Waffenschmuggel
Dorothy sahen sich voller Unbehagen an. Aber Mrs. Lukey nickte, als hätte sie die Komplikation vorausgesehen. »Es gibt ein Wohnzimmer«, sagte sie, »dort kann ich schlafen.«
Der Empfangschef geleitete sie zum Bungalow. Das Wohnzimmer war eine offene Veranda mit Fliesenboden. Das dahinter gelegene Schlafzimmer war unterteilt in drei von perforierten Stellwänden aus Zink vollkommen eingegeschlossene Schlafstellen, die wie altmodische Gefrierfleisch-Kammern wirkten. Als der Hotelangestellte den Deckenventilator anschaltete, fiel ein Tier, das wie eine pelzige Krabbe aussah, vor ihren Füßen zu Boden und begann auf den Kleiderschrank zuzueilen.
Dorothy stieß einen Schrei des Entsetzens aus. Kichernd nahm der Boy, der ihnen mit dem Gepäck gefolgt war, das Tier bei einem seiner haarigen Beine und schleuderte es durch das Wohnzimmer nach draußen.
»Mein Gott!« sagte Greg. »Was war das?«
»Die sind vollkommen harmlos«, erklärte Mrs. Lukey, »am besten, man tut ihnen nichts. Sie fressen die Insekten auf.«
Aber das Tier hatte Dorothy nervös gemacht. Als Mrs. Lukey gegangen war, um den Verbindungsmann anzurufen, bestand sie darauf, daß Greg jeden Quadratzentimeter des Bungalows absuchte. Er fand ein paar Eidechsen und einen halb verschimmelten Pantoffel, aber keines dieser schwarzen Tiere mehr. Er mußte übrigens feststellen, daß es im Bungalow kein Badezimmer gab.
Als Mrs. Lukey zurückkehrte, zeigte sie ihnen die Reihe von Badehäusern, die aus hygienischen Gründen von den Wohnhäusern getrennt waren. Einer dieser traurig wirkenden Zementwürfel trug die Nummer ihres Bungalows; in seinem Innern gab es eine Toilette, ein großes mit Wasser gefülltes Gefäß und eine metallene Schöpfkelle.
»Es ist ein siamesisches Bad«, erklärte Mrs. Lukey. »Man übergießt sich mit kaltem Wasser. Es ist sehr erfrischend.«
Das Treffen war für sieben Uhr in einem außerhalb der Zone gelegenen Haus verabredet.
Jetzt war es kurz nach vier. Sie hatten keinen Lunch gehabt. Sie badeten, so gut es ging, und nachdem sie sich umgezogen hatten, gingen sie zum Hotelrestaurant hinüber. An der Bar auf der Veranda saß eine Gruppe lärmender Holländer, deswegen blieben sie nicht lange dort. Mit einiger Mühe fanden sie einen Kellner und konnten ihn dazu überreden, etwas Eßbares herbeizubringen. Es war ein aufgewärmtes Reisgericht und schmeckte nicht sonderlich gut, aber sie hatten Hunger und aßen alles auf. Währenddessen war es dunkel geworden, und der Platz jenseits der Gärten, der eben noch verlassen dagelegen hatte, war jetzt zum Leben erwacht. Zwischen den Bäumen wurden Marktstände aufgeschlagen, Menschen drängten sich zusammen und Essenverkäufer erschienen. Am Straßenrand hockend, begann ein Junge auf seinem Bambusxylophon zu spielen.
Es klang sanft, traurig und merkwürdig bewegend. Dorothy blickte Greg an, und er lächelte ihr verständnisinnig zu. Sie befanden sich in einem fernen Land, und im Umkreis von mehreren hundert Meilen gab es keine Touristen. Für einen Augenblick waren die unerquicklichen Vorkommnisse des Tages vergessen. Es war ein kurzer Augenblick.
Mrs. Lukey hatte gesagt, daß der für die Zusammenkunft vereinbarte Treffpunkt zu Fuß in einer halben Stunde zu erreichen sei und sie voraussichtlich gegen acht Uhr wieder im Hotel sein würden. Als sie ihren Kaffee getrunken hatten, kehrten sie zum Bungalow zurück.
Sie hatten eben das Licht angeschaltet, als ein großes Insekt hereingeflogen kam, im Wohnzimmer herumsummte und mit der Gewalt eines abprallenden Kieselsteins gegen Wände und Lampen schlug. Schließlich erlegte Greg es, indem er es mit einem Handtuch herunterschlug und zertrat. Wie ein riesiger Grashupfer aus braunem Plastik sah es aus. Seine harte Schale krachte übelkeiterregend unter Gregs Fuß. Unmittelbar darauf kamen zwei weitere hereingeflogen.
Mrs. Lukey sagte, sie seien harmlos und am besten beachte man sie gar nicht; aber Dorothy hatte das von Greg erledigte Insekt betrachtet und fürchtete sich davor, daß eines dieser Dinger sich ihr ins Haar setzen könnte. Der Gedanke, allein hier zurückzubleiben, während Greg und Mrs. Lukey zu ihrer geschäftlichen Verabredung fortgingen, schien ihr von Minute zu Minute weniger zu behagen. Sie kündigte an, daß sie sich bis zu Gregs Rückkehr in einem der Bettverschläge einschließen wollte.
Greg sah Mrs. Lukey an. »Können wir nicht alle zusammen gehen? Wenn wir uns ein Taxi nehmen, könnte Dorothy darin sitzen
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