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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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oft sie ohnehin defekt ist, müsste das eine Kleinigkeit sein.« Ich sah erneut übers dunkle Meer hinaus und dachte an Tom Riley, der wieder in Ordnung hätte sein sollen. Der wieder in Ordnung gewesen war , verdammt noch mal. »Ich wünschte nur, ich könnte mir für heute Nacht einen erholsamen Schlaf zeichnen.«

WIE MAN EIN BILD ZEICHNET (IX)
    Suchen Sie das Bild im Bild. Es ist nicht immer leicht zu finden, aber es ist immer da. Und wenn man es übersieht, übersieht man womöglich das Wichtigste. Das weiß ich besser als jeder andere, denn als ich damals das Foto von Carson Jones und meiner Tochter - von Smiley und seinem Punkin - betrachtet habe, glaubte ich zu wissen, wonach ich Ausschau halten musste, und habe die Wahrheit übersehen. Weil ich ihm nicht traute? Richtig, aber das ist beinahe komisch. Die Wahrheit war, dass ich keinem Mann getraut hätte, der sich anmaßte, mir meinen kleinen Liebling, meine liebste Tochter, meine Ilse wegzunehmen.
    Ich hatte ein Foto von ihm allein gefunden, bevor ich das eine entdeckte, das sie miteinander zeigte, aber ich hatte mir eingeredet, dass ich dieses Bild nicht wollte, weil es mir nichts nützen würde, denn um seine Absichten gegenüber meiner Tochter zu erkennen, würde ich sie mit meiner magischen Hand als Paar berühren müssen.
    Ich stellte bereits damals Vermutungen an, müssen Sie wissen. Unzutreffende.
    Hätte ich das erste Bild - Carson Jones in seinem T-Shirt der Twins - berührt, es wirklich gesucht, hätten die Dinge sich vielleicht anders entwickelt. Ich hätte vielleicht seine grundlegende Harmlosigkeit gespürt. Sogar ziemlich bestimmt. Aber ich ignorierte dieses Foto. Und ich habe nie hinterfragt, weshalb ich sie, wenn er für sie gefährlich war, allein gezeichnet hatte, wie sie auf all diese im Wasser treibenden Tennisbälle hinaussah.
    Weil das kleine Mädchen in dem Tenniskleid natürlich sie war. Fast alle Mädchen, die ich während meines Aufenthalts auf Duma Key malte oder zeichnete, stellten sie dar, selbst diejenigen, die vorgaben, Reba, Libbit oder - in einem Fall - Adriana darzustellen.
    Es gab nur eine Ausnahme: die rote Robe.
    Sie.
    Als ich das Foto von Ilse und ihrem Freund berührt hatte, hatte ich eine Todesahnung gespürt - ich hatte sie mir damals nicht eingestanden, trotzdem war sie da gewesen. Meine fehlende Hand hatte Tod gespürt, der wie Regen in dichten Wolken hing.
    Ich hatte angenommen, dass Carson Jones meiner Tochter Böses wollte, und deshalb versucht, sie von ihm fernzuhalten. Aber er war nie das Problem. Perse wollte mich aufhalten - sobald ich Libbits alte Zeichnungen und Buntstifte gefunden hatte, war sie verzweifelt bemüht, mich zum Aufhören zu zwingen, glaube ich -, aber Carson Jones war niemals Perses Waffe. Selbst der arme Tom Riley war nur ein Lückenbüßer, ein Notbehelf.
    Das Bild war da, aber ich habe falsche Vermutungen angestellt und die Wahrheit verfehlt: Der Tod, den ich spürte, kam nicht von ihm. Er hing über ihr .
    Und ein Teil meines Ich muss gewusst haben, dass ich die Wahrheit verfehlt hatte.
    Weshalb hätte ich sonst diese verdammten Tennisbälle gezeichnet?

16
    Das Spiel ist aus
    I Wireman bot mir eine Lunesta an, damit ich schlafen konnte. Ich war schwer in Versuchung, lehnte jedoch ab. Aber ich nahm mir eine der silbernen Harpunen, und Wireman folgte meinem Beispiel. Mit seinem behaarten Bauch, der etwas über die blauen Boxershorts hinausquoll, und einer von John Eastlakes Spezialwaffen in der Rechten sah er aus wie eine ulkige Alltagsversion des Liebesgottes Amor. Der Wind war unterdessen noch stürmischer geworden; er brauste die Seiten des Hauses entlang und pfiff um die Ecken.
    »Schlafzimmertüren offen, richtig?«, fragte er.
    »Korrekt.«
    »Und falls nachts irgendwas passiert, schreist du wie der Teufel.«
    »Verstanden, Houston. Du tust das Gleiche.«
    »Ist Jack wirklich außer Gefahr, Edgar?«
    »Wenn er die Skizze verbrennt, kann ihm nichts passieren.«
    »Kommst du damit zurecht, was deinen Freunden zugestoßen ist?«
    Kamen, der mich gelehrt hatte, seitwärts zu denken.Tom, der mich aufgefordert hatte, nicht auf den Heimvorteil zu verzichten. Kam ich damit zurecht, was meinen Freunden zugestoßen war?
    Nun, ja und nein. Ich war traurig und wie betäubt, aber ich wäre ein Lügner, wenn ich nicht zugäbe, dass ich auch eine gewisse klammheimliche Erleichterung verspürte; in mancher Beziehung sind wir Menschen eben komplette Arschlöcher. Weil Kamen und Tom mir zwar nahe-,

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