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Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel

Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel

Titel: Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke
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nicht?
    Er saß an seinem Schreibtisch. Als Schiffsversorgungsmeister war er zuständig für seinen »kleinen Baumarkt«, wie er das liebevoll nannte. In Kürze würden sie wieder ans Horn von Afrika fahren, und eigentlich hatte er schon alles auf Vordermann gebracht. Trotzdem gab es noch eine Menge Dinge zu überprüfen, das fing bei der Haltbarkeitsdauer der gelagerten Batterien an.
    Aber vielleicht hatte er das Telefonat nur falsch interpretiert. Malte hatte Fabian in dieser überheblichen Art auch schon mit Saskia und seiner Mutter reden hören. Doch das machte ja nun gar keinen Sinn, wenn Saskia oder Ute Baumann die Anruferin gewesen wäre. Mit denen hätte Fabian sich garantiert zu Hause getroffen und nicht am Molenfeuer. Nein, Malte glaubte Nora einfach nicht.
    Er zog sein Handy aus der Hosentasche und rief das Adressbuch auf. Das Telefonnetz der Marine war innerhalb der Bundeswehr so konzipiert, dass sich jeder Anruf überprüfen und mithören ließ. Da wollte er mit einem Anruf über den Festnetzapparat keine »Footprints«, oder wie immer man das heutzutage auch nannte, hinterlassen. Er tippte auf den Eintrag, und nur wenig später hörte er es läuten.
    »Nora Brandis.«
    »Nora, meine Liebe. Du klingst so außer Atem. Wobei habe ich dich denn gestört?« Er legte eine gewisse Süffisanz in seine Stimme, die auf der anderen Seite garantiert einen Rechtfertigungsreflex auslöste. Das hatte er sich bei Fabian abgeguckt. Und tatsächlich reagierte Nora wie erwartet.
    »Überhaupt nicht. Ich bin nur gerade dabei, mich zum Sport umzuziehen. Was gibt’s denn?«
    »Zum Sport …« Bewusst ließ Malte diese Worte im Äther nachhallen. »Ich würd auch gern mal mit dir Sport treiben. Da kämen wir beide ganz schön ins Schwitzen, das kann ich dir versprechen.« Er lachte kurz.
    »Wenn du mit deinen dreckigen Phantasien fertig bist, kannst du mir ja verraten, weshalb du anrufst«, forderte Nora. »Ich bin spät dran und hab für so ’nen Kinderkram keine Zeit.«
    »Gut, dann reden wir eben auf die uncharmante Art«, antwortete Malte ebenso knapp. »Die Polizei scheint Fabis Handy nicht gefunden zu haben. Weißt du, wo es ist?«
    »Ich? Wieso soll ich das denn wissen? Ich hab ihn zwei Tage vor seinem Tod das letzte Mal gesehen. Aber er hat es ja immer bei sich gehabt, bestimmt liegt es bei der Polizei. Die untersuchen das doch, hab ich jedenfalls in Filmen gesehen.«
    »Ich glaub, die haben es nicht. Und da sind noch Sachen drauf, die Fabi für mich fotografiert hat, weil mein Akku wieder mal leer war. Kannst du, wenn du bei Baumanns bist, in seinem Zimmer mal gucken?«
    »Warum sollte ich das tun?«
    »Weil es wichtig ist.« Malte hörte Geräusche im Hintergrund, jemand rief: »Nora, kommst du?«
    »Ja, gut, ich guck mal. Jetzt muss ich aber Schluss machen, der Unterricht geht gleich los.«
    »Na, dann viel Spaß beim Tanzen«, feixte Malte.
    »Tanzen? Wie kommst du denn darauf?«, entgegnete Nora erstaunt. »Ich bin beim Judo.«
    Bevor er sich von seiner Überraschung erholt hatte, legte sie auf.
    * * *
    Nora Brandis stieg vom Fahrrad ab. Bis auf die schwache Beleuchtung durch die Straßenlaternen war es inzwischen stockdunkel. Hinter den Fenstern der Häuser suggerierten brennende Lampen wohlige Gemütlichkeit. Nora aber wusste, dass das im wahrsten Sinne oft mehr Schein als Sein war. Sie zog ihre dicken Lammfellfäustlinge aus. Nachdem sie sich selbst schon beim Sport verausgabt hatte, hatte sie sich Cora geschnappt, die ebenfalls täglich eine Menge Bewegung brauchte. Cora war auch artig neben dem Rad hergelaufen, ein rotes Blinklicht am neonfarbenen Halsband, das Nora ihrer Hündin nur in der Dunkelheit umband oder wenn Cora sich auf ungewohntem Terrain bewegte. Einmal hatte sie den Terrier ihrer Freundin zu Besuch gehabt, und der war einfach ausgebüxt. Die Angst, die sie in dieser Nacht ausgestanden hatte, wollte sie um Cora nicht erleben. Darum stand auf dem Halsband ihre Handynummer, nur für den Fall.
    Vom Bürgersteig aus blickte Nora auf das Haus, in dem sie die letzten fünf Jahre ein und aus gegangen war. Undamenhaft zog sie die Nase hoch, beugte sich zu ihrer Hündin hinunter und sagte: »Es nützt nichts, wir müssen da jetzt durch.«
    Cora sah sie aus ihren bernsteinfarbenen Augen an, und ein Lächeln schlich sich auf Noras Gesicht. »Klar, wir packen das«, sagte sie zuversichtlich, schob das Rad aufs Grundstück, schloss es vor der Garage ab, atmete noch einmal tief durch und drückte den

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