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Waffenschwestern

Waffenschwestern

Titel: Waffenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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schwang sich vom Pferd, als hätte er nur eine Stunde oder so geritten und nicht die ganze Nacht hindurch. Weder Brun noch Hazel konnten von selbst absteigen. Der Mann musste ihnen helfen, indem er teils schob, teils zog. Er schimpfte über sie.
    Brun wünschte sich, sie hätte zurückfluchen können. Sie hatte seit Jahren nicht mehr auf einem Pferd gesessen und in der Zwischenzeit Zwillinge geboren – was erwartete er eigentlich, nachdem sie die ganze Nacht lang ohne Sattel geritten war? Sie war überzeugt, sich die ganze Haut an Schenkeln und Hinterteil abgeschürft zu haben. Was Hazel anging, sie hatte noch nie zuvor auf einem Pferd gesessen; sie konnte sich glücklich schätzen, wenn sie in ein paar Stunden überhaupt wieder laufen konnte.
    In der Hütte machte eine stämmige Frau für sie alle
    Frühstück. Sie schenkte ihnen keinen Blick und sagte kein Wort, aber stellte Teller vor sie hin und sorgte dafür, dass sie stets gefüllt blieben. Brun tobte innerlich, aber sie konnten nun mal 530
    nicht alle Frauen dieses Planeten mitnehmen. Ich komme
    zurück, schwor sie sich. Irgendwie…
    Nach dem Frühstück gelang es Brun, auf die Beine zu
    kommen; sie reichte Hazel die Hand. Draußen öffnete der Mann schon das Hangartor, und endlich sah Brun, was dort auf sie wartete. Ihr Lächeln wurde breiter. Es war ein kleines
    Mehrzweckshuttle der gleichen Art wie das, in dem Cecelia sie nach Rockhouse zurückgeschickt hatte. Notfalls konnte sie es selbst fliegen. Sie überlegte kurz, dem Mann eins überzuziehen und diese Idee in die Tat umzusetzen, aber sie hatte keine Ahnung, wie er der Verkehrsleitung auszuweichen gedachte –
    falls man hier so etwas wie eine Verkehrsleitung kannte. Was man hier allerdings kannte, das waren Kampfflugzeuge, und denen wollte Brun nicht begegnen.
    Es erwies sich für sie als sehr umständlich, Hazel die schmale Leiter hinauf ins Shuttle zu helfen. Der Mann beschäftigte sich schon mit der Steuerung; er blickte böse herüber, als Brun nach vorn kam und auf dem zweiten Pilotensitz Platz nahm. »Fass nichts an!«, sagte er scharf. Brun sah ihm zu. Alles wirkte ganz ähnlich wie auf Coreys Schiff. Obwohl ihr die Maßeinheiten fremd waren, konnte sie den Zweck der meisten Instrumente erkennen. Der Mann arbeitete eine Checkliste der üblichen Art ab.
    Die kleine Maschine holperte mit heulenden Motoren übers Flugfeld und gewann mit jedem Meter Geschwindigkeit. Aber konnte es reichen? Die Bäume am anderen Ende kamen zu
    schnell näher… Brun erinnerte sich, auf Rotterdam noch viel schneller gewesen zu sein. Plötzlich stieg das Shuttle in die Luft, wie von einem Kran gehoben…
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    »Kurzbahntauglich«, erklärte der Mann grinsend. »Hat dich überrascht, stimmts? Sie braucht ein Drittel weniger Startbahn und kann hundert Fuß hohe Hindernisse überwinden, wenn sie erst mal abhebt.«
    Das Sonnenlicht strömte durch die Cockpitfenster herein; Brun starrte gierig auf die Steuereinrichtung. Geistig hatte sie die ganze Zeit, nach etwas Wirklichem gehungert, nach etwas, was sie tun konnte. Sie warf einen Bück nach hinten, auf Hazel; das Mädchen lächelte und deutete auf die Instrumente. Ja – ein Raumfahrermädchen; natürlich hatte sie die gleiche Sehnsucht!
    Dann blickte Hazel jedoch hinaus und nach unten, auf das Schattengewebe der Berge und Täler, das unter ihnen
    zurückfiel. War das vielleicht gar ihr erster Planet? Daran hatte Brun noch gar nicht gedacht. Immer höher … dort wand sich ein Fluss zwischen den Bergen hindurch, bedeckt von einer
    Schlange aus Bodennebel, die sich wie Wolle über den
    windseitigen Hang legte. Die Maschine stieg steil höher, und die Aussicht erweiterte sich mit jeder Minute. Dort drüben musste die Stadt liegen, aus der sie kamen, mitsamt ihrem Raumhafen
    … ja! Die Stadt war klein, kleiner als Brun erwartet hatte, obwohl die Landebahnen des Raumhafens einem Dutzend
    Shuttlemaschinen Platz boten.
    Im Funkgerät, knisterte es; der Pilot sprach ins Mikro seines Headsets, aber der Lärm war so gewaltig, dass Brun ihn nicht verstand. Höher … höher … der Morgenhimmel, der sich in einem weichen, hellen Blau vor ihnen ausgebreitet hatte, wurde wieder dunkler. Das Instrument, bei dem es sich um den
    Höhenmesser handeln musste, hatte schon die Tausende und Zehntausende abgespult, aber Brun kannte die Maßeinheit nicht.
    Es ging jetzt auf sechzigtausend und irgendwas zu und darüber 532
    hinaus. Dann zog der Pilot den Bug noch höher und drückte einen

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