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Waffenschmuggel

Waffenschmuggel

Titel: Waffenschmuggel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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schreckenerregende Dunkelheit des Dschungels eingedrungen war. Der Pfad zum unteren Ende des ausgetrockneten Flußbettes war der schlimmste Teil gewesen. Das Dorf war zu nahe, als daß er es riskieren durfte, die Taschenlampe anzuknipsen, und obwohl er den Pfad bei Tageslicht gut kannte, war er nachts ständig in Gefahr, sich zu verirren. Die größte Angst aber hatte er vor den Leoparden. Es kam vor, daß sie nachts die Dörfer am Rand des Dschungels heimsuchten, Hühner und Ziegen raubten und Menschen töteten. Er wußte, daß seine Furcht ziemlich unvernünftig war; seit längerer Zeit hatte man in dieser Gegend keinen Leoparden gesehen. Aber dennoch begleitete ihn die Angst bei jedem Schritt, den er machte. Verzweifelt hastete er auf dem Pfad voran und dachte dabei nur an den Augenblick, da er das Flußbett erreichte und die Taschenlampe die ganze Zeit brennen lassen konnte.
    Sein Plan für den Transport der Waffen- und Munitionskisten sah drei Etappen vor.
    In der ersten Nacht würde er sie aus dem Versteck herausholen und zum Rohrdickicht am Ufer des Flußbettes schaffen. In der zweiten würde er sie bis zu jener Stelle bringen, wo der Pfad auf den Flußlauf traf. In der dritten Nacht schließlich würde er sie von dort aus zu dem versteckten Übergabeplatz transportieren, den er in einem der verfallenen Gebäude des Bergwerksgeländes vorbereitet hatte.
    Es hatte viel Zeit gekostet, das Versteck herzurichten. Das von ihm ausgesuchte Gebäude war eine fensterlose Nissenhütte, in der man früher einmal Behälter mit Dieselöl gelagert hatte. Die Wellblechteile der Hütte waren derart verrostet, daß man an vielen Stellen die Faust zwischen ihnen hindurchstecken konnte; in der Nähe des Bodens, wo der Verrostungsprozeß weiter fortgeschritten war, befanden sich mehrere große Löcher. Es gab drei Gründe, die Girija dieses Gebäude für seine Zwecke geeignet erscheinen ließen. Es war immer noch genug Wellblech vorhanden, um einem zufällig Vorübergehenden den Blick ins Innere zu verstellen; es lagen einige leere Ölbehälter herum, die aus irgendeinem Grunde durchlöchert waren – die Dorfbewohner hatten sie nicht mitgehen lassen, weil sie als Wasserbehälter nicht mehr zu verwenden waren –, und es gab eine Tür mit einer Haspe für ein Vorhängeschloß.
    Waren Waffen und Munition erst einmal aus dem Versteck herausgebracht, dann erhöhte sich die Gefahr, daß sie entdeckt wurden, je näher sie an die Straße herangeschafft waren. Solange sie im Rohrdickicht lagen, war die Gefahr gering. Die zweite Etappe bedeutete ein größeres Risiko, aber für vierundzwanzig Stunden war es durchaus akzeptabel. Für die dritte Etappe allerdings mußte ein gutes Versteck vorhanden sein. Girija hatte Poes Erzählung ›Der gestohlene Brief‹ nie gelesen, aber die Art seines Vorgehens entsprach im wesentlichen der in der Erzählung beschriebenen: er bereitete ein ›offenes Versteck‹ vor.
    Als erstes hatte er ein Vorhängeschloß gekauft, es innen gründlich eingeölt und dann ins Unterholz gelegt, um es von außen rosten zu lassen. Eines Tages war er dann zum Ölschuppen gegangen und hatte das Vorhängeschloß an der Tür angebracht. Ein nagelneues Vorhängeschloß würde Aufmerksamkeit erregt haben. Das rostige würde – wenn man es überhaupt bemerkte – nur geringe Neugier wachrufen. Als er eine Woche später zurückgekommen war, hatte das Vorhängeschloß noch dort gehangen; aber es hatte Anzeichen dafür gegeben, daß jemand durch eines der Löcher in der Nähe des Bodens in die Hütte gekrochen war, um zu sehen, was sich hinter der verschlossenen Tür befand. Da es dort außer den wertlosen Ölbehältern nichts gab, war alles unverändert geblieben. Daraufhin hatte Girija die Ölbehälter so umgestellt, daß die größeren Löcher in den Wellblechwänden verdeckt wurden, und mit einem Stock Kreise und Quadrate in den Sandboden gezeichnet, um den Anschein zu erwecken, daß Kinder dort gespielt hätten. Eine Woche später hatte er festgestellt, daß einer der Ölbehälter zur Seite geschoben worden war. Er hatte ihn wieder zurechtgerückt. Dann hatte er erwogen, ob er, um Neugierige abzuschrecken, eine Stuhlentleerung auf dem Boden vornehmen sollte, aber schließlich entschieden, daß er allzuoft wiederkommen müßte, um diese Art der Abschreckung tatsächlich wirksam zu machen. Wie sich herausstellte, wären weitere Maßnahmen auch überflüssig gewesen, denn die Behälter waren nicht mehr berührt worden. Man

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