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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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dass du das sagen würdest«, sagte Jack und zog mich weiter. »Komm schon, komm schon, wenn wir nicht losfahren, schaffen wir’s nie vor dem Berufsverkehr.«
    »Wer? Wer war’s sonst, wenn Wireman den Termin nicht vereinbart hat?«
    »Dein anderer Freund. Der große Schwarze. Mann, der hat mir gefallen, er war total chilly .«
    Wir hatten den Malibu erreicht, und Jack hielt mir die Beifahrertür auf, aber ich blieb einen Augenblick lang nur stehen und starrte ihn wie vom Donner gerührt an. »Kamen?«
    »Ja. Dr. Hadlock und er sind auf dem Empfang nach deinem Vortrag ins Gespräch gekommen, und Dr. Kamen hat rein zufällig erwähnt, dass es ihm Sorgen macht, dass du noch nicht wie versprochen beim Arzt warst. Dr. Hadlock hat sich erboten, dich zu untersuchen.«
    »Erboten«, sagte ich.
    Jack nickte und lächelte im hellen Sonnenschein Floridas. Unwahrscheinlich jung, mit einem kanariengelben Exemplar von Bestattungswesen für Dummies unter einen Arm geklemmt. »Hadlock hat Dr. Kamen erklärt, sie dürften nicht zulassen, dass einem so wichtigen neu entdeckten Talent etwas zustoße. Und ich bin ganz ihrer Meinung, um das mal festzuhalten.«
    »Danke für die Blumen, Jack.«
    Er lachte. »Du bist ein Trip, Edgar.«
    »Darf ich annehmen, dass ich auch chilly bin?«
    »Klar doch, der reinste Kühlschrank. Jetzt steig ein, damit wir über die Brücke kommen, solange wir noch können.«
     
     
     
     
     
     
    III Tatsächlich erreichten wir Dr. Hadlocks Praxis in der Beneva Road auf die Minute pünktlich. Freemantles Lehrsatz über Wartezeiten in Arztpraxen besagt, dass man zum Bestelltermin eine halbe Stunde hinzuzählen muss, um bald nach dem Eintreffen dranzukommen, aber in diesem Fall wurde ich angenehm überrascht. Die Sprechstundenhilfe rief mich nach nur zehn Minuten auf und führte mich in einen freundlichen Untersuchungsraum, in dem ein Poster zu meiner Linken ein in Fett ertrinkendes Herz zeigte und eines zu meiner Rechten eine Lunge, die aussah wie gegrillt. Die Tafel mit dem Sehtest geradeaus vor mir war eine Erleichterung, auch wenn ich nach der sechsten Zeile nicht mehr viel erkennen konnte.
    Eine Arzthelferin kam herein, steckte mir ein Thermometer unter die Zunge, zählte meinen Puls, wickelte die Manschette eines Blutdruckmessgeräts um meinen Arm, pumpte sie auf und studierte die Anzeige. Als ich nach meinen Werten fragte, lächelte sie unverbindlich und sagte: »Passabel.« Dann zapfte sie mir Blut ab. Danach zog ich mich mit einem Plastikbecher auf die Toilette zurück und schickte Kamen böse Gedanken, während ich den Reißverschluss meiner Hose öffnete. Auch ein Einarmiger kann eine Urinprobe abgeben, aber die Unfallgefahr ist erheblich größer.
    Als ich ins Untersuchungszimmer zurückkam, war die Arzthelferin fort. Sie hatte einen mit meinem Namen beschrifteten Ordner dagelassen. Neben dem Ordner lag ein roter Kugelschreiber. Ich fühlte ein Stechen in meinem Armstumpf. Ohne darüber nachzudenken, was ich tat, nahm ich den Kugelschreiber und schob ihn in die Hosentasche. In meiner Hemdtasche steckte ein blauer Bic. Ich zog ihn heraus und legte ihn an die Stelle, wo der rote Kugelschreiber gelegen hatte.
    Und was willst du sagen, wenn sie zurückkommt?, fragte ich mich. Dass die Kugelschreiberfee reingekommen ist und beschlossen hat, ihn zu vertauschen?
    Bevor ich diese Frage beantworten konnte - oder mir überlegen, wieso ich den roten Kugelschreiber geklaut hatte -, kam Gene Hadlock herein und streckte mir die Hand hin. Seine linke Hand... die in meinem Fall die Rechte war. Ich merkte, dass er mir weit sympathischer war, wenn er nicht gemeinsam mit Principe, dem spitzbärtigen Neurologen, auftrat. Er war ungefähr sechzig, etwas dicklich, mit einem weißen Schnurrbart im Zahnbürstenformat und angenehmen Praxismanieren. Ich musste mich bis auf die Unterhose ausziehen, und er untersuchte ziemlich ausführlich mein rechtes Bein und die rechte Körperhälfte. Er stupste mich an mehreren Stellen an und fragte, ob das wehtue. Er fragte, welche Schmerzmittel ich nahm, und schien überrascht zu sein, als ich ihm erklärte, ich käme mit Aspirin aus.
    »Ich möchte Ihren Stumpf untersuchen«, sagte er. »Ist das in Ordnung?«
    »Ja. Aber seien Sie bitte vorsichtig.«
    »Ich tue mein Bestes.«
    Ich saß mit meiner linken Hand auf meinem nackten linken Oberschenkel da und starrte die Tafel mit dem Sehtest an, während Hadlock mir eine Hand auf die Schulter legte und mit der anderen meinen Stumpf

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