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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Sommer 1926 waren Daves Schulden einfach zu hoch. Nicht einmal seine alten Freunde konnten ihn noch retten.«
    »Also ist er bei Nacht und Nebel verschwunden.«
    »Dave Davis ist verschwunden, aber nicht bei Nacht und Nebel. Das wäre nicht sein Stil gewesen. Im Oktober 1926, weniger als einen Monat nachdem der Hurrikan Esther sein Lebenswerk schwer beschädigt hatte, bestieg er mit einem Leibwächter und seiner neuen Gefährtin, zufällig eine Badeschönheit von Mack Sennett, ein Schiff nach Europa. Die Badenixe und der Leibwächter erreichten Gay Paree, aber Davis kam nie dort an. Er verschwand während der Überfahrt spurlos auf See.«
    »Ist das eine wahre Geschichte?«
    Mary hob ihre rechte Hand zum Pfadfindergruß, bei dem nur die zwischen Zeige- und Mittelfinger glimmende Zigarette etwas störte. »Großes Ehrenwort. Im November 1926 hat gleich dort drüben ein Gedenkgottesdienst stattgefunden.« Sie zeigte auf die Stelle, wo der Golf zwischen zwei leuchtend rosa Art-déco-Gebäuden glitzerte. »Mindestens vierhundert Personen haben daran teilgenommen, darunter meines Wissens viele Frauen mit einer auffälligen Vorliebe für Straußenfedern. Einer der Redner war John Eastlake. Er hat einen Kranz aus Tropenblumen ins Meer geworfen.«
    Sie seufzte, und mich umwehte eine Alkoholfahne. Ich bezweifelte nicht, dass die Lady einiges vertrug; ich bezweifelte jedoch auch nicht, dass sie an diesem Nachmittag nicht weit davon entfernt war, angesäuselt, wenn nicht regelrecht betrunken zu sein.
    »Eastlake war bestimmt traurig über den Tod seines Freundes«, sagte sie, »aber ich wette, dass er sich dazu gratuliert hat, den Hurrikan Esther überlebt zu haben. Ich wette, dass sie das alle getan haben. Er konnte nicht ahnen, dass er weniger als sechs Monate später weitere Kränze ins Meer werfen würde. Nicht nur eine Tochter fort, sondern zwei. Sogar drei, wenn man die älteste Tochter mitzählt. Sie ist nach Atlanta durchgebrannt. Mit einem Betriebsleiter aus einer von Daddys Fabriken, wenn ich mich recht erinnere. Obwohl das natürlich nicht damit vergleichbar ist, zwei im Golf zu verlieren. Gott, das muss schlimm gewesen sein!«
    »SIE SIND FORT«, sagte ich, als mir die Schlagzeile einfiel, die Wireman zitiert hatte.
    Sie musterte mich scharf. »Sie haben also selbst recherchiert?«
    »Nicht ich, Wireman. Er war neugierig in Bezug auf die Frau, deren Betreuung er übernommen hatte. Ich glaube nicht, dass er von der Verbindung zu diesem Dave Davis weiß.«
    Sie wirkte nachdenklich. »Wie viel Elizabeth davon wohl noch weiß?«
    »Heutzutage weiß sie nicht einmal ihren eigenen Namen«, sagte ich.
    Mary starrte mich prüfend an, dann wandte sie sich vom Fenster ab, holte ihren Aschenbecher und drückte die Zigarette aus. »Alzheimer? Das hört man gerüchteweise.«
    »Ja.«
    »Tut mir verdammt leid, das zu hören. Die unheimlicheren Einzelheiten von Dave Davis’ Story verdanke ich ihr, wissen Sie. In besseren Zeiten bin ich ihr in der Kunstszene ständig begegnet. Und ich habe viele der Künstler interviewt, die in Salmon Point gewohnt haben. Aber Sie nennen das Haus anders, nicht wahr?«
    »Big Pink.«
    Sie lächelte. »Ich wusste, dass es etwas Niedliches war.«
    »Wie viele Künstler haben dort gewohnt?«
    »Oh, viele. Sie sind gekommen, um in Sarasota oder Venice Vorträge zu halten, vielleicht sogar, um zu malen - obwohl die in Salmon Point wohnenden Künstler herzlich wenig gemalt haben. Für die meisten von Elizabeth’ Gästen dürfte der Aufenthalt auf Duma Key kaum mehr als ein kostenloser Urlaub gewesen sein.«
    »Sie hat das Haus kostenlos zur Verfügung gestellt?«
    »O ja«, antwortete sie mit einem ziemlich ironischen Lächeln. »Der Sarasota Arts Council hat die Vortragshonorare übernommen, und Elizabeth hat im Allgemeinen die Unterkunft gestellt - das Big Pink, ehemals Salmon Point. Aber Sie haben nicht von diesem Deal profitiert, stimmt’s? Vielleicht nächstes Mal.Vor allem nachdem Sie dort tatsächlich arbeiten . Ich könnte Ihnen ein halbes Dutzend Künstler nennen, die in diesem Haus gewohnt und niemals auch nur einen Pinsel eingetaucht haben.« Sie marschierte zum Sofa, setzte ihr Glas an den Mund und nahm einen kleinen Schluck. Nein, einen großen.
    »Elizabeth hat eine Skizze von Dalí, die im Big Pink entstanden ist«, sagte ich. »Ich habe sie mit eigenen Augen gesehen.«
    Marys Augen glitzerten. »O ja, natürlich. Dalí. Ihm hat’s hier wunderbar gefallen, aber selbst er ist nicht lange

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