Waffenschmuggel
jeden Fall unseren Konsul informieren müssen.«
»O ja. Nächste Woche, vielleicht.«
»Was wird mit Major Sutan?«
»Haben nicht Konsul hier. Wie ich.«
Da es außer dem Bett nichts gab, worauf man sitzen konnte, fanden sie beide keinen Schlaf. Voychinski schien das nichts auszumachen. Er fing an, von seinen Erlebnissen bei der deutschen Wehrmacht in Rußland und Italien zu reden. Die scherzhafte Munterkeit verließ ihn nicht einen Augenblick, aber alles, was er sagte, ließ Böses ahnen. Greg, der mit der Fünften Armee in Italien gewesen war und nur zu gut wußte, wovon die Rede war, hörte mit wachsendem Mißbehagen zu. Er hatte ein italienisches Dorf gesehen, nachdem es von einer Einheit jener Sorte geräumt worden war, zu der auch die Truppe gezählt hatte, bei der gedient zu haben Voychinski sich so gern erinnerte. Greg versuchte, ihm nicht weiter zuzuhören und sich statt dessen auszumalen, wie Dorothy und er später die Freunde mit einem vergnügten Bericht darüber ergötzen würden, wie sie in Labuanga verhaftet worden waren und eine Nacht im dortigen Knast verbringen mußten; aber es wurde keine sehr überzeugende Vision daraus, und zudem ließ sie sich allzu leicht von einer anderen Vorstellung verdunkeln, einer, bei der Dorothy und er nicht persönlich auftraten. In dieser Vision redeten ihre Freunde bestürzt über das, was die Zeitungen als ›Die Untersuchung der Waffenschmuggel-Affäre‹ bezeichneten, und konnte nicht begreifen, wie es möglich war, daß Greg Nilsen ein solcher Idiot hatte sein können.
Bald nach Einbruch der Dunkelheit brachte ihnen ein Wärter einen Topf mit Reis und Fisch, aus dem sie mit den Fingern essen mußten. Greg aß sehr wenig. Seine Gedärme hatten angefangen, ihm Unbehagen zu bereiten, und mehr als einmal war er gezwungen gewesen, vom Eimer Gebrauch zu machen. Auch darüber hatte Voychinski unbedingt ein paar Witze machen müssen. Gregs Abneigung gegen ihn war nun vollkommen.
Das vergitterte Fenster der Zelle ging auf einen Innenhof, und als die Sonne aufgegangen war, konnten sie durch die Zinkmaschen des Moskitonetzes hindurch erkennen, daß es ein Gefängnishof war. Mit Sarongs bekleidet, die sie wie Lendentücher um ihre Beine geschlungen hatten, schlenderten etwa zwanzig barfüßige Gefangene männlichen Geschlechts ziellos umher oder hockten in Gruppen zusammen, von Wärtern beaufsichtigt, die mit Karabinern ausgerüstet waren. Die Wärme und der Gestank in der Zelle begannen unerträglich zu werden. Als kurz vor zwölf Uhr mittags ein Wärter die Tür aufschloß und ihm einen Wink gab, hoffte Greg nichts sehnlicher, als daß er ihn zu den anderen Gefangenen in den Hof hinauslassen würde.
Statt dessen wurde er von zwei Aufsehern von dem Korridor, der auf den Haupteingang zulief, weggeführt und zu einem abseits gelegenen Raum gebracht. Abgesehen von einem langen Tisch und sechs Stühlen, war der Raum kahl. Die Fenster waren vergittert. Einer der beiden Wärter ging mit ihm hinein, führte ihn zu einem Stuhl und stellte sich, den Karabiner im Anschlag, neben die Tür. Bald darauf wurde die Tür geöffnet, und ein Armeeoffizier kam herein. Greg erkannte ihn wieder. Es war derselbe Offizier, der ihn in der letzten Nacht hatte verhören wollen, ein gutaussehender Mann mit bösen Augen und einem Air sorgsam beherrschter Ungeduld. Hinter ihm sah Greg einen Mann seiner eigenen Rasse, in sehr weißem Hemd und Gabardinehosen. Er war etwa fünfunddreißig, untersetzt und schon ziemlich kahl, mit rundem, fleischigem Gesicht und breiten Schultern. Mit einem schiefen Lächeln stand er in der Tür und blickte den Wachtposten neugierig an.
Als Greg aufstand, nickte der Offizier kurz und sagte: »Ich bin Major Gani.«
Greg nickte ebenfalls. »Major.«
»Und hier ist, auf Ihren Wunsch, der amerikanische Vizekonsul in Labuanga.«
Greg tat einen hörbaren Seufzer der Erleichterung und lächelte. »Bin ich aber froh, Sie zu sehen, Konsul.«
Der Mann im Türeingang nickte, sah aber nicht zu ihm hinüber. »Ich wünschte, ich könnte dasselbe behaupten, Mr. Nilsen. Mein Name ist Ross Hallett.«
Greg wollte auf ihn zugehen, aber der Wachtposten hob drohend den Karabiner. Hallett nahm keine Notiz davon. Er blickte vom Wachtposten zu Major Gani. »Auf Wiedersehen, Major.«
Major Ganis Lippen wurden schmal; er begann mit den Fingern zu schnippen. »Ihren Wünschen ist entsprochen worden«, sagte er. »Sie haben den Gefangenen gesehen. Man hat ihm kein Haar gekrümmt. Jetzt
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