Waffenschmuggel
bleiben und warten, bis wir das Geschäftliche erledigt haben.«
»Wenn es ihr nicht zu langweilig wird, selbstverständlich.«
»Lieber will ich mich langweilen, als mit diesen Biestern zu tun haben.«
Es war nicht einfach, ein Taxi zu bekommen, aber der Empfangschef schickte ein paar Boys los, und sie trieben eines auf.
Es war ein winziger Fiat, und Greg und Dorothy, die auf dem Rücksitz hockten, konnten kaum erkennen, wohin die Fahrt ging. Nachdem sie die ›Innere Zone‹ verlassen hatten, wurde die Straßenbeleuchtung spärlicher, und bald hatten sie jede Orientierung verloren. Für Augenblicke wurde der Hafen sichtbar, sie sahen das Aufblitzen des Leuchtfeuers am Ende der Mole und konnten eine Ansammlung von Öltanks erkennen. Dann bogen sie in eine schlecht gepflasterte, von zerfallenen Zäunen eingefaßte Straße ein, rumpelten zwei- bis dreihundert Meter weit und hielten an.
Das Haus war etwa zwanzig Meter von der Straße zurückgesetzt und umgeben von planlos angepflanzten Bananenbäumen. Es war auf Teakholzpfählen errichtet; ein paar Stufen führten zur Veranda hinauf. Durch die geflochtenen Fensterläden drang kein Licht.
Dorothy preßte Gregs Hand. »Wird dir hier auch nichts passieren?«
»Natürlich nicht.«
Als Greg hinauskletterte, um sich Mrs. Lukey anzuschließen, sagte sie etwas zum Fahrer. Er schaltete die Scheinwerfer aus. Während sie auf das Haus zugingen, fragte Greg sie, ob sie diesen Treffpunkt schon früher benutzt habe.
»Einmal«, antwortete sie.
Man hatte das Wagengeräusch gehört, und als sie sich jetzt dem Haus näherten, wurde die Verandatür geöffnet und ein Mann trat heraus. Er hatte eine Taschenlampe in der Hand. Bevor er sie aufforderte, die Stufen hinaufzugehen, leuchtete er ihnen einen Augenblick lang ins Gesicht.
Er war sehr klein und dünn und hatte leicht gebeugte Schultern. Er trug einen schwarzen Petji , einen Sarong und eine bifokale Brille. Er verneigte sich höflich vor Mrs. Lukey und blickte dann Greg an.
»Mr. Nilsen.«
»Ja.«
Er streckte ihm die Hand hin und sagte in gutem Englisch: »Ich bin Mr. Hamid. Das ist natürlich nicht mein richtiger Name, und dies ist nicht mein Haus, aber Sie werden verstehen, daß ich vorsichtig sein muß.«
»Klar.«
»Bitte kommen Sie herein.«
Die Wände waren aus Wellblech. Der Einbruch der Nacht hatte keine merkliche Abkühlung gebracht, und im Innern des einzigen Raumes war es heiß wie in einem Ofen. In einer Ecke stand ein Bett mit zurückgeschlagenem Moskitonetz; aber sonst schien der Raum als Büro benutzt zu werden. Ein Pult stand da, ein stählerner Karteischrank und ein Tisch, auf dem kleine graue Kartons geschichtet waren, die offenbar gerade etikettiert werden sollten. Gegen eine Wand waren größere Kartons gestapelt, deren Seiten die mit Schablonen gemalte Aufschrift trugen: ›Fragile – Made in Japan‹.
Zwei Männer waren anwesend: ein Indonesier und ein Europäer. Der Indonesier war ein schlanker, behender Mann und recht groß für seine Rasse. Unter seiner straff gespannten Gesichtshaut zeichnete sich die Knochenstruktur deutlich ab, und seine Schläfenadern traten allzustark hervor. Der besessene, hungrige Ausdruck seines Gesichts schien der gelassenen Anmut seines Körpers zu widersprechen. Sein Haar war lang und ungekämmt. Der Europäer war untersetzt und muskulös, hatte kurzgeschnittenes graues Haar, graue, zerfurchte Wangen und ein verkniffenes Lächeln, bei dem eine Reihe von stählernen Zahnkronen sichtbar wurde. Beide Männer trugen verschwitzte Khakihemden und -hosen und hatten Pistolengürtel umgeschnallt. Der Indonesier saß am Pult. Der Europäer räkelte sich auf dem Bett.
Als Greg und Mrs. Lukey hereinkamen, stand der Indonesier auf.
»Dies ist Major Sutan«, sagte Hamid.
Der Major machte keine Anstalten zu einer Begrüßung. »Die Frau kann draußen warten«, sagte er.
Mrs. Lukey blickte zu Hamid, der seinerseits nickte und sie wieder hinausgeleitete. Der Major kam herüber und schloß die Tür hinter ihnen, bevor er sich Greg wieder zuwandte.
»Ihren Paß, bitte«, sagte er.
Greg zog seinen Paß aus der Hüfttasche und gab ihn dem Major.
Der Major sah sich das Paßbild prüfend an und reichte den Paß dann zurück. »Dies ist Captain Voychinski«, sagte er.
Greg nickte. »Guten Abend, Captain.«
Der Mann auf dem Bett starrte ihn wortlos an.
»Captain Voychinski ist Pole«, sagte der Major. »Er ist einer unserer Instruktionsoffiziere. Bitte setzen Sie sich, Mr.
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