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Waffenschwestern

Waffenschwestern

Titel: Waffenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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Barin schwenkte sich an Bord und sah, wie weitere Schlitten
    Menschen an Bord nahmen und starteten, während ihr Fahrzeug seine Bahn über die Stadt zog und dabei Kurs auf den
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    Raumhafen hielt. Dort entdeckte Barin statt des Chaos, mit dem er gerechnet hatte, eine perfekte, normale Verkehrsleitstelle für Landetruppen. »Ah – Ensign Serranos letzte Fuhre, schön.
    Bucht 23, damit wird das Shuttle voll…«
    In Bucht 23 stand ein Shuttle mit der Aufschrift RSS Shrike.
    Barin half seinen Passagieren aus dem Gravoschlitten in die Maschine mit ihren schmalen Bänken, die eigentlich für
    gepanzerte Soldaten gedacht waren, nicht für Zivilistinnen in Kleidern. Er machte sich daran, ihnen beim Anschnallen zu helfen, und ignorierte dabei das Klopfen seines Herzens, das sich bei der Aussicht beschleunigt hatte, Esmay wiederzusehen.
    »Barin!«
    Sein Herz blieb erst stehen und raste dann wieder los. Da war sie, lebendig und in guter Verfassung, und winkte ihm aus dem vorderen Teil der Maschine zu. Er nickte und lächelte, war aber sprachlos vor lauter Gefühlen, und fuhr mit seiner Arbeit fort.
    Er spürte, wie das Shuttle ruckte, gefolgt vom Rumpeln des Fahrwerks auf der Startbahn.
    »Kennen Sie sie?«, fragte ihn Prima und packte ihn dabei am Handgelenk.
    »Ja. Sie ist…« Wie sollte er ihr das erklären? Er wusste nicht einmal, welche Worte ihr verdeutlichen konnten, was in seiner Kultur eine Verlobung bedeutete. Primas Augen zuckten kurz zu seinem Gesicht hinauf und senkten den Blick wieder. Sie nickte.
    »Ich werde eine gehorsame zweite Frau sein«, sagte sie.
    »Nachdem Sie meinen Ehemann Mitchell hingerichtet haben.«
    Darauf wusste Barin nun überhaupt nichts zu sagen, und das ansteigende Donnern der Shuttletriebwerke machte ohnehin jedes weitere Gespräch unmöglich.
    678
    *
    Unten auf dem Planeten erreichten die Männer schließlich, als die letzten Shuttles schon zum Himmel hinaufflogen, die Häuser der Ranger, das Waffenarsenal und die Versammlungshalle. Die Häuser waren leer, von einem oder zwei toten Männern in jedem abgesehen; und die Schlüssel – die Schlüssel, die sie so dringend benötigten – fehlten.
    *
    Man hatte Mitchell Pardue berichtet, dass seine Frauen und Kinder in Sicherheit waren, aber er hatte es nicht geglaubt.
    Nicht bis Prima vor ihm stand, gehörig barfuß, aber völlig unangemessen bekleidet mit einem Bordanzug in hellem
    Orange, mit einem Bettlaken um die Hüften, das als Rock durchgehen sollte.
    »Wir haben einen neuen Beschützer«, erklärte sie ihm. Sie warf einen kurzen Blick in sein Gesicht und senkte dann respektvoll die Augen. »Aus der Serrano-Familie.«
    »Prima – du kannst doch nicht einfach…«
    »Ich denke, du hast mich angelogen, mein Gatte«, sagte
    Prima. Sie sah ihn erneut an, und diesmal blieb ihr Blick unverwandt auf seinem Gesicht ruhen. »Du hast gesagt, es wären alles Waisen. Du hast gesagt, diese Ausländerfrauen 679
    wären alles, was du je vorgefunden hättest. Du hast mir nie gesagt, dass du Eltern vor den Augen ihrer Kinder umgebracht hast, dass du Frauen umgebracht hast, sogar Mütter \«
    »Ich…«
    »Soweit es mich angeht, können Sie dir genauso gut die
    Stimme rauben, Mitchell Pardue, denn wenn deine Zunge nicht die Wahrheit sprechen kann, warum sollte sie dann überhaupt reden?«
    Und danach stellte er fest, dass er kaum noch ein Bedürfnis hatte zu reden und auch niemanden, mit dem er reden konnte.
    Als eine letzte mitfühlende Tat, die ihm das Herz zerriss, zeigten ihm seine Wärter das Video von seinen Kindern, wie sie in der Turnhalle des Schiffes spielten.
    *
    Sie hatten fast schon den Sicherheitsposten an der Flottentür von Rockhouse Major erreicht, als sie die Menschenmasse auf der anderen Seite der Barriere entdeckten. Das Sicherheitskommando trat vor und bezog Stellung.
    »Oh Gott, die Medien!« Bruns neue Stimme klang immer
    noch belegt und weicher als früher, gewann aber kontinuierlich an Kraft. Esmay blickte zu ihr hinüber.
    »Du wusstest doch, dass sie hier sein würden.«
    »Ich denke schon, aber ich durfte doch wohl hoffen, oder?
    Und weißt du, früher fand ich es toll, eine Topattraktion für die Boulevardnachrichten zu sein.«
    680
    »Naja, diesmal könnte dich Barin glatt übertreffen«, sagte Esmay mit einem boshaften Lächeln.
    Barin wurde rot. »Ich habe nicht wirklich neunzehn Frauen
    …«
    »Nein, aber denkst du, das würde die Medien interessieren?
    Es ist eine Mordsstory.«
    »Esmay…«
    »Ich würde ihn

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