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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Wireman: »Fahr hier raus.«
    »Brauchst du irgendwas von The Gap? Boxershorts? Ein paar T-Shirts mit Taschen?«
    »Sei kein Klugscheißer, fahr einfach auf den Parkplatz, irgendwo unter einem Licht.«
    Ich fuhr den Wagen unter eine Laterne und stellte den Motor ab. Obwohl der Parkplatz ungefähr zu zwei Dritteln besetzt war und ich wusste, dass Candy Brown sich in der Ladezone hinter den Gebäuden an Tina Garibaldi herangemacht hatte, fand ich es hier ziemlich gruselig.
    »Ich denke, ich kann’s einmal erzählen«, sagte Wireman. »Und du hast’s verdient, es zu hören. Weil du gut zu mir warst. Und gut für mich.«
    »Das Kompliment kann ich genauso zurückgeben, Wireman.«
    Seine Hände ruhten auf einer dünnen grauen Mappe, die er aus dem Krankenhaus mitgebracht hatte.Auf dem Karteireiter stand sein Name. Er hob einen Finger, um mich zum Schweigen zu bringen, sah mich dabei aber nicht an - sein Blick blieb starr auf Bealls Department Store gerichtet, der dieses Ende der Mall abschloss. »Ich möchte alles auf einmal loswerden. Ist dir das recht?«
    »Klar.«
    »Meine Geschichte ist wie...« Er wandte sich mir zu, wirkte plötzlich angeregt. Sein linkes Auge war feuerrot und tränte ständig, aber wenigstens war es jetzt ebenso wie das andere auf mich gerichtet. » Muchacho, hast du jemals eine dieser Jubelsendungen über einen Kerl gesehen, der bei Powerball zwei- oder dreihundert Millionen Dollar gewonnen hat?«
    »Klar«, sagte ich. »Hat doch jeder.«
    »Sie holen ihn auf die Bühne, sie überreichen ihm eine riesige Scheckimitation aus Pappe, und was er von sich gibt, ist fast immer Gestammel, aber das ist gut so, denn in einer solchen Situation ist Gestammel angebracht , weil es unglaublich ist, dass jemand all diese Scheißzahlen richtig hat. Absurd. In einer solchen Situation bringt man bestenfalls ein ›Damit fahr ich zur verdammten Disney World‹ heraus. Kannst du mir so weit folgen?«
    »So weit, ja.«
    Wireman ging erneut dazu über, die Leute zu studieren, die zu Bealls hineingingen oder aus dem Gebäude herauskamen, hinter dem Tina Garibaldi zu ihrem Kummer und Schmerz Candy Brown begegnet war.
    »Auch ich habe in der lotería gewonnen. Bloß nicht auf gute Art und Weise. Ich würde eher sagen, dass es ungefähr die allerschlechteste der Welt war. Meine Anwaltstätigkeit habe ich in meinem anderen Leben in Omaha ausgeübt. Ich war bei einer Firma namens Fineham, Dooling und Allen. Witzbolde - zu denen ich mich zählte - haben sie manchmal Findse, Rupfse und Vergisse genannt. In Wahrheit war es eine gute, ehrliche Anwaltsfirma.Wir hatten reichlich zu tun, und ich hatte dort eine gute Stellung. Ich war noch Junggeselle und dachte damals - ich war siebenunddreißig -, das sei vermutlich das mir bestimmte Los. Dann kam der Zirkus in die Stadt, Edgar. Ich meine einen richtigen Zirkus, einen mit Raubkatzen und Trapezkünstlern. Die meisten Artisten waren Ausländer, wie ja so oft. Die Luftakrobaten und ihre Angehörigen stammten aus Mexiko.Auch eine Buchhalterin des Zirkus, Julia Traveres, kam von dort. Sie führte nicht nur die Bücher, sondern fungierte auch als Dolmetscherin für die Trapezkünstler.«
    Er sprach ihren Namen spanisch aus - Chulia .
    »Ich war nicht im Zirkus. Wireman geht gelegentlich zu Rockkonzerten; mit Zirkussen hat er nichts am Hut. Aber nun kommt wieder die Sache mit der Lotterie. Das Büropersonal des Zirkus hat alle paar Tage Zettel aus einem Hut gezogen, um auszulosen, wer Snacks fürs Büro einkaufen musste: Chips, Dips, Kaffee, Mineralwasser. An einem Tag in Omaha hat Julia den markierten Zettel gezogen. Als sie auf dem Parkplatz des Supermarkts auf dem Rückweg zu ihrem Van war, hat ein Lieferwagen, der mit überhöhter Geschwindigkeit abgebogen ist, eine Schlange Einkaufswagen gerammt - du weißt, wie sie hintereinander aufgereiht werden?«
    »Ja.«
    »Okay. Peng! Die Wagen rollen zehn Meter weit, treffen Julia, brechen ihr das Bein. Sie hat sie nicht kommen gesehen und hatte keine Chance, ihnen auszuweichen. Zufällig saß ganz in der Nähe ein Cop in seinem Streifenwagen und hat sie schreien gehört. Er hat sofort einen Krankenwagen gerufen. Und er hat den Lieferwagenfahrer blasen lassen. Der Mann hat eins Komma sieben geblasen.«
    »Ist das viel?«
    »Ja, muchacho . In Nebraska bedeutet eins Komma sieben: Ziehe keine zweihundert Dollar ein, gehe direkt zu Betrunken. Der Fahrer wanderte ins Gefängnis. Auf Anraten des Arztes, der sie in der Notaufnahme versorgt hatte,

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