nilsen. Ganz glücklich bin ich nicht mit dieser Abmachung.«
Greg starrte ihn an. »Wollen Sie damit sagen, daß Sie es sich anders überlegt haben?«
»Keineswegs. Soweit wie die Vereinbarung geht, bin ich sogar sehr zufrieden. Ich bedaure nur, daß sie nicht weiter reicht.«
»Wie meinen Sie das?«
»Mein Bruder in Singapur ist fähig, mit den Transport- und Ablieferungskosten fertigzuwerden; was aber die Verhandlungen mit Käufern betrifft, so bin ich nicht sicher, ob er der geeignete Mann dafür ist. Ein Amerikaner wird aus einem solchen Geschäft stets mehr herausholen können. Wie lange werden Sie sich in Singapur aufhalten, Mr. Nilsen?«
»Zwei Tage.«
»Nicht sehr lange. Ich hatte die Hoffnung, Sie könnten erwägen, die Verhandlungen selbst zu führen. Gegen eine entsprechende Vergütung selbstverständlich.«
Greg schüttelte den Kopf. »Ich glaube kaum, daß ich dafür qualifiziert bin, Mr. Tan. Und wie Sie selber sagten, ich bleibe ja nicht lange genug dort.«
»Ich verstehe vollkommen. Ah, hier sind die Damen.«
Das Schiff legte am Mittag ab. Um halb elf brachte Mr. Tan die Papiere zur Unterschrift.
Das erste Dokument war eine Anweisung des Absenders an die Anglo-Malaiische Transportgesellschaft in Kuala Pangkalan, die oben aufgeführten Waren von der Tak Wah Lager- und Magazingesellschaft, Manila, zur Speicher- und Lagergesellschaft, Singapur, zu befördern, wo sie bis zum Eintreffen weiterer
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