Wahn - Duma Key
Infektion aufweisen. Aber alles scheint in Ordnung zu sein.«
»Ich bin einfach noch nicht so weit, denke ich.«
»Das ist in Ordnung. Völlig in Ordnung. Wenn ich Ihr Arbeitspensum bedenke, meine ich doch, dass hier die Redensart zutrifft: ›Was nicht kaputt ist, braucht keine Reparatur. ‹ Ihre Gemälde... bemerkenswert. Ich kann es kaum erwarten, sie in der Scoto ausgestellt zu sehen. Ich bringe meine Frau mit. Sie ist schon ganz aufgeregt.«
»Großartig«, sagte ich. »Vielen Dank.« Das klang schlapp, zumindest in meinen Ohren, aber ich wusste noch immer nicht recht, was ich auf solche Komplimente antworten sollte.
»Dass ausgerechnet Sie als zahlender Mieter in Salmon Point wohnen, ist eine betrübliche Ironie des Schicksals«, sagte Hadlock. »Elizabeth hat dieses Haus jahrelang - aber das wissen Sie vielleicht - Künstlern als Refugium zur Verfügung gestellt. Dann wurde sie krank und hat ihre Einwilligung gegeben, dass es ganz normal vermietet wurde … allerdings mit einer Mindestmietdauer von drei Monaten. Sie wollte nicht, dass Frühlingsurlauber dort Partys feiern. Nicht dort, wo Salvador Dalí und James Bama einst ihre berühmten Köpfe zur Ruhe gebettet haben.«
»Das kann ich ihr nicht verübeln. Das Haus hat etwas Besonderes.«
»Ja, aber nur wenige der dort wohnenden berühmten Künstler haben etwas Besonderes geschaffen. Dann kreuzt der zweite ›normale‹ Mieter auf - ein Bauunternehmer aus Minneapolis, der sich von einem Unfall erholt - und... nun, Elizabeth muss überglücklich gewesen sein.«
»In der Baubranche haben wir das ›mit der Kelle dick auftragen‹ genannt, Dr. Hadlock.«
»Gene«, sagte er. »Und die Leute, die Ihren Vortrag gehört haben, denken anders darüber. Sie waren wundervoll. Ich hätte mir nur gewünscht, Elizabeth hätte dabei sein können. Wie stolz sie auf Sie gewesen wäre!«
»Vielleicht kann sie zur Vernissage kommen.«
Gene Hadlock schüttelte sehr langsam den Kopf. »Das glaube ich nicht. Sie hat erbittert gegen ihren Alzheimer gekämpft, aber irgendwann siegt die Krankheit doch. Nicht weil der Patient schwach ist, sondern weil er eine Erkrankung wie MS ist. Oder wie Krebs. Sobald die ersten Symptome auftreten - meist als Verlust des Kurzzeitgedächtnisses -, fängt die Uhr an zu ticken. Ich fürchte, Elizabeth’ Zeit ist abgelaufen, und das tut mir sehr leid. Mir ist klar, und ich denke, allen Zuhörern Ihres Vortrags war bewusst, dass dieser ganze Wirbel Ihnen Unbehagen bereitet...«
»Das können Sie laut sagen!«
»… aber wäre sie dabei gewesen, hätte sie ihn Ihretwegen genossen. Ich habe sie fast mein ganzes Leben lang gekannt und kann Ihnen sagen, dass sie alles überwacht hätte, inklusive der Hängung jedes einzelnen Bildes in der Galerie.«
»Ich wollte, ich hätte sie damals gekannt«, sagte ich.
»Sie war ein Phänomen. Als sie fünfundvierzig und ich zwanzig war, haben wir als gemischtes Doppel das Tennisturnier in The Colony auf Longboat Key gewonnen. Ich war damals in den Semesterferien zu Hause. Den Pokal habe ich noch heute. Ihrer steht bestimmt auch noch irgendwo herum.«
Das erinnerte mich an etwas - Sie finden ihn bestimmt -, aber bevor ich diese Erinnerung zu ihrem Ursprung zurückverfolgen konnte, fiel mir etwas anderes ein. Etwas aus jüngerer Vergangenheit.
»Dr. Hadlock... Gene, hat Elizabeth jemals selbst gemalt? Oder gezeichnet?«
»Elizabeth? Niemals.« Und er lächelte.
»Wissen Sie das bestimmt?«
»Todsicher. Ich habe sie einmal danach gefragt und kann mich noch sehr gut an die Situation erinnern. Das war, als Norman Rockwell zu einem Vortrag nach Sarasota gekommen ist. Er hat nicht draußen in ihrem Haus gewohnt; er ist im Ritz abgestiegen. Norman Rockwell - mit Pfeife und allem!« Gene Hadlock schüttelte den Kopf, und sein Lächeln wurde breiter. »Großer Gott, war das eine Kontroverse, dieser Aufschrei, als der Arts Council bekannt gab, dass Mr. Saturday Evening Post persönlich erscheinen wird. Das war Elizabeth’ Idee, und sie hat den dadurch ausgelösten Wirbel genossen. Sie hat behauptet, sie hätte leicht das Ben-Hill-Griffin-Stadion füllen können...« Er sah meinen verständnislosen Blick. »Es gehört der University of Florida. ›Der Sumpf, den nur Alligatoren lebend verlassen‹?«
»Falls Sie von Football reden, beginnt mein Interesse bei den Vikings und endet mit den Packers.«
»Der springende Punkt ist, dass ich sie während des Wirbels um Rockwell - dessen Vortrag tatsächlich
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