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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Auskunft hatte niemand aus unserem Freundes- und Familienkreis eine meiner Zeichnungen mitgenommen, außer Bozie, Tom und Xander Kamen. Für Tom und Kamen war es zu spät, und ich hätte viel darum gegeben, daran etwas ändern zu können, aber Bozie hatte versprochen, seine zu verbrennen, weshalb das inzwischen in Ordnung war. Selbst Jack war nicht in Gefahr, weil er seinen kleinen Diebstahl gestanden hatte. Ich fand es ausgesprochen clever von Wireman, dass er ihn gefragt hatte. Ich war nur verwundert gewesen, dass er nicht gefragt hatte, ob ich Jack selbst eine meiner Arbeiten ge…
    Augenblicklich wurde mein Atem in meiner Kehle zu scharfkantigen Glassplittern. Jetzt wusste ich, was ich vergessen hatte. Mitten in der Nacht, während draußen ein Sturm heulte, war ich so auf die gottverdammte Ausstellung fixiert gewesen, dass ich nie richtig darüber nachgedacht hatte, wem ich vielleicht vor der Ausstellung eine Arbeit von mir geschenkt hatte.
    Kann ich das Bild haben?
    Mein Gedächtnis, das noch immer dazu neigte, störrisch zu sein, überraschte mich manchmal mit Ausbrüchen von Brillanz in Technicolor. So auch dieses Mal. Ich sah Ilse, bekleidet mit Shorts und Shell Top, barfuß im Little Pink stehen. Sie stand vor meiner Staffelei. Ich musste sie bitten, zur Seite zu treten, damit ich sehen konnte, welches Bild sie so sehr faszinierte. Eine Zeichnung, an deren Anfertigung ich mich nicht einmal erinnern konnte.
    Kann ich das Bild haben?
    Als sie zur Seite trat, sah ich ein kleines Mädchen, das ein Tenniskleid trug. Sie kehrte uns den Rücken zu, war aber der Mittelpunkt des Bildes. Ihre roten Haare kennzeichneten sie als Reba, meinen kleinen Schatz, jene alte Freundin aus meinem anderen Leben.Trotzdem war sie zugleich auch Ilse - Ruderboot-Ilse - und Elizabeth’ große Schwester Adriana, denn es war Adrianas Tenniskleid, das mit den blassblauen Schleifchen am Rocksaum. (Das konnte ich nicht wissen, aber ich wusste es trotzdem; das gehörte zu den Informationen, die aus den Zeichnungen, die Elizabeth noch als Libbit angefertigt hatte, flüsternd zu mir aufgestiegen waren.)
    Kann ich das Bild haben? Ich will genau dieses.
    Oder etwas wollte, dass sie genau dieses wollte.
    Danach habe ich Ilse angerufen, hatte Pam gesagt . Ich wusste nicht, ob ich sie erreichen würde, aber sie war gerade eben angekommen.
    Um die Füße des Puppenmädchens herum lagen lauter Tennisbälle. Weitere wurden von der zahmen Brandung an Land getragen.
    Sie klang müde, aber ihr geht’s gut.
    Stimmte das? Stimmte das wirklich? Ich hatte ihr dieses verdammte Bild geschenkt. Sie war meine Miss Cookie, und ich konnte ihr nichts abschlagen. Ich hatte ihm sogar einen Titel gegeben, weil Ilse gesagt hatte, Künstler müssten ihren Bildern immer einen geben. Das Spiel ist aus, hatte ich ihr erklärt, und jetzt hallten diese Worte durch meinen Kopf wie eine Glocke.
     
     
     
     
     
     
    IV Im Gästezimmer gab es kein Telefon, deshalb schlich ich hinaus in den Korridor, wobei ich meine silberne Harpune fest umklammert hielt. Obwohl ich Ilse dringend erreichen musste, nahm ich mir einen Augenblick Zeit, um durch die offene Tür auf der anderen Seite des Flurs zu sehen. Wireman lag wie ein gestrandeter Wal auf dem Rücken und schnarchte friedlich. Seine silberne Harpune lag neben dem Glas Wasser auf seinem Nachttisch.
    Ich ging an dem Familienporträt vorbei, stieg die Treppe hinunter und betrat die Küche. Hier waren das Brausen des Windes und das Tosen der Brandung lauter als je zuvor. Ich nahm den Telefonhörer ab und hörte … nichts.
    Natürlich. Denkst du, Perse würde die Tele fone vernachlässigen?
    Dann sah ich mir den Hörer genauer an und entdeckte Knöpfe für zwei Leitungen. Zumindest in der Küche reichte es offenbar nicht aus, nur den Hörer abzunehmen. Ich schickte ein stummes Stoßgebet gen Himmel, drückte auf den mit LINE 1 bezeichneten Knopf und wurde mit einem Wählton belohnt. Als ich den Daumen über das Tastenfeld bewegen wollte, merkte ich, dass ich Ilses Telefonnummer vergessen hatte. Mein Adressbuch lag drüben im Big Pink, und ihre Telefonnummer war mir komplett entfallen.
     
     
     
     
     
     
    V Das Telefon begann wie eine Sirene zu heulen. Es war klein - ich hatte den Hörer auf die Arbeitstheke gelegt -, doch in der halbdunklen Küche klang es ziemlich laut und ließ mich an schlimme Dinge denken. Streifenwagen, die auf Gewalttaten reagierten. Krankenwagen, die zu Unfallorten rasten.
    Ich drückte den

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