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Waffenschmuggel

Waffenschmuggel

Titel: Waffenschmuggel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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geduldig. »Sehr wichtig, Sir, für Propagandazwecke. Aber Sir, wir haben jemanden, der für unsere Zwecke viel wichtiger ist – Major Sutan.«
    Der General beherrschte sich. Über seinen Tagträumen von weißen Gefangenen hatte er fast vergessen, daß auch ein Mitglied des Komitees der Aufständischen gefangengenommen worden war.
    »Was sagt Sutan?« fragte er.
    »Er weigert sich zu reden.«
    »Wo sind die Gefangenen?«
    »Im Polizeigefängnis, Sir.«
    »Auch Sutan?«
    »Ja, Sir.« Und jetzt beging Major Gani einen Fehler. »Er ist ein willensstarker Mann und wird nicht leicht zum Reden zu bringen sein. Ich habe zwei Mann zum vorbereitenden Verhör angesetzt, aber in Hinsicht auf die öffentliche Gerichtsverhandlung, die bald stattfinden muß, wollen wir ihn nicht allzu schwer verletzen; es kann vierundzwanzig Stunden dauern, bis wir ihn zum Reden bringen. Ich hielt es für sicherer, ihn nicht in Ihrem eigenen Hauptquartier zu verhören. Er hat viele Freunde in der Armee.«
    »Ja.« Der General schob seinen kalten Kaffee zurück und stand auf. »Einer davon war ich.«
    »Ah, dann werden Sie es verstehen, Sir.«
    Major Gani war ein fähiger und sehr schlauer Offizier, der die Taktiken der marxistischen Dialektik geschickt anzuwenden wußte und einen scharfen Blick für die Schwächen seiner Gegner hatte; aber er war zudem ein eminent eitler Mann und in mancher Hinsicht von grober Unempfindlichkeit. Für ihn war der General nur ein primitiver reaktionärer Haudegen, der von den Umständen zeitweilig in eine Machtposition geschoben worden war; nichts weiter als ein dickköpfiger Grobian, dem man jetzt nachgeben und schmeicheln mußte, um ihn später ausnützen zu können. Er war nicht auf den Gedanken gekommen, daß die Idee, einen ehemaligen Kameraden zu foltern, dem General mißfallen könnte.
    Der General sah ihm in die Augen. »Ja, allerdings verstehe ich. Ich werde diese Verhöre selber leiten.«
    »Die Verhöre dieser Ausländer, Sir?«
    »Die Verhöre von allen fünf Gefangenen. Dann werden wir ja sehen, wer reden will und wer nicht.«
2
    Bei der Festnahme war Greg zu verwirrt gewesen, um sich wirklich zu fürchten; das Ganze wirkte auf ihn wie ein alptraumartiger Verkehrsunfall, bei dem sie statt unter ein Auto in eine Lastwagenladung uniformierter Irrer geraten waren. Später, als Dorothy und Mrs. Lukey angebrüllt, mit Gewehrläufen traktiert und in einem Raum voller Polizisten durchsucht wurden, war er zu wütend gewesen. Dann hatte ein Karabinerkolben, den man ihm in die Magengrube rammte, diesen Zustand beendet. Schmerzen und Übelkeit, die daraus folgten, hatten ihm endlich zu einer objektiven Einschätzung ihrer schlimmen Lage verholfen – und damit zur Furcht. Auf der Fahrt zum Gefängnis hatte Mrs. Lukey hysterisch geweint. Dorothy war es gewesen, die, ruhig und gesammelt, tröstende Worte gefunden hatte. Mit Handschellen an Voychinski und Major Sutan gefesselt, hatte Greg in benommenem Schweigen dagesessen.
    Im Gefängnis, einem einstöckigen Ziegelbau, der in einem ummauerten Bezirk am Stadtrand gelegen war, waren Dorothy und Mrs. Lukey in die Frauenabteilung abgeführt worden. Major Sutan war im Verwaltungsblock festgehalten und Greg mit Captain Voychinski in eine Zelle gebracht worden, in der sich ein Feldbett, ein Krug mit Wasser und ein Eimer befanden. In den scharfen Ammoniakgeruch der Zelle mischte sich der Geruch eines Desinfektionsmittels.
    Voychinski hatte ihre Verhaftung mit philosophischem Gleichmut hingenommen, und jetzt, nachdem Gregs Aufrichtigkeit auf so drastische Weise bestätigt worden war, hätte man seine Einstellung ihm gegenüber fast freundlich nennen können. Unglücklicherweise gehörte er zu jenen Männern, die angesichts der Gefahr eine sarkastische Lustigkeit entwickeln, was auf die Dauer nicht weniger zermürbend wirkt als unverhohlen gezeigte Angst.
    »Wie sind sie uns auf die Schliche gekommen?« fragte Greg ihn, sobald sie allein waren.
    »Wenn ich wissen, ich schreiben Ihnen Brief.«
    »Was, glauben Sie, werden sie mit uns tun?«
    »Mit mir? Tack-tack-tack.« Er grinste und zeigte dabei seine Stahlkronen. »Oder vielleicht …« Er vollführte eine Geste, mit der die Kastration veranschaulicht werden sollte. » Mit Ihnen? Nach sechs Monaten große Verhandlung. Nach zwei Jahren, vielleicht, man Sie lassen frei. Mit den Frauen. Wenn man Sie freilassen, dann Frauen müssen bleiben. Wenn man Frauen lassen gehen, dann Sie bleiben. Keine Sorge!«
    »Nun, sie werden auf

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