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Waffenschwestern

Waffenschwestern

Titel: Waffenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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KLEIN.
    »Siehst du? Das Gleiche gilt für Brandy und Stassi. Wir können sie nicht mitnehmen.«
    Der Fahrer meldete sich zu Wort. »Freut mich, dass
    wenigstens eine von euch Verstand hat. Okay … wir haben nun ein kleines Problem. Ich hatte geplant, Brun als Mann
    auszugeben – habe Männerkleidung für sie mitgebracht; die Sachen liegen dort unter dem Sitz. Ich weiß allerdings nicht, was wir mit – Hazel machen sollen.«
    Brun deutete Hazel per Zeichensprache einen Einkauf an und deutete mit dem Kopf auf den Fahrer. Sag es ihm. Hazel wirkte ängstlich, hatte die Lippen fest zugekniffen. Dann sagte sie mit hoher dünner Stimme: »Brun sagt, wir kaufen welche.«
    »Wir kaufen welche! Wir kaufen welche, sagt sie. Und wie genau soll das gehen?«
    Aber er stellte den Wagen ein paar Straßen weiter ab und ging auf ein Geschäft an der Straße zu. Brun blickte forschend über 522
    die Trennwand hinweg und sah, wie er sich für eine blaue Hose, ein braunes Hemd und hohe Stiefel entschied, wie sie die meisten Männer trugen, sowie einen Hut. Er war in wenigen Minuten zurück, und als er den Wagen wieder startete, warf er die Kleider über die Trennwand.
    »Zieht euch jetzt um, alle beide. Stopft eure alten Kleider unter den Sitz. Ich entsorge sie später. Ihr müsst euch auch die Haare schneiden, aber nicht hier – sie dürfen nicht im Wagen liegen bleiben. Ich habe Messer für euch beide besorgt.«
    Während der Wagen rasch weiterfuhr, zunächst über die
    Straßen der Stadt und dann auf einer unebenen Piste hinaus aufs Land, mühten sich Brun und Hazel in dem beengten Raum auf dem Rücksatz, sich gegenseitig auszuweichen, die alten Kleider aus-und die neuen anzuziehen. Brun, die mehr auszuziehen hatte, zog sich zuerst um; Hazel half ihr dabei, die Brüste so flach festzubinden wie nur möglich. Dann war Hazel an der Reihe, und Brun riss einen Streifen vom Saum des Kleides ab, um auch Hazels Brüste flachzudrücken. Um die langen Hosen anzuziehen, während sie sich gleichzeitig geduckt hielten —
    außer Sicht für Menschen in anderen Fahrzeugen –, mussten sie sich jeweils auf der Rückbank ausstrecken und dabei
    gleichzeitig auf der Gefährtin liegen. Am schwierigsten war es, die Stiefel anzuziehen, steifes Leder über Füße zu ziehen, die mehr als ein Jahr lang nackt gewesen waren. All das wäre lustig gewesen, hätten sie nicht solche Angst gehabt, dass man sie einfing, und tatsächlich mussten sie doch kichern, als sie schließlich die verhassten Kleider unter den Sitz schoben. Brun fand bereits, dass sich das Unternehmen gelohnt hatte – seit ihrer Gefangennahme hatte sie nicht mehr gelacht, richtig gelacht, und obwohl sie keinen Laut hervorbrachte, entspannte 523
    sie sich dabei. Hazel steckte sich die Haare hoch und drückte sich den Hut auf den Kopf; Brun folgte ihrem Beispiel mit dem eigenen Hut.
    Hazel sah, wie Brun fand, schon wieder richtig lebendig aus.
    Sie saß vornübergebeugt da; ihre Augen funkelten vor Erregung, und das Gesicht war nicht mehr hinter Haaren versteckt. Die Kleider saßen ein wenig locker, und die Hemdsärmel endeten ein kleines Stück über den Handgelenken, als wäre sie fast schon aus dem Kleidungsstück herausgewachsen. Hazel sah Brun lächelnd an und hob dann deren Hut hoch, um die Haare besser hineinzustopfen. Brun fand, dass die eigene Hose zu groß war und zu locker saß – aber alles war besser als dieser enge Rock.
    Der Fahrer warf einen Blick nach hinten. »Unwahrscheinlich, dass man uns hier draußen sieht«, sagte er. »Ihr seht wirklich anders aus; das muss ich schon sagen. Ist es nicht peinlich, Männersachen zu tragen?«
    Brun schüttelte den Kopf.
    »Naja, das ist auch gut so, denn die anderen werden nach zwei Frauen suchen, die jede ein Kleid trägt, nicht nach zwei Männern. Vergesst nicht, ihr müsst wie Männer gehen – große Schritte – und anderen Männern offen in die Augen blicken. Wir
    – sie – mögen kein ausweichendes Verhalten. Ich lasse euch gleich aussteigen, in etwa einer Meile …« Wie weit das auch immer war; Brun war bislang aus Fuß und Zoll und Ellen nicht schlau geworden. »Und dann müsst ihr zu Fuß über diese Berge gehen…« Er deutete voraus auf den Höhenzug. »Sobald ihr außer Sicht seid, müsst ihr euch die Haare richtig kurz schneiden, wie es keine Frau tun würde. Damit ihr auch den Hut absetzen könnt, ohne als Frau erkannt zu werden. Nehmt vor 524
    Frauen den Hut ab, obwohl sie euch eigentlich nicht anblicken dürfen –

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