Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel
um Fabis Handy«, sagte Malte und bestellte zwei frisch gezapfte Jever bei der Bedienung. »Weißt du, wo es ist?«
Volker spürte, wie ihn für einen Augenblick Panik packte. »Nein.« Die Gedanken in seinem Kopf überschlugen sich. »Meinst du, dass die Polizei es hat?«
»Das glaub ich nicht. Die hätten es garantiert schon untersucht und was gesagt.«
»Vielleicht hat Fabi ja auch alles gelöscht«, sagte Volker hoffnungsvoll. Malte lachte.
»Das glaubst du doch selbst nicht. Du hättest alles gelöscht, aber Fabi doch nicht.« Malte wurde ernst. »Und genau deswegen sind wir hier. Wir müssen rauskriegen, wo Fabis Handy ist. Ob die SD -Karte noch drin ist oder ob er sie rausgenommen und irgendwo deponiert hat. Ich hab schon mit Nora telefoniert, sie soll in Fabis Zimmer mal danach suchen.«
»Und wenn die Polizei das Handy doch hat? Das dauert doch, bis die alles, was da drauf ist, durchgeguckt haben.«
»Mann, du bist aber auch naiv.« Malte machte sich nicht einmal die Mühe, seinen Unmut zu unterdrücken. »Klar dauert es, sämtliche Nachrichten durchzulesen, aber als Erstes gucken die sich doch die Fotos und Videos an. Da wäre die Katze längst aus dem Sack. Wenn die das Handy überhaupt haben, haben sie nichts drauf gefunden. Das hieße dann, er hat die SD -Karte rausgenommen und anderswo deponiert.«
»Wo denn? Auf seiner Kammer?«
»Nee, da nicht. Da bin ich heute früh gleich gewesen. Ich hab natürlich nicht in jedem Winkel nachsehen können, wäre ja aufgefallen, wenn ich alles durchwühlt hätte, aber ich hab in den Schubladen geguckt und unter seinem Laptop – da zumindest hätte ich die Karte versteckt, aber ich hab nichts gefunden. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass er so megavorsichtig gewesen ist, denn, hey, der hat doch nicht im Ansatz damit gerechnet, dass er sterben würde.«
»Du glaubst also, die Polizei hat das Handy nicht. Aber er hat noch damit telefoniert, als wir vorm Seglerheim standen. Irgendwo muss es doch sein.«
»Manchmal stellst du dich dümmer an, als du bist«, sagte Malte kopfschüttelnd und trank einen großen Schluck Bier.
* * *
Schon merkwürdig, wie schnell Gefühle sich ändern können, dachte Christine, als sie am späteren Abend in der Küche ihres Hauses saß und Carsten Steegmann dabei zusah, wie er eine weitere Scheibe des aktuell in Mode gekommenen Eiweißbrotes mit Paprikafrischkäse und Tomate belegte.
War sie im Büro noch bedrückt gewesen angesichts der Heftigkeit, die zu Baumanns Tod geführt hatte, so fühlte sie sich jetzt in Carstens Anwesenheit einfach nur rundherum wohl.
»Soll ich noch etwas Brot aufschneiden? Enthält ja immerhin sehr viel Eiweiß.« Christine schmunzelte angesichts Carstens gutem Appetit.
»Jaja, veräppel mich ruhig«, sagte er gespielt gekränkt. »Ich weiß, dass du auf meine Plauze anspielst. Aber ich darf das jetzt, immerhin habe ich gerade zwei Stunden Tennis gespielt.«
»Natürlich.« Christine schmunzelte noch mehr.
»Nach der ›Schlank-im-Schlaf-Methode‹ soll man abends Eiweiß essen, um in der Nacht Gewicht zu verlieren. Also ist so ein Brot genau das Richtige für mich.« Carsten mimte derart den überzeugten Werbekunden, dass Christine laut loslachte.
»Klar, ich versteh schon. Da schneide ich dir gerne noch eine Scheibe ab.« Sie stand auf.
»Gib mir lieber einen Kuss.« Er zog sie an sich, und sie beugte sich zu ihm hinunter. Sofort fuhr seine Hand unter ihre Bluse und streichelte ihren Rücken. Sie richtete sich auf.
»Also. Möchtest du noch eine Scheibe?«
»Eine Scheibe von dir.«
»Nimm die Gläser und mach uns drüben ein wenig Musik an.«
Als Carsten aufstand, räumte sie den Tisch ab. Was für ein wunderbarer Ausklang des Tages. Carsten, das gemeinsame Abendbrot, dazu ein Glas Wein. Christine seufzte zufrieden. Heute würde Carsten nicht in die Einliegerwohnung seines Hauses fahren, heute war einer jener leider viel zu seltenen Abende, an denen er bei ihr übernachtete.
Leider hatte Christine Carstens Kinder bislang nicht kennengelernt. Aber darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken. Es würde sich sicher bald ergeben. In wenigen Wochen war Weihnachten, so kurz davor war nicht die richtige Zeit für familiäre Einschnitte. Für Marie und Carl war es ohnehin schwierig genug zu verstehen, dass ihre Eltern nicht mehr in einer Wohnung wohnten, da brauchte kurz vor Weihnachten nicht noch eine andere Frau aufzutauchen, die ihnen den Papa streitig machte. Aber auch wenn sie
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